Bei Microsoft läuf's. Der weltgrösste Software-Konzern ist wieder das wertvollste Unternehmen der Welt – vor Apple, Amazon und Google. CEO Satya Nadella hatte daher ein Heimspiel, als er gestern an der Microsoft-Entwicklerkonferenz BUILD in Seattle die jährliche Keynote hielt.
Nadella hat den Windows-Konzern heruntergefahren und neu gebootet – nun bricht er alle Rekorde: Microsoft hat gerade erstmals einen Marktwert von einer Billion Dollar überschritten, was die Aktionäre freut. Der Konzern hat sich für Open-Source geöffnet, was die Software-Entwickler freut. Und Windows 10 ist die benutzerfreundlichste Windows-Version, was die Konsumenten freut. Die früher laute Kritik an Microsoft ist grösstenteils verstummt.
Ganz pannenfrei ging die Microsoft-Show dann allerdings doch nicht über die Bühne ...
Eigentlich gedachte Microsoft die anwesenden Software-Entwickler und Journalisten zum Start der Entwicklerkonferenz mit einer Demonstration seiner Hologramm-Brille zu verblüffen. Konkret wollten zwei Mitarbeiter mir ihren HoloLens-2-Headsets live auf der Bühne eine Nachbildung der Apollo-Mondlandung vorführen. Stattdessen passierte genau nichts.
«Nun, es scheint, dass eine Live-Demo tatsächlich schwieriger ist, als auf dem Mond zu landen», versuchte einer der beiden Mitarbeiter die Situation zu retten. Dann traten die beiden unverrichteter Dinge ab. Zurück blieb das verdutzte Publikum. Immerhin gibt es ein Video, das uns nachträglich zeigt, wie cool die Demo hätte sein können ...
«Minecraft» ist zweifellos eines der erfolgreichsten Spiele der letzten Jahre. Nun plant Microsoft offenbar eine Augmented-Reality-Version für Smartphones. Handfeste Infos sind noch Fehlanzeige. Microsoft hat das mutmassliche AR-Spiel kommentarlos in einem kurzem Video am Ende der Eröffnungs-Keynote zur Entwicklerkonferenz BUILD angekündigt – quasi als «one more thing». Das Video verrät lediglich, dass zum zehnjährigen «Minecraft»-Jubiläum am 17. Mai weitere Infos folgen werden.
Stellt Microsoft in zehn Tagen tatsächlich «Minecraft AR» vor, könnte das Spiel der bislang mässig erfolgreichen Augmented-Reality-Technologie endlich zum Durchbruch verhelfen.
Microsoft bringt seinen Browser Edge, der den selben Unterbau wie Googles Chrome nutzen wird, nicht nur für Windows 10, sondern auch für Windows 7 und macOS. Eine Beta-Version des neuen Edge für Windows 10 ist seit einiger Zeit verfügbar. Auf der Entwicklerkonferenz Build hat Microsoft den baldigen Start des auf Chromium basierenden Edge für Mac-Computer angekündigt.
Da Chrome und Edge nun den selben Open-Source-Code nutzen, arbeiten das Edge- und Chrome-Team gemeinsam an neuen Funktionen, wovon beide Browser profitieren sollen. Zwar werden Chrome und Edge künftig weiter anders aussehen, aber sehr ähnliche Funktionen bieten. Von Google abgrenzen will sich Microsoft bei der Privatsphäre: «Der neue Edge soll der Browser mit den umfangreichsten Datenschutz-Einstellungen werden, gleichzeitig aber auch der mit den transparentesten», schreibt der Techblog «Dr. Windows».
Die Unterstützung des Mac unterstreicht Microsofts Strategie, die eigene Software für alle relevanten Betriebssysteme verfügbar zu machen. Eine nicht auf Chromium basierende Version des Microsoft Edge ist bereits seit längerem für Android und iOS verfügbar.
Neue Funktionen des Browser stellt Microsoft in diesem Video vor.
Interessant ist die neue Funktion Collections: Daten wie Preise auf Webseiten lassen sich beispielsweise künftig direkt in Excel-Tabellen exportieren.
Wer die Beta-Version des neuen Edge für macOS schon jetzt auf eigene Gefahr testen möchte, findet hier die inoffiziellen Download-Links.
Linux-Distributionen wie Ubuntu, SUSE Linux und Fedora haben längst den Weg in den Microsoft Store gefunden und können parallel zu Windows 10 genutzt werden. Nun geht Microsoft einen entscheidenden Schritt weiter und integriert seinen eigenen Linux-Kernel in Windows 10. Bisher wurde das sogenannte «Windows Subsystem für Linux» unter Windows emuliert, nun läuft der echte Linux-Kernel in Windows 10. Microsoft stellt Software-Entwicklern dadurch eine massive Leistungssteigerung in Aussicht.
Mit Microsofts Sprachassistentin Cortana soll man sich künftig so natürlich wie mit einem Menschen unterhalten können. «Vom Kommando zur Konversation», lautet die Devise. In einem Promo-Video zeigt der US-Konzern eine Frau, die mit Cortana plaudert und so Kalendereinträge neu plant.
Dass Microsoft auf ein Demo-Video zurückgreifen muss, macht aber auch mehr als deutlich, dass selbst der KI-Gigant noch keinen im Berufsalltag wirklich nützlichen Assistenten vorweisen kann.
Windows 10 und Windows Server erhalten ein neues Windows Terminal. Die neue Kommandozeilen-Eingabe kann alle Unicode-Zeichen ausgeben – ja, auch Emojis – und unterstützt Registerkarten, sprich Tabs, wie man sie von Browsern kennt. Ein weiteres Feature sind personalisierbare Layouts. Entwickler sollen zudem künftig eigene Erweiterungen für das neue Terminal schreiben können. Die kommende Konsole ist Open Source und soll ab Sommer 2019 verfügbar sein.