Seit 1994 steht die «Elder Scrolls»-Reihe für ausgedehnte Abenteuer in riesigen, offenen Welten. Doch während die Games der Hauptreihe für Sologamer ausgelegt sind, können seit 2014 mit «The Elder Scrolls Online» viele Spieler gemeinsam den Kontinenten Tamriel gemeinsam erkunden. Wie jeden Sommer erscheint auch dieses Jahr mit «Gold Road» ein neues Kapitel, das rund 30 Stunden an neuen Inhalten bietet und auch mit neuen Spielmechaniken aufwartet.
Zum ersten Mal endete die letztjährige Erweiterung mit einem Cliffhanger. So tauchte eine bisher vergessene böse Daedra-Fürstin – ein Art Dämonin – wieder in Tamriel auf. «Gold Road» setzt genau zu diesem Zeitpunkt wieder ein. Denn Ithalia sorgt in den Westauen im westlichen Cyrodiil – ältere Gamer kennen die Region aus «The Elder Scrolls IV: Oblivion» – für Chaos und Zerstörung. An euch liegt es nun, die Spur von Ithalia aufzunehmen und ihre Pläne zu durchkreuzen. Auch dieses Mal ist das Missionsdesign wieder relativ offen und viele Aufgaben dürfen innerhalb der Hauptgeschichte in beliebiger Reihenfolge absolviert werden.
Die Entwickler setzen für die neue Erweiterung auf maximale Abwechslung. Zum einen unterscheidet sich die Atmosphäre von «Gold Road» mit seinen mittelalterlichen Motiven komplett vom letztjährigen «Necron», das die Spieler in eine ausserirdisch anmutende Umgebung entführte. Zum anderen ist das neue Gebiet in verschiedene Unterregionen unterteilt, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
So erwarten uns im Norden mit den Colovianischen Hochlanden eine felsige Umgebung im Gebirge, wo aber auch einige unterirdische Ayleïden-Ruinen der längst ausgestorbenen Urelfen zum Erkunden einladen. Im südlichen von den Waldelfen bewohnten Teil ist hingegen quasi über Nacht ein Urwald aus dem Boden gewachsen, ein weiteres Mysterium, das es zu klären gilt.
Um den zentralen Hauptort Skingrad und seine Umgebung etwas aufzupeppen und ihn von ähnlichen Gebieten abzugrenzen, entschieden sich die Entwickler dazu, das Ganze in ein herbstliches Ambiente zu hüllen. Die sonst grünen Wiesen sind mit Brauntönen durchsetzt, die Bäume tragen verfärbte Blätter und die Sonne scheint je nach Wetter trübe durch den leichten Nebel, der auch die Fernsicht leicht beeinträchtigt.
Spielerisch die wichtigste Neuerung ist die sogenannte Schriftlehre. In den Westauen gibt es Grimoires zu finden, die jeder Waffenlinie und einigen weiteren Anwendungen je eine neue Fähigkeit verleihen. Im Falle des Bogens ist dies ein Angriff, der den Schützen gleichzeitig einige Meter rückwärts und so aus der Nahkampfreichweite des Gegners katapultiert. Im Bereich der Seelenmagie hingegen können die Spieler eine magische Explosion auslösen.
Das Spezielle an den elf neuen Fertigkeiten: Sie lassen sich mit bis zu drei Skripturen weiter modifizieren und den eigenen Bedürfnissen anpassen. Der neue Bogenangriff heilt zum Beispiel gleich auch zusätzlich noch die Spielerfigur, senkt die Resistenzen des Gegners oder verursacht allgemein einfach höheren Schaden, um nur einige der möglichen Modifikationen zu nennen. Diese sind nicht so stark, dass sie das Balancing gross beeinflussen dürften, können aber trotzdem helfen, die eigene Figur in eine bestimmte Richtung zu entwickeln.
Das Anbringen einer Skriptur kostet eine Einheit Tinte, die wie auch die Skripturen selber nicht zu knapp in der Welt zu finden sind. So darf man locker etwas mit den insgesamt über 4000 möglichen Kombinationen experimentieren. Aber vor jedem Kampf die Skripturen anzupassen, liegt definitiv nicht drin. Um an die Grimoires zu gelangen, gilt es hingegen eine umfangreiche Missionsreihe zu absolvieren, die die Spieler auch in Regionen führt, die aus dem Grundspiel oder aus früheren Erweiterungen bekannt sind.
Ein rein optisches Feature ist die Möglichkeit, bei einigen Kampf- und Zaubereffekten die Farbe zu modifizieren. Dabei sind zumindest für das aktuelle Kapitel alle Effektänderungen im Spiel erhältlich. Ihr müsst diese also nicht im spieleigenen Kronenshop gegen echtes Geld erwerben. Neben den bereits bestehenden Möglichkeiten, den eigenen Rüstungsteilen einen neuen Look zu verpassen, stellt dies eine weitere Möglichkeit dar, der eigenen Figur einen individuellen Look zu verpassen.
Doch leider ist in «Gold Road» nicht alles Gold, was glänzt: So bietet das Kapitel im Gegensatz zum Arkanisten im letzten Jahr keine neue Klasse. Und die neuen Begleiter, deren Rekrutierung in den letzten Jahren jeweils rund zwei Stunden Spielspass bot, kommen dieses Jahr erst im Winter-Update dazu. Bleibt zu hoffen, dass das neue Kapitel an anderen Stellen etwas mehr zu bieten hat, ansonsten könnte das Spiel schneller zu Ende sein als in früheren Jahren.
Trotzdem lässt «Gold Road» während unserer viel zu kurzen Anspielsession viel Vorfreude aufkommen. Die verschiedenartigen Umgebungen und Völker innerhalb der neuen Zone lassen auf einen abwechslungsreichen Spielverlauf hoffen und die Schriftlehre hat einen grösseren Einfluss aufs grundsätzliche Gameplay als etwa das im letzten Jahr eingeführte Kartenspiel. Für Fans wird also einiges geboten. Neueinsteigern sei hingegen empfohlen, zunächst die letztjährige Erweiterung zu absolvieren, um die aktuelle Story komplett zu verstehen.
Erscheinen soll «Gold Road» am 3. Juni für den PC. Microsoft- und Sony-Konsolenbesitzer kommen ab dem 18. Juni in den Genuss des neuen Kapitels.