Die ohnehin störanfälligen Internet-Verbindungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt sind am Montag offenbar zeitweise ganz weggebrochen. Das auf Internetsicherheit spezialisierte US-Unternehmen Dyn Research teilte mit, die Internet-Verbindungen seien über Stunden nicht funktionstüchtig gewesen.
«Ich würde mich nicht wundern, wenn sie gerade eine Attacke abkriegen», sagte ein Mitarbeiter des Unternehmens, Doug Madory. Die US-Regierung hatte Nordkorea für eine Hacker-Attacke auf das Unternehmen Sony Pictures verantwortlich gemacht und am Montag vorgeschlagen, Nordkorea solle dafür Entschädigung zahlen.
«Wenn sie hier behilflich sein wollen, dann sollten sie ihre Schuld eingestehen und Sony entschädigen», sagte die Sprecherin des US-Aussenministeriums Marie Harf vor Journalisten in Washington. US-Präsident Barack Obama hatte am Sonntag dem Nachrichtensender CNN gesagt, Nordkorea solle wegen der Hacker-Attacke auf Sony möglicherweise nach sechs Jahren wieder auf die Liste der Terrorunterstützer-Staaten gesetzt werden.
Allgemein hatte die US-Regierung mitgeteilt, sie prüfe eine Reihe von Optionen, um gegen die Internet-Attacke auf Sony Pictures vorzugehen. Darunter seien sichtbare und unsichtbare Varianten, erläuterte Harf, die sich ansonsten nicht zu der Frage äussern wollte, ob die Internet-Pannen in Nordkorea von aussen verursacht sein könnten.
China verurteilte die Cyberattacken, ohne jedoch Nordkorea zu erwähnen. China lehne jegliche Formen von Cyberangriffen und Cyberterrorismus ab, erklärte Aussenminister Wang Yi am Montag nach einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen John Kerry.
China stelle sich gegen «jedes Land oder Individuum, das Einrichtungen in anderen Ländern nutzt, um Cyberangriffe in einem Drittland zu starten», hiess es weiter.
Die USA haben der «New York Times» zufolge China um Unterstützung gebeten. Peking solle helfen, künftige nordkoreanische Cyberattacken zu blockieren. Eine Zusammenarbeit mit China habe entscheidende Bedeutung, weil praktisch die gesamte Telekommunikation Nordkoreas über von China betriebene Netzwerke laufe.
Eine Attacke anonymer Hacker und mysteriöse Anschlagsdrohungen auf US-Kinos hatten Sony bewogen, den für kommenden Donnerstag geplanten Filmstart von «The Interview» abzusagen. Dem Konzern entstand dadurch nach Expertenschätzung ein Schaden von einer halben Milliarde Dollar.
Nach Erkenntnissen des FBI steht die Regierung in Pjöngjang hinter dem Angriff. Nordkorea bestreitet jede Verantwortung. Im Zentrum der Affäre steht eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace (GOP), die Ende November einen Cyberangriff auf Sony gestartet und interne Dokumente und E-Mails veröffentlicht hatte.
Vor einigen Tagen sprach die Gruppe wegen der Parodie «The Interview», in der es um ein angebliches Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un geht, ominöse Drohungen aus und erinnerte an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Daraufhin entschieden mehrere Kinoketten, den Film aus dem Programm zu nehmen. (feb/sda/afp/dpa)