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Microsoft darf Activision Blizzard laut EU schlucken – ein Haken bleibt

Screenshot Call of Duty
Der Ego-Shooter «Call of Duty» gehört zu den umsatzstärksten Spiele-Serien der Branche. Bild: Softonic

Microsoft darf Activision Blizzard laut EU schlucken – ein Haken bleibt

15.05.2023, 18:5215.05.2023, 18:52
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Die EU-Kommission hat die geplante Übernahme der Videospiel-Firma Activision Blizzard durch den US-Techgiganten Microsoft unter Auflagen genehmigt.

Damit ist die Übernahme aber noch nicht in trockenen Tüchern. In Grossbritannien blockierte bereits im April die Aufsichtsbehörde CMA die Übernahme. Sie befürchtet eine Wettbewerbsverzerrung und dass Microsofts Wettbewerbsvorteil vor allem im Cloud-Gaming-Sektor durch den Zusammenschluss der Unternehmen zu stark anwächst. Auch in den USA gibt es Widerstand gegen das Vorhaben.

Microsoft will den Spielekonzern Blizzard für 68,7 Milliarden US-Dollar kaufen. Neben «Call of Duty» gehören zu Activision Blizzard auch Titel wie «Overwatch», «World of Warcraft», «Starcraft» und «Hearthstone».

Wettbewerbshüter haben Bedenken gegen die Übernahme, da sie befürchten, dass der Zugang zu Spielen für Nutzerinnen und Nutzer eingeschränkt werden könnte.

Microsoft und Activision Blizzard wollten die Übernahme ursprünglich mit Mitte Juli abschliessen. Scheitert der Deal am Widerstand der Behörden, stehen dem Spiele-Konzern drei Milliarden Dollar von Microsoft zu.

Kostenlose Lizenz für Gamer

Microsoft habe zwei Möglichkeiten angeboten, wie Nutzerinnen und Nutzer in Europa auch nach der Übernahme Zugang zu Activision-Spielen behalten könnten, teilte die EU-Kommission am Montag in Brüssel mit.

Zum einen sollen Spieler in den EU-Staaten sowie Norwegen, Island und Liechtenstein für zehn Jahre eine kostenlose Lizenz bekommen, die es ihnen erlaubt, aktuelle und künftigen Spiele von Activision Blizzard, über einen Cloud-Gaming-Dienst ihrer Wahl zu spielen. Voraussetzung sei, dass sie bereits eine Spiellizenz besässen. Auch Cloud-Gaming-Anbieter sollen eine Lizenz erhalten, damit Nutzer alle PC- und Konsolenspiele von Activision Blizzard spielen können.

«Mit den Verpflichtungszusagen werden die von der Kommission geäusserten wettbewerbsrechtlichen Bedenken in vollem Umfang ausgeräumt», hiess es in der Mitteilung der Kommission. Die Wettbewerbshüter betonten zudem, dass es für Microsoft Anreize gebe, Activision-Spiele für die Playstation von Sony anzubieten, da die Konsole des Konkurrenten einen viermal so hohen Absatz erziele wie die eigene Xbox.

Die Microsoft-Zusagen gelten für User im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Die Schweiz ist Mitglied der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA, gehört aber nicht zum EWR. Es war darum zunächst nicht klar, ob auch Schweizer User eine entsprechende Gratis-Lizenz erhalten würden.

Activision Blizzard ist ein Gaming-Unternehmen mit Sitz in Santa Monica, Kalifornien. Das US-Unternehmen entstand 2008 aus der Fusion des Publishers Activision mit Vivendi Universal Games und gilt, gemessen am Umsatz, als Marktführerin im Computer- und Videospiele-Sektor.

Britische Behörde blockiert
Grund sei die Sorge, dass der rund 69 Milliarden Dollar schwere Deal den Wettbewerb auf dem wachsenden Markt für Cloud-Gaming verzerren könnte, teilte die britische Aufsichtsbehörde CMA am 26. April 2023 mit. Microsoft will gegen die Entscheidung in Berufung gehen.

Microsoft hat eine starke Position im Geschäft mit Games, die über das Internet gespielt werden. Die CMA-Analyse habe ergeben, dass es für den Xbox-Konzern geschäftlich vorteilhaft sein könnte, Activision-Titel wie «Call of Duty» nur für den einen Cloud-Service zurückzuhalten.

Ihre anfänglichen Bedenken mit Blick auf den Konsolen-Markt hatten die britischen Wettbewerbshüter zuvor nach Kritik von Microsoft weitgehend zurückgenommen. Deswegen kam die Verbotsentscheidung für einige Marktbeobachter überraschend.

Der Windows-Konzern hatte versucht, die Bedenken mit Zugeständnissen zu zerstreuen. So schloss Microsoft Deals mit Cloud-Gaming-Anbietern wie Nvidia ab, die ihnen für zehn Jahre den Zugang zu Spielen von Activision Blizzard sichern sollten.

Die CMA befand jedoch, dass die Vereinbarungen nicht ausreichten, unter anderem weil einige Cloud-Geschäftsmodelle und andere Betriebssysteme als Windows aussen vor blieben.

Die britischen Wettbewerbshüter hatten im vergangenen Jahr bereits erreicht, dass der Facebook-Konzern Meta die 2020 übernommene Clip-Plattform Giphy wieder verkauft.

Quellen

(dsc/sda/awp/dpa)

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15 Kommentare
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Captain Mumpitz
15.05.2023 19:59registriert März 2022
Auch wenn ich Kotick endlich weghaben will, so muss ActiBlizz leider eigenständig bleiben. Würde MS die Studios tatsächlich schlucken und Ubisoft auch irgendwann wirklich einen Käufer finden, so wird es immer weniger Publisher geben und MS würde den Gamepass umso mehr pushen. Für die Studios dahinter wär das eine echte Hiobsbotschaft. Um das auszuführen reichen die 600 Zeichen hier nicht. Aber man sieht das ja in anderen Märkten, wenn ein paar wenige alles kontrollieren.
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