Was bislang erst in einigen Ländern testweise möglich war, klappt nun auch bei uns. Ab sofort können Elektroautos beliebiger Marken in der Schweiz, Deutschland und weiteren Ländern an ausgewählten Supercharger-Stationen laden. Dies berichtet Elektroauto-Fan Hans Fischer vom technikblog.ch. Es handelt sich also nicht um eine komplette Öffnung, vielmehr sind vorerst nur eine Handvoll Supercharger für Fremdmarken zugänglich. Vermutlich will Tesla testen, wie das Angebot in den kommenden Wochen mit viel Reiseverkehr genutzt wird.
Fischer hat die Probe aufs Exempel gemacht und seinen elektrischen VW ID.4 am Donnerstag am Tesla Supercharger in Oftringen AG geladen, was problemlos funktionierte. Das «war witzig, die Tesla-Fahrer haben komisch geschaut», sagt er.
Da haben wir es: Ein @vwschweiz ID.4 lässt sich ab sofort auch in der Schweiz an @Tesla Superchargern laden! @TeslaClubCH @TeslaSchweiz @AMAG_Media pic.twitter.com/E2PUTgkxs1
— Hans Fischer (@technikblog_ch) June 16, 2022
Hierzu benötigt man die Tesla-App und ein Nutzerkonto. Die Abrechnung erfolgt über die im Konto hinterlegte Kreditkarte. Über die Option «Laden Sie Ihr Nicht-Tesla-Fahrzeug auf» werden einem die nächsten verfügbaren Supercharger-Standorte angezeigt. Danach den passenden Ladeplatz anwählen und den Ladevorgang starten.
Nein, Tesla hat (noch) längst nicht alle Supercharger geöffnet. «In der Tesla-App sieht man aber immer, wo man mit Fremdmarken laden kann», sagt Fischer. Ein Blick in die Tesla-App zeigt aktuell fünf für Nicht-Tesla-Fahrer geöffnete Supercharger-Standorte in der Schweiz an.
Tesla schreibt hierzu: «Wir beginnen mit einer ausgewählten Anzahl von Standorten, damit wir die Auswirkungen überprüfen, eventuelle Überlastung erfassen und das Feedback auswerten können, bevor wir den Zugang erweitern. Zukünftige Standorte werden nur für Fahrzeuge anderer Marken geöffnet, wenn die Kapazität dies erlaubt.»
«In Oftringen, wo ich getestet habe, kostet die Kilowattstunde 0.70 Franken und beim Blockieren wird 1.00 Franken pro Minute fällig», sagt Fischer. Alternativ könne man auch für 13.99 Franken pro Monat ein Abo bei Tesla buchen, dann koste die kWh «nur» 0.57 Franken.
«Das sind aktuell nicht besonders attraktive Preise gegenüber den Konkurrenzangeboten in der Schweiz», sagt Fischer. Tesla positioniere sich preislich am oberen Ende der Lade-Anbieter, etwa dort, wo auch Ionity sei.
Tesla-Chef Elon Musk hat schon letzten Sommer angekündigt, dass man das eigene Lade-Netzwerk anderen Marken zugänglich machen werde. Für viele kam die Ankündigung damals überraschend, da Teslas Supercharger-Netzwerk als Alleinstellungsmerkmal galt. Elektroauto-Fan Fischer ist hingegen nicht überrascht: «Elon hatte das schon immer als Option in Aussicht gestellt, ich denke, es hilft auch der Rentabilität und der Auslastung des Ladenetzwerks».
Die Rechnung ist einfach: Je besser die Supercharger ausgelastet sind, desto mehr Geld fliesst in die Taschen von Tesla. Um Staus vor Ladestationen zu vermeiden, werden Nicht-Tesla-Fahrer mit höheren Preisen zur Kasse gebeten. Allerdings wurden die Tarife zuletzt auch für Tesla-Fahrer angehoben.
Das «Fremdladen» funktioniert nur, wenn sich auch der Wohnort der Nicht-Tesla-Fahrer in einem dieser Länder befindet.
Dass Tesla vor den Sommerferien sein Ladenetzwerk in weiteren Ländern testweise öffnet, dürfte E-Autofahrer und -Fahrerinnen anderer Marken freuen – Tesla-Besitzer allenfalls weniger. Sie haben an den Schnellladern mehr Konkurrenz und es gibt einen weiteren Fallstrick: «Das grosse Problem der Supercharger-Öffnung für Fremdmarken sind die Ladebuchsen an den Fahrzeugen», sagt Fischer. Diese sind je nach Auto anders platziert, mal vorn, mal hinten links, mal hinten rechts etc. Das führe zwangsläufig dazu, dass die Supercharger, welche für die Ladebuchse hinten links gebaut sind, durch Fremdmarken blockiert würden.
Abgesehen vom Parkplatz-Problem durch unterschiedliche Positionen der Ladeports an den Autos sind die hohen Preise ein weiter Grund, nur ausnahmsweise an einen Tesla-Supercherger zu fahren. Wie in anderen Ländern zahlt man auch bei uns als Nicht-Tesla-Fahrerin einen höheren Tarif. «Für den Test war es spannend, aufgrund des hohen Preises werde ich das Tesla-Netzwerk nur im Notfall nutzen», sagt Fischer.