Die Übernahme von Oculus durch Facebook kam für die meisten aus heiterem Himmel. Was will das grösste soziale Netzwerk mit der kleinen Virtual-Reality-Bude?
Oculus Rift entfachte mit dem erfolgreichen Kickstarter-Projekt vor knapp zwei Jahren den Trend der 3-D-Brillen neu. Statt den geforderten 250'000 US-Dollar kamen am Ende fast 2,5 Millionen Dollar von Internetnutzern zusammen. Bis heute wurden über 90 Millionen Dollar in die Firma gesteckt. Eine finale Version existiert zwar noch nicht, dafür wurden mehr als 40'000 Entwickler-Versionen verkauft und zahlreiche Anwendungen und Games programmiert.
Vor Kurzem konnte sich das Unternehmen gar über den Zugang der Game-Legende John Carmack freuen, der für Klassiker wie «Doom» und «Quake» verantwortlich war. Kein Wunder, verfolgt die Branche die Entwicklung von Oculus Rift mit grossem Interesse. Aber eins nach dem anderen.
Oculus Rift ist eine sogenannte Virtual-Reality-Brille für den Computer. Das Gerät verfügt über zwei kleine Displays, die unser Gehirn zu einem Bild zusammensetzt. Stülpt man sich die Oculus Rift über den Kopf, erlebt man Games direkter und unmittelbarer als durch einen gewöhnlichen Monitor. Man hat das Gefühl, mitten im Spiel zu sein.
Das Gerät reagiert auf Kopfbewegungen. Senkt man seinen Blick auf den Boden, geschieht das Gleiche im Spiel. Um sich fortzubewegen, benötigt man weiterhin einen Controller. Wie einhüllend das Spielerlebnis mit der Oculus Rift sein kann, muss man selbst erlebt haben.
Die grosse Frage, die sich stellt, ist: Was will Facebook mit Oculus Rift? Einen ausgewachsenen Nerd als Vorstandsvorsitzenden eines milliardenschweren Unternehmens zu haben, reicht für einen Kauf nicht aus – hat aber auch bestimmt nicht geschadet.
Facebook könnte auch das Potenzial über das Game-Erlebnis hinaus erkannt haben. Cory Banks vom PC-Magazin PCGamer schreibt, dass Facebook bisher an der Börse keine Luftsprünge machen konnte und nun darauf hofft, mit der Oculus Rift aus dem eigenen Schatten als Werbe- und Datenfirma herauszutreten.
Ein weiterer entscheidender Punkt sieht Banks darin, dass Gamer bloss die Vorhut einer noch viel grösseren Welle aus Fitness-, Architektur- und Entwickler-Firmen seien. «Stellt euch vor, ein Sportereignis direkt vom Spielfeld aus zu erleben, in einem Hörsaal zu sitzen mit Studenten und Dozenten aus der ganzen Welt oder einen Arzt von Angesicht zu Angesicht zu konsultieren, einfach indem man sich die Brille aufsetzt», schreibt Zuckerberg auf Facebook.
Facebook mit seinen 1,2 Milliarden Usern und einer scheinbar unerschöpflichen Kriegskasse hat die Möglichkeit, Oculus Rift aus seinem Nischendasein für Gamer rauszuhieven und der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der angepeilte Preis von 300 US-Dollar für das finale Produkt könnte ebenfalls nach unten sinken, ansonsten wird es schwer, die Masse zu begeistern. Ob man sich dafür von Werbung berieseln lassen muss, bleibt abzuwarten.
In der Gamer-Szene sorgt die Übernahme durch Facebook erwartungsgemäss für Unmut. Viele befürchten, dass der Darling der Indie-Szene unter Zuckerberg zum Kommerzprodukt verkommt. «Minecraft»-Schöpfer Markus Notch Persson gab bekannt, dass eine mögliche Umsetzung seines Erfolgsspiels für Oculus Rift mit dem Facebook-Kauf gestorben sei. «Facebook ist mir unheimlich», schreibt Notch auf Twitter.
We were in talks about maybe bringing a version of Minecraft to Oculus. I just cancelled that deal. Facebook creeps me out.
— Markus Persson (@notch) 25. März 2014
Uhmmmm I like REALLY don't want Facebook on mah face. #OculusFace
— Andrea Whiting (@andreawhiting) 26. März 2014
Now watch the tech geeks cancel their #Oculusface orders
— Serf (@PointZeroOne) 25. März 2014
Oculus was the future of gaming. Now it’s the future of Facebook. http://t.co/T6ZGQqAe0M #OculusRiftFaceBook
— Olivier Desanges (@odesanges) 26. März 2014
Dark day for gamers world-wide. #OculusRiftFaceBook
— Tom Hall (@pixhallphotos) 26. März 2014
i'm just going to say it: i don't want a company that knows all of my dirty secrets to be making hardware.#thereisaidit #OculusRiftFaceBook
— ([tom]) (@tom_hunt) 26. März 2014
http://t.co/bMjIyf6KvA So this is actually a real thing? Piss off Facebook, leave gaming alone #OculusRiftFaceBook
— Mike Murray (@x115Gaming) 26. März 2014
Sony mit der kürzlich vorgestellten Projekt-Morpheus-Brille und nun Facebook mit der Oculus-Rift-Übernahme zeigen deutlich, dass Virtual Reality nicht mehr bloss ein Sci-Fi-Produkt für Nerds ist. Facebooks Einsteigen hat die Karten neu gemischt – wer nun die besseren in den Händen hält, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
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