Eigentlich wollte der amerikanische Physiker Hans Tannhauser nur ein bisschen runterkommen und von seiner Arbeit abschalten. Bei einem Preisausschreiben hat der Wissenschaftler mit deutschen Wurzeln einen Aufenthalt im Luftkurörtchen Trüberbrook gewonnen und freut sich nun auf eine grosse Portion Naturidylle. Hans trifft auf eine schöne heile Welt in den späten 1960er-Jahren, wie sie nur Heimatfilme vermitteln können. Doch in diesem Provinz-Dörfchen mit kauzigen, deutschen Einheimischen gehen ganz seltsame Dinge vor sich...
Als mitten in der Nacht ein Unbekannter in sein Hotelzimmer einbricht und mit wichtigen Arbeitsakten verschwindet, merkt Tannhauser schnell, dass er nicht per Zufall an diesem Ort gelandet sein kann. Auf der Suche nach dem Dieb unterhält er sich mit vielen eigenwilligen Bewohnern und erfährt somit immer mehr über die kuriose Vergangenheit von Trüberbrook.
Ein altes Bergwerk, ein angeblich verlassenes Sanatorium und ein nebliges Moor wecken das Detektiv-Gen in ihm. Unterstützung bekommt er dabei von Gretchen, einer Anthropologin, die ebenfalls als Wissenschaftlerin das grosse Rätsel um den Luftkurort lösen möchte. Zusammen begeben sie sich auf eine kurzweilige Reise, die viele Überraschungen auf Lager hat.
Die Atmosphäre in «Trüberbrook» ist ein Genuss. Man spürt richtig, wie das Tempo heruntergefahren wird und sich eine entspannte Entschleunigung breit macht. Alles entwickelt sich zunächst gemächlich, so dass man in einen wunderschönen Sog gerät und das Abenteuer so gut wie in einem Ruck durchspielt.
Die mysteriöse Hintergrundgeschichte, die an TV-Serien wie «Akte-X» oder «Twin Peaks» erinnert, sorgt für zusätzliche Spannung. Man möchte unbedingt das Geheimnis lüften, das diesen faszinierenden Kurort umgibt.
Was ist vor Jahren in diesem Bergwerk nur passiert? Warum ist im Hotel eine Türe seit Jahren verschlossen? Und was verbirgt sich nur in diesem nebligen Moor? Dies sind nur drei von vielen Fragen, denen man nachgeht und Schritt für Schritt alles miteinander kombiniert, um ein Gesamtbild zu erhalten.
Der Star des Spiels ist aber zweifellos die Optik. Sämtliche Landschaften und Innenräume sehen wie Miniaturkulissen in einem Puppenhaus aus. Der Clou: Es sind Miniaturkulissen. Die Macher von btf (bildundtonfabrik) haben jede Szenerie in einer Werkstatt von Hand gebaut, diese dann mit echtem Licht inszeniert und schliesslich abfotografiert, um sie dann digital ins Videospiel zu integrieren und noch grafisch aufzubereiten.
Dadurch entstand ein plastischer, sehr vertrauter Look, der vor allem ältere Spielerinnen und Spieler an die Puppentheater-Sendungen aus dem TV-Programm der 70er- und 80er-Jahre erinnern wird. Somit sorgt das Spiel nicht nur für eine neue optische Erfahrung, sondern weckt auch noch gleichzeitig ganz viele Nostalgiegefühle und versprüht dadurch konstant eine wohlige Wärme.
«Trüberbrook» ist ein Point-and-Click-Abenteuer. Als Spieler dirigiert man die Figur durch die Abschnitte, kitzelt aus den Personen alte Geschichten heraus, sammelt Gegenstände, setzt sie an bestimmten Stellen ein und kombiniert sie miteinander, um im Spiel weiterzukommen.
Das Kombinieren von Utensilien wird jedoch vom Spielsystem selber übernommen. Das bedeutet, dass an bestimmten Stellen bereits alle nötigen Gegenstände, sofern man sie eingesammelt hat, schon automatisch ausgewählt werden und man nicht noch selber kombinieren muss. Dadurch fällt der Schwierigkeitsgrad sehr niedrig aus. Wie man jedoch die einzelnen Objekte der Begierde bekommt oder findet, ist manchmal ganz schön knifflig.
Da das Spiel in einem deutschen Setting stattfindet, ist es sehr zu empfehlen, das Werk auch mit der deutschen Sprachausgabe zu geniessen. Ansonsten gehen nicht nur ganz viele Wortwitze und Dialekte verloren, sondern man verpasst auch Synchronstimmen wie etwa die von Nora Tschirner oder Jan Böhmermann, die den entsprechenden Figuren eine besondere Note verpassen.
Fazit: «Trüberbrook» ist trotz gemächlichem Spieltempo leider schnell durchgespielt. Nach etwa sechs Stunden sieht man schon den Abspann über den Bildschirm laufen. Doch der Kurztrip in das mysteriöse Örtchen ist ein wunderschönes Erlebnis. Die unverbrauchte Optik ist ein Traum, weckt Nostalgiegefühle und die vielen kauzigen Bewohner wachsen einem schnell ans Herz. Ein melancholischer Soundtrack, trockener Humor und eine spannende Mystery-Geschichte sorgen für zusätzliche Substanz. Wer ein Point-and-Click-Abenteuer mit ganz viel Herz sucht, ist mit «Trüberbrook» definitiv fündig geworden.
«Trüberbrook» ist erhältlich für Switch, Playstation 4, Xbox One, Windows, Mac und Linux. Freigegeben ab 12 Jahren.
Hat euch «Trüberbrook» auch gefallen oder spielt ihr lieber andere Point-and-Click-Abenteuer?
Muss ich jetzt wirklich nach 20 Jahren Abstinenz wieder mit Zocken anfangem?
Benutze verbogenes Buttermesser mit 2köpfigem Eichhörnchen.
Die Rätsel sind zum grösstenteils keine Rätsel. Und falls doch, sind sie unlogisch und doof. Die Story hat Potential von der Ausgangslage her, geht aber auch nirgends hin (und das Ende ist gar nichts).
Durchgehend spielt es sich träge und lahm.
Das einzige was das Spiel hat ist eine gute Ausgangslage und eine durchaus interessante Optik. Alles andere ist enttäuschend. Selbst die Sprecher, obwohl zu einem Grossteil "grosse Namen", sind durchgehend demotiviert.