Digital
Australien

Facebook blockiert News in Australien – und gefährdet damit Gesundheit

epa09020239 An illustration image shows a phone screen with the Facebook logo and Australian Newspapers at Parliament House in Canberra, Australia, 18 February 2021. Social media giant Facebook has mo ...
Google hat nach anfänglichen Drohungen eingelenkt – doch Mark Zuckerberg will der australischen Regierung nicht nachgeben.Bild: keystone

Wieso Facebook sämtliche News in Australien blockiert – und Google nicht

Wegen der angekündigten Linksteuer zieht Facebook Konsequenzen. Google hingegen hat sich mit australischen Medienhäusern geeinigt und wird nun unter anderem die News Corporation des Milliardärs Murdoch entschädigen.
18.02.2021, 06:3718.02.2021, 08:12
Mehr «Digital»

Im Streit um ein geplantes Online-Mediengesetz in Australien blockiert Facebook in dem Land das Teilen von journalistischen Nachrichten. Der Konzern habe sich «schweren Herzens» zu diesem Schritt entschieden, teilte der für Australien zuständige Facebook-Manager William Easton am Donnerstag mit.

Die Nutzer in Australien können fortan Inhalte von australischen oder internationalen Nachrichten-Portalen nicht mehr teilen. Facebook hatte am Mittwoch mit der Einführung einer solchen Massnahme gedroht, Google schon Ende Januar.

Staatliche Facebook-Seiten betroffen

Die Massnahme führte innerhalb kurzer Zeit zu Problemen auch bei Facebook-Seiten australischer Behörden, die für die Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie sowie von Naturkatastrophen zuständig sind. So waren die Facebook-Seiten von mindestens drei Gesundheitsbehörden, auf denen bisher aktuelle Informationen zur Coronavirus-Pandemie veröffentlicht wurden, von den Einschränkungen betroffen.

Zudem gab Umweltministerin Sussan Ley bekannt, dass die Facebook-Seite der Meteorologie-Behörde aufgrund der Restriktionen nicht mehr normal operieren könne. Die Probleme traten auf, als die Behörde gerade vor der Gefahr von Sturzfluten im Bundesstaat Queensland warnte. Im Bundesstaat Western Australia wiederum blieb die Facebook-Seite der Feuerwehrbehörde blank – obwohl dort gerade die Gefahr katastrophaler Wald- und Buschbrände herrscht.

Was steckt dahinter?

Australien plant eine strenge Regulierung des digitalen Nachrichtenmärkte. Demnach soll Facebook ebenso wie Google australischen Medienhäusern künftig Nutzungsgebühren für die Verbreitung von deren journalistischen Inhalten zu zahlen.

Ein entsprechender Gesetzentwurf sieht bei Verstössen in Zukunft Geldbussen in Millionenhöhe vor. Auf diese Weise soll ein Teil der Werbeeinnahmen der US-Onlineriesen an die traditionellen Medienhäuser weitergereicht werden.

Während Facebook nun mit seinen Blockademassnahmen den Streit um das Gesetz verschärfte, setzt Google derweil auf Deeskalation. Das Unternehmen handelte in den vergangenen Tagen mehrere Vereinbarungen mit australischen Medienunternehmen zur Veröffentlichung von deren Inhalten im Nachrichtendienst Google News aus.

Ein entsprechendes Abkommen wurde unter anderem mit News Corp, dem Unternehmen des Medienmoguls Rupert Murdoch, geschlossen. Im Rahmen dieser Vereinbarung werde Google «erhebliche Zahlungen» an News Corp leisten, hatte der US-Internetgigant mitgeteilt. Konkrete Angaben zur Höhe dieser Zahlungen machte Google keine.

Die Vorgeschichte

Ende Januar hatte Google als Reaktion auf das geplante Mediengesetz mit der Abschaltung seiner Suchmaschine gedroht. Das Vorhaben sei nicht umsetzbar und für Google mit finanziellen Risiken verbunden, die nicht kalkuliert werden könnten, sagte Mel Silva, die Geschäftsführerin für Googles Aktivitäten in Australien, bei einer Anhörung im Senat.

Silva verglich eine Bezahlung von Medienunternehmen für das Anzeigen von Links zu deren Inhalten damit, einem Freund Cafés zu empfehlen und dann von den Cafés für ihre Erwähnung eine Rechnung zu bekommen. «Wenn man einen Preis für das Verlinken mit bestimmten Informationen ansetzt, dann wird so die Funktionsweise von Suchmaschinen gebrochen, und man hat kein freies und offenes Web mehr.»

Australiens Premierminister Scott Morrison sagte, seine Regierung lasse sich von Drohungen nicht einschüchtern. «Lassen Sie mich das klar sagen: Australien legt die Regeln für Dinge fest, die man in Australien tun kann. (...) So funktionieren die Dinge hier in Australien.» Er fügte hinzu: «Wir reagieren nicht auf Drohungen.»

Nun hat Google nachgegeben.

(dsc/sda/reu/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Mit diesen Facebook-Ads wurden die US-Wahlen manipuliert
1 / 7
Mit diesen Facebook-Ads wurden die US-Wahlen manipuliert
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Müssen wir nun alle WhatsApp löschen oder worum geht es eigentlich?
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
El Vals del Obrero
18.02.2021 08:21registriert Mai 2016
So wenig ich Facebook und Google mag, die Idee, dass man für Links bezahlen muss, kann aber nur von Internet-Ausdruckern kommen.

Es wäre ja ganz klar was Anderes, wenn Inhalte übernommen werden.

Analogie in der Offline-Welt: Ein Gastro-Führer-Buch müsste einem Restaurant Geld bezahlen, damit es dieses empfehlen darf.

Australien mit Murdoch (der profitiert wohl am meisten davon) und Morrison ist mittlerweile fast schon das Horror-Land bezüglich Rechtspopulismus.
5731
Melden
Zum Kommentar
avatar
Töffli-Gang
18.02.2021 07:11registriert Oktober 2018
Ich hoffe den Behörden wird nun klar, dass Facebook nicht die geeignete Plattform ist, um zuverlässig die Menschen zu erreichen.
225
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hitsch
18.02.2021 10:15registriert April 2020
Es geht im Grunde gar nicht um Google/Facebook & Co, sondern dass sich die Medienhäuser eine Gelddruckmaschine ausgedacht haben, die sie jetzt mit Hilfe der Politik durchdrücken wollen.

Denn was in der ganzen Polemik vergessen wird ist: Das Gesetz gilt erstens für alle, auch für Hr. Meier und Fr. Müller mit ihrer Jimdo-Webseite und zweitens könnten die Verlage ganz einfach (wenn sie nur wollten) die Links via robots.txt unterbinden.

Früher nannte man ein solches Vorgehen "Raubrittertum" ...👿...

Übrigens, die Gesetze werden von den Lobbyisten der Verlage geschrieben.
2617
Melden
Zum Kommentar
26
Microsoft holt sich einen der bekanntesten KI-Experten

Microsoft verstärkt den Fokus auf Künstliche Intelligenz mit der Verpflichtung eines der renommiertesten Experten in dem Bereich. Mustafa Suleyman gibt den Chefposten beim KI-Start-up Inflection AI auf und übernimmt die Führung eines neuen Microsoft-Bereichs, wie der Software-Konzern am Dienstag mitteilte.

Zur Story