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«Gears 5» im Test. So gut ist das Game für Xbox One und PC

Die junge Kait steht im Zentrum der neusten «Gears»-Geschichte.
Die junge Kait steht im Zentrum der neusten «Gears»-Geschichte.bild: zvg
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«Gears 5» hat eine kleine Open-World-Erkältung

Warum etwas verändern, wenn es schon seit Jahren bestens funktioniert? Der neuste «Gears»-Ableger bleibt seiner Linie eigentlich treu, leidet aber auch an der Open-World-Krankheit.
11.09.2019, 20:0312.09.2019, 07:56
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Männer mit sehr dicken Oberarmen hauen sich testosterongeschwängerte Halbsätze um den Kopf und haben so grosse Knarren, dass man meinen könnte, hier wird irgendetwas kompensiert. Vorurteile, nichts als Vorurteile. Man kann noch so viel in die «Gears»-Reihe hineininterpretieren, in erster Linie ist und bleibt sie ein Actiongenuss, wo es an allen Ecken richtig rumst und bumst.

Hässliche Monster und ein süsser Roboter

Wie immer steht die Menschheit kurz vor dem Untergang. Auf dem Planeten Sera sind die Locust, fiese und besonders blutrünstige Kreaturen aus dem Untergrund, stärker denn je und überrennen viele Städte und Dörfer. Im Zentrum dieses Dramas steht die junge Kait, die in spezieller Verbindung mit den Locust steht und nun alles daran setzen muss, um etwas gegen die Übermonster in der Hand zu haben.

Unterstützung bekommt sie vom grummeligen «Gears»-Urgestein Marcus Fenix, der mit seinem Sohn JD und anderen Mitstreitern die Waffe durchlädt und alles mit Puls platt macht. Und dann ist da auch noch der putzige Roboter Jack, der die Truppe treu begleitet, Systeme hackt und liebliche Töne von sich gibt.

Kait trägt stets einen wichtigen Anhänger bei sich.
Kait trägt stets einen wichtigen Anhänger bei sich.bild: zvg

Die Erfolgsformel wird aufgebrochen

Die «Gears»-Reihe ist bekannt für ihr geradliniges Gameplay, wo man hier und da zwar kleine Abstecher machen darf, im Prinzip aber alles aus Schlauchlevels besteht. Diese Formel wurde in «Gears 5» jedoch aufgebrochen. Ist der erste Akt (insgesamt gibt es vier) noch altmodisch linear, wie man es von den bisherigen Spielen her kennt, wechseln die beiden nächsten ein bisschen ins Open-World-Genre.

Das heisst, dass man auf einer offenen Spielwiese mittels Fahrzeug zu einem bestimmten Punkt auf der Landkarte sausen muss, um dort dann wieder ein schlauchiges Level abzuschliessen. Dazwischen darf man sich frei bewegen und die eine oder andere Nebenmissionen auf der Erdoberfläche bestreiten.

Mit so einem Fahrzeug wird die Spielwiese bereist.
Mit so einem Fahrzeug wird die Spielwiese bereist.bild: zvg

Die Geschichte bleibt stecken

Es ist, wie es ist: Der zweite und dritte Akt zerstören den «Gears»-Flow. Die befahrbaren Landschaften aus Schnee und später aus Sand sind zwar wunderschön anzusehen und bringen optische Abwechslung ins Spiel, aber sie sorgen auch dafür, dass die rasante Geschichte an Tempo verliert und zeitweise stecken bleibt.

Dieser Open-World-Ansatz will einfach nicht zur «Gears»-Franchise passen. Zudem passiert in diesen weiten Abschnitten so gut wie nichts. Abgesehen von Wetterkapriolen ist in der Einöde tote Hose angesagt. Auch die einzelnen freien Missionen bieten abgesehen von ein paar Waffen und Items kaum mehr Spielspass.

Trotz eiskalter Winterlandschaft wird es bald heisse Gefechte geben.
Trotz eiskalter Winterlandschaft wird es bald heisse Gefechte geben.bild: zvg

Ein grosses Fragezeichen bleibt im Raum

Immerhin stimmt der letzte Akt wieder sehr versöhnlich, denn hier wird «Gears» in Reinkultur präsentiert. Ist man dann wieder warm gelaufen, flimmert aber schon der Abspann über den Bildschirm.

Das halb offene Ende, das unweigerlich in «Gears 6» führen muss, bringt auch diverse Fan-Foren schon jetzt zum Glühen. Wer die Kampagne bereits beendet hat, wird sich unweigerlich fragen, wie die Macher die Geschehnisse im Schlussakt in der Fortsetzung logisch aufnehmen können. Ein grosses Fragezeichen bleibt im Raum.

Die Zwischensequenzen sind ein Fest für die Augen.
Die Zwischensequenzen sind ein Fest für die Augen.bild: zvg

Eine Prachtsgrafik und stabile Technik

Werden die Kritikpunkte beiseite gelegt, ist «Gears 5» immer noch ein sehr intensives Actionbrett mit einer Prachtsgrafik. Der Detailgrad, vor allem in den Innenräumen, ist unverschämt gut, die Zwischensequenzen sind opulent und auch wenn es noch so wild auf dem Schlachtfeld abgeht, die Technik geht nie in die Knie.

Wie es sich für die Reihe gehört, gibt es wuchtige Ballerwaffen und die Gegner, die wie gehabt auch mal turmhoch sind, gehen spektakulär zu Boden. Auch die Steuerung flutscht schon nach den ersten Minuten, die gute alte Deckungsmechanik geht sofort ins Blut über und allgemein fühlt man sich einfach sofort wieder zuhause.

Eine kurze Verschnaufpause vor der nächsten Angriffswelle muss auch mal sein.
Eine kurze Verschnaufpause vor der nächsten Angriffswelle muss auch mal sein.bild: zvg

Wo «Gears» drauf steht, ist auch «Gears» drin

Fazit: «Gears 5» hat einen schwachen Mittelteil, der mit seinem Open-World-Ansatz den rasanten Spielfluss unterbricht. Auch wenn dort ebenfalls intensive Actionkost präsentiert wird, zieht einem das freie Erkunden in der Umgebung zwischendurch aus dem Flow.

Nichtsdestotrotz bleibt «Gears 5» ein Actionbrett, das eine unglaublich schicke Optik besitzt und einfach bestens unterhält. Da mag man sich noch so laut über die Stumpfheit und Stereotypen ärgern, wo «Gears» drauf steht, ist halt immer noch «Gears» drin.

Und wer nach der Kampagne immer noch nicht genug hat, kann sich in diversen Online-Modi richtig schön austoben. Da vergisst man dann auch schnell, dass das jüngste Abenteuer eine kleine Open-World-Erkältung hat.

«Gears 5» ist erhältlich für Xbox One und PC. Freigegeben ab 18 Jahren.

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