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Du willst nur das Beste? Voilà:
Siri ist stumm. Siri ist dumm. Siri fehlt.
Als ich kürzlich zur Präsentation des neuen Apple TV nach Mailand reiste*, war ich auf vieles gefasst. Auch darauf, dass mir Apples nette PR-Leute schonungsvoll verklickern würden, dass bei der neuen Fernseh-Set-Top-Box eines der wichtigsten Features hierzulande fehle.
* (siehe Disclaimer am Ende des Beitrags)
Die meisten Apple-Nutzer verbindet eine Hassliebe mit Siri. Zwar lauert die virtuelle Assistentin auf jedem iPhone (und anderen iOS-Geräten). Doch so richtig warm geworden sind wir bislang nicht mit ihr.
Zumindest nicht in der deutschsprachigen Schweiz. Denn Siri versteht nicht Schweizerdeutsch. Und wer will schon im eigenen Wohnzimmer eine Fremdsprache sprechen? Etwa dann, wenn es um höchst intime Dinge wie etwa das abendliche Fernsehprogramm geht.
Von daher dürfte es viele Eidgenossen kalt lassen, dass Siri nicht auf dem neuen Apple TV zur Verfügung steht. Noch nicht.
Dass Apple Siri in naher Zukunft mit Schweizerdeutsch-Kenntnissen ausstattet, muss angesichts der vielen verschiedenen Dialekte (und des vergleichsweise kleinen Marktes) bezweifelt werden. Falls es doch so weit kommt, dürften die Kalifornier von mir aus gerne wieder den Marketing-Claim «Zukunft des Fernsehens» hervorholen.
Interessant: Swisscom hat diesen Herbst angekündigt, dass die neue Set-Top-Box Swisscom TV 2.0, respektive die Fernbedienung, nach einem Update 2016 Schweizerdeutsch verstehen wird.
Ob wir auf viel verzichten müssen, sei dahin gestellt. Das Urteil von deutschen Journalisten-Kollegen zu Siri fällt jedenfalls zwiespältig aus. Zum einen wird die halb schlaue Sprachassistentin dafür gelobt, dass sie das Suchen nach Filmen erleichtert. Statt den gesuchten Begriff mühsam einzutippen, hält man die Mikrofon-Taste auf der Fernbedienung gedrückt und spricht los. Doch gebe es gelegentlich auch Verständnisprobleme – und da befinden wir uns wieder auf bekanntem Terrain. Kommt hinzu, dass Siri in ihrer Rolle als Fernseh-Assistentin ziemlich passiv ist: Sie hört zu, sagt aber nichts.
Schwerer scheint zu wiegen, dass die Suchfunktion massiv eingeschränkt ist. Oder wie Christian Fröhlich vom «Stern» schrieb:
In der Bildstrecke sind einige persönliche Eindrücke zusammengefasst.
Mittlerweile gibt es über 1000 Apps für Apple TV – und es werden täglich mehr. Zu meiner grossen Freude ist Plex bereits dabei.
Plex ermöglicht es, die eigene Filmsammlung (wie auch TV-Serien, Fotos und Musik) auf den grossen Bildschirm zu bringen und streamt die Inhalte auf (fast) jedes gewünschte Gerät.
Dabei dürfen die Medien-Dateien im Gegensatz zu iTunes in allen möglichen Formaten vorliegen und können irgendwo gespeichert sein: Sei dies auf einem NAS (Netzwerk-Festplatte), einem zum Media-Center umfunktionierten PC oder einem anderen Gerät im Netzwerk.
Als Nicht-Gamer, der mittlerweile bei vielen iOS-Games von der achtjährigen Tochter geschlagen wird, kann ich nur eine Empfehlung abgeben: «Crossy Road» zu zweit daddeln macht richtig Spass. Man braucht dafür aber einen zusätzlichen Controller oder eine zweite Fernbedienung. Beides kostet im Apple-Universum extra.
Besonders hochauflösende Filme (UltraHD oder 4K genannt) kann das neue Apple TV nicht abspielen. Ist das ein Problem?
Natürlich ist es ärgerlich, wenn eine vergleichsweise teure Set-Top-Box ein Feature nicht an Bord hat, im Gegensatz zur Konkurrenz. Aber vermissen wird es vorläufig kaum jemand. Full HD (= 1080p oder 1920 mal 1080 Pixel Auflösung) genügt auch auf grossen Fernsehern. Erst bei riesigen, 4K-tauglichen Geräten wäre es «Nice to Have».
Unschön ist natürlich, dass mit den neuen iPhones (6S und 6S Plus) Videos in 4K-Auflösung gedreht werden können.
Auch wenn Apple mit seiner neuen Set-Top-Box genau dies verspricht: Die Zukunft des Fernsehens ist nicht da. Noch nicht!
Für den wirklich grossen Wurf genügt es nicht, Apps auf den Fernseher zu bringen. Zum einen sind sie längst dort angekommen, wie der Blick auf die (Android-)Konkurrenz zeigt. Zum andern garantieren die einzelnen Apps nicht per se ein geniales Gesamterlebnis.
Erst wenn alle möglichen (und gewünschten) Inhalte als App vorliegen und man diese über eine zentrale Suchfunktion einfach finden kann, wird das Bedienen zum Vergnügen.
Das neue Apple TV punktet wie zu erwarten bei der Benutzerfreundlichkeit und mit der Liebe zum Detail. Die Benutzeroberfläche kommt schlank und aufgeräumt daher, das Navigieren mit dem Touchpad geht nach einer kurzen Angewöhnungsphase in Fleisch und Blut über.
Überhaupt ist die neue Fernbedienung ein kleines, aber feines Highlight. Sie liegt gut in der Hand und reagiert präzise. Ob sich das Teil als Game-Controller durchsetzt, wird man erst später sehen.
Apple hat sich wohl wegen des beginnenden Weihnachtsgeschäfts entschieden, Apple TV 4 auch ohne Siri auszuliefern. Wie bei der Apple Watch können noch fehlende Features später durch Software-Updates nachgeliefert werden. Und natürlich hofft man auch auf die starke Entwicklergemeinde, die den App Store weiter beleben soll.
An dieser Stelle muss ich doch noch einmal auf der fehlenden Sprachsteuerung herumhacken. Was schon viel bringen würde, wäre die Remote-App von Apple, die es bereits fürs iPhone und Co gibt. Das praktische Tool ist bislang nicht mit Apple TV 4 kompatibel.
Insgesamt handelt es sich um ein gelungenes Upgrade. Wer sich bereits mit dem iPhone oder anderen iOS-Geräten im Apple-Universum bewegt und Inhalte bequem auf den Fernseher bringen will, ist damit gut beraten. Wobei dies wie bei Apple gewohnt ein bisschen mehr kostet.
Unverständlich ist, dass man für ein kleines (aber wichtiges) Zubehör wie der Sicherungsbändel für die Fernbedienung extra zur Kasse gebeten wird. Und wer Apple TV als Spielkonsolen-Ersatz ins Auge fasst, muss ebenfalls mit ziemlichen Mehrkosten rechnen.
Disclaimer: Apple stellt dem watson-Redaktor die Set-Top-Box Apple TV als langfristige Leihgabe zur Verfügung. Zur Lancierung wurde der Schreibende zusammen mit anderen Schweizer Journalisten nach Mailand zu einer Präsentation eingeladen. Um neue Apps ausprobieren zu können, gab es einen 20-Franken-Gutschein (für iTunes).