Die grosse KI-Revolution bei Apple bleibt vorerst aus. Wie der renommierte Bloomberg-Reporter und Apple-Experte Mark Gurman berichtet, plant das Unternehmen zwar zahlreiche neue Funktionen für seine Betriebssysteme iOS 18 sowie macOS. Die Neuerungen sollen aber weniger beeindruckend ausfallen als die von Konkurrenten wie Microsoft, Google und OpenAI vorgestellten Funktionen, schreibt der bestens vernetzte Gurman.
Auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC in zwei Wochen werde Apple daher «einen anderen Ansatz für Künstliche Intelligenz vorstellen». Die «Super»-Funktionen überlasse Apple den anderen Unternehmen.
Der iPhone-Konzern wolle Anwendungen vorstellen, die Konsumenten in ihrem täglichen Leben nutzen können. Genau das Gleiche sagen natürlich auch die Rivalen über ihre KI-Funktionen.
Apple wolle laut Gurman unter anderem Methoden vorstellen, Sprachnotizen mithilfe von KI transkribieren zu lassen, Fotos zu retuschieren und die Suche per Spotlight auf seinen Geräten schneller und zuverlässiger zu machen. Die Künstliche Intelligenz soll zudem automatische Antworten auf E-Mails und Textnachrichten vorschlagen.
Es gibt offenbar auch keinen von Apple entwickelten Chatbot, zumindest noch nicht. Apple werde daher an der WWDC eine Partnerschaft mit ChatGPT-Entwicklerin OpenAI verkünden. Zuvor habe Apple auch mit Google verhandelt, wobei diese Gespräche weiterhin laufen würden.
Apples Rivale Samsung setzt bei seinen Galaxy-Smartphones seit diesem Jahr auf Googles KI-Modell Gemini.
Der Deal mit OpenAI erkaufe Apple Zeit, bis man eigene, konkurrenzfähige KI-Lösungen entwickelt habe, meint Gurman. Der Deal mit nur einem KI-Anbieter sei aber auch riskant, weil man sich so von OpenAI, das wiederum von Microsoft finanziert wird, abhängig mache. Deshalb würden im Hintergrund weiter Gespräche mit Google laufen.
Verbesserungen soll es auch bei Siri geben, heisst es weiter. Apples KI-Assistentin soll künftig natürlicher klingende Antworten geben können. Das sei durch eine Weiterentwicklung von Apples eigenem Sprachmodell möglich.
Weniger fortschrittlich, dafür eine lustige Spielerei könnte die Möglichkeit sein, mithilfe der KI eigene Emojis zu erstellen. Diese Funktion soll ebenfalls im kommenden iOS verfügbar sein. Die KI könne benutzerdefinierte Emojis basierend auf den Inhalten der SMS-Nachrichten des Nutzers erstellen.
Wir Gurman weiter berichtet, sollen die Geräte selbst einen Teil der KI-Funktionen berechnen können. Rechenintensive Vorgänge sollen aber in der Cloud erfolgen, wie dies auch bei Google und Samsung der Fall ist.
Apples Vorteil gegenüber den Rivalen sei, dass man zwar spät dran sei, aber im Herbst die KI-Features auf einen Schlag zig Millionen iOS-Usern zur Verfügung stellen könne.
Allerdings gebe es Anzeichen dafür, dass die KI-Initiative des Unternehmens noch nicht fertig sei. Apple erwäge daher, die Funktionen als Vorschau zu vermarkten (zumindest in Beta-Versionen für App-Entwickler vor der offiziellen Einführung im September), was darauf hindeute, dass die Technologie noch nicht ganz ausgereift sei.
Neben all den neuen KI-Funktionen werde Apple im Juni für iOS 18 einen überarbeiteten iPhone-Startbildschirm vorstellen. Dieser soll es Nutzern ermöglichen, die Farbe der App-Symbole zu ändern und sie an jeden beliebigen Ort auf dem Display zu platzieren, wie dies bei Googles Android seit jeher der Standard ist.
Seit dem ersten iPhone 2007 ordnen sich die Apps bei iOS automatisch an einem von Apple vorgegebenen Raster an. Damit dürfte bald Schluss sein.
Apple wird iOS 18 voraussichtlich im Herbst 2024 veröffentlichen.
(t-online)