Das nach Computermassstäben uralte Windows XP ist laut dem Marktforschungsunternehmen Net Applications ein halbes Jahr nach seinem endgültigen Support-Ende noch immer auf 17 Prozent aller Internetrechner installiert. Das könnte man fast als gute Nachricht sehen: Noch im Oktober lief das zwölf Jahre alte XP auf knapp 24 Prozent der untersuchten Computer. Es bleibt eine Katastrophe, denn es bedeutet, dass ein Fünftel aller ans Internet angeschlossenen Rechner klaffende Sicherheitslücken haben, die von keinem Windows-Servicepack oder Patch mehr geschlossen werden.
Nach den Zahlen von Net Applications kann sich Windows 8 hingegen noch immer nicht durchsetzen. Windows 8 und Windows 8.1 – veröffentlicht im Oktober 2012 bzw. 2013 – kommen zusammen nur auf einen Marktanteil von 17 Prozent. Mit einem Anteil von 53 Prozent ist Windows 7 immer noch der grosse Gewinner. Überraschend wächst sein Anteil immer weiter. Vermutlich rüsten ehemalige XP-Nutzer auf Windows 7 auf.
Das Problem: Der «grundlegende Support» für Windows 7 endet bereits am 13. Januar 2015, der erweiterte Support im Januar 2020. Für Privatnutzer ist das weniger relevant, aber für Firmen steht Windows 7 damit eigentlich auch schon auf dem Abstellgleis: Der erweiterte Support beinhaltet keine kostenlosen Sicherheits-Fixes oder Funktionswünsche auf Kundenzuruf mehr; Microsoft stopft dann nur noch selbst entdeckte Sicherheitslücken und lässt das Produkt auslaufen.
Doch nicht genug des Ärgers für Microsoft: Weil Windows 7 noch so gut läuft, versucht PC-Hersteller Dell in den USA gerade noch möglichst viel aus dem vor der Rente stehenden Betriebssystem herauszuholen. Während Microsoft Computerhersteller auffordert, keine neuen PC mehr mit Windows 7 Home Premium zu bespielen, ruft Dell noch zum Windows-7-Kauf auf: Auf einem Website-Banner rief Dell «Windows 7 for the win» und bot 30 Prozent Rabatt auf die Software. Die Dell-Konkurrenten Lenovo und Hewlett-Packard hatten kein entsprechendes Angebot, ebenso Dell Deutschland nicht.
Windows 10 soll für Microsoft der Befreiungsschlag werden. Nicht nur überspringt der Konzern damit eine Versionsnummer, sondern vereint die Vielzahl der derzeit wenig miteinander verbundenen Windows-Fassungen – zum Beispiel die Desktop-, Tablet- und Mobile-Versionen – in die Plattform Windows 10. Das heisst, dass entsprechend angepasste Programme sowohl auf einem PC als auch auf einem Smartphone laufen.
Doch mit vielen Geschäftskunden sollte Microsoft zunächst nicht rechnen. Das Marktforschungsunternehmen Gartner sieht eine wachsende Umstiegsbereitschaft der Unternehmen auf Windows 10 erst für 2016 voraus. Dafür hat Microsoft etwas anderes in petto: Windows-7-Nutzer können direkt auf Windows 10 upgraden. Man kann das auch so interpretieren: Microsoft hat Windows 8 längst aufgegeben.
(kno)