Digital
Review

Review «Man of Medan»: So gut ist das Game für Playstation 4, Xbox One, PC

Ein Schiff, ein Totenkopf und ein mysteriöser Fremder: Der Trip kann beginnen.Bild: zvg
Review

«Man of Medan»: Fünf Jugendliche machen einen Bootstrip – und dann beginnt der Horror

Wer stirbt auf hoher See, wer überlebt die Nacht der Angst? Das Schicksal fünf junger Menschen liegt in deinen Händen.
07.09.2019, 18:5307.09.2019, 20:25
Folge mir
Mehr «Digital»

Fünf junge Menschen beginnen einen lockerflockigen Bootstrip, um sich ein bisschen zu amüsieren und um zu einem Flugzeugwrack aus dem Zweiten Weltkrieg hinab zu tauchen. Natürlich soll sich dort unten ein sagenumwobener Schatz an Bord befinden, was die Abenteuerlust zusätzlich antreibt. Als dann plötzlich ein Fischerboot mit dubiosen Gestalten vorbeifährt, ein Sturm das schöne Wetter beiseite schiebt und auch noch ein altes Kriegsschiff aus dem Nichts auftaucht, beginnt ein rauer Überlebenskampf auf hoher See. Wer wird überleben, wer wird in den Tod geschickt? Wir haben es wortwörtlich in den Händen...

Diese romantische Stimmung wird nicht lange anhalten.
Diese romantische Stimmung wird nicht lange anhalten.bild: zvg

Der erste Teil einer neuen Reihe

Supermassive Games wissen eigentlich, wie der interaktive Hase läuft. Bereits mit «Until Dawn» haben sie 2015 ein schaurig schönes Teenie-Slasher-Spielchen auf den Bildschirm gezaubert, wo das Medium Videospiel wunderbar mit dem Medium Film vermischt wurde. Solche Experimente gab es freilich schon vorher, aber die vielen Entscheidungsmöglichkeiten und verschiedenen Geschichtsverläufe waren doch sehr beeindruckend. Zu alledem wurde eine gelungene Slasher-Geschichte serviert, die stellenweise starke Überraschungen präsentieren durfte. Nun wird mit «Man of Medan» der erste Teil einer neuen Mystery-Horror-Spielreihe angeboten, der aber qualitativ weit hinter «Until Dawn» zurückfällt.

Natürlich erzählt man sich an Bord auch schöne Schauergeschichten.
Natürlich erzählt man sich an Bord auch schöne Schauergeschichten.bild: zvg

Wer ist eigentlich dieser Kurator?

Ein schick angezogener Typ mit ganz viel Style wandert zu Beginn bedeutungsschwanger durch einen Korridor und verweilt dann in einem Büro, wo er die vierte Wand zum Spieler durchbricht. Der sogenannte Kurator macht sich Notizen, blättert in Büchern und erklärt uns, dass im Leben viele Entscheidungen gefällt werden, die ihre weitreichenden Konsequenzen haben. Ach was? Er taucht zwischen den Spielabschnitten immer wieder auf und spricht mit uns. Wer er genau ist und was er genau will, wird vielleicht in einem der nächsten Spiele der «The Dark Pictures Anthology»-Reihe aufgeklärt. Ohne Zweifel ist er jedoch der heimliche Star und zieht im Hintergrund diverse Fäden.

Der Kurator scheint im Hintergrund die Fäden zu ziehen.
Der Kurator scheint im Hintergrund die Fäden zu ziehen.bild: zvg

Romantisch oder supercool?

Das Grundprinzip wurde von «Until Dawn» übernommen: In hübschen Zwischensequenzen kann man sich bei Dialogen zwischen verschiedenen Antworten entscheiden und so nicht nur die Geschichte etwas steuern, sondern auch die Beziehungen zwischen den Figuren beeinflussen. Agiere ich mit meiner Freundin eher romantisch, oder mache ich doch lieber auf supercool und lässig? Verhalte ich mich gegenüber den fremden Fischern aggressiv oder suche ich den Dialog? Je nachdem wie man sich verhält, kann das schon mal später das Leben einer Hauptfigur kosten.

Da ist jemand ganz schön schockiert.
Da ist jemand ganz schön schockiert.bild: zvg

Wie Marionetten

Zwischen diesen Dialogen dirigiert man die Figur, die in der Geschichte gerade an der Reihe ist, durch starre Kulissen und kann an blinkenden Objekten interagieren. Dabei gibt es Dokumente zu lesen, Schlüssel einzusammeln oder man untersucht ein paar Gegenstände, um das eine oder andere Geheimnis zu lüften. Mehr zu tun gibt es aber nicht. Die Figuren werden hauptsächlich wie Marionetten durch die Abschnitte dirigiert und regelmässig muss wie wild auf Knöpfe gedrückt werden, um bei Qicktime-Events zu gewinnen.

Auf dem ominösen Schiff wollen diverse Geheimnisse gelüftet werden.
Auf dem ominösen Schiff wollen diverse Geheimnisse gelüftet werden.bild: zvg

Langweilige Auflösung

Das Herzstück eines solchen Spiels ist ohne Zweifel die erzählte Geschichte, die man beeinflussen kann. Diese beginnt zwar spannend und schauerlich, aber bekommt im weiteren Verlauf eine solche Nichtigkeit, dass es schliesslich total egal wird, warum die jungen Menschen bedroht und auf ein Schiff verschleppt werden. War man bei «Until Dawn» ständig am rätseln, wer denn nun der böse Schlitzer sein könnte, konsumiert man «Man of Medan» mit einem Achselzucken. Die Auflösung, die schon viel zu früh ersichtlich wird, könnte langweiliger nicht sein. Die Spannung am Anfang verpufft nach den ersten Spielstunden und die Lust auf ein erneutes Durchspielen löst sich ebenfalls auf. Immerhin sorgt der Zweispielermodus für etwas Motivation, die Story nochmals zu zweit zu erleben.

Natürlich gibt es auch ein paar nette Schockmomente, die den Puls nach oben jagen.
Natürlich gibt es auch ein paar nette Schockmomente, die den Puls nach oben jagen.bild: zvg

Ein sehr enges Kleid

«Man of Medan» ist zweifellos ein Hingucker. Die Animationen sind schön gelungen und zeigen makellose Gesichter, wie es sich natürlich für eine Teenie-Horror-Geschichte gehört. Die anfänglich farbenfrohe Ferienstimmung auf dem Boot kippt Schritt für Schritt und wechselt wunderschön ins Horror-Ambiente hinüber, wo sie auch steckenbleibt. Denn hat man die Figuren in die engen Räume des auftauchenden Schiffs gepackt, dominiert ein Grossteil der Handlung innerhalb dieser Metallwände. Da auch einige Räumlichkeiten mit jeweils anderen Figuren nochmals besucht werden müssen und stets dieselbe Optik dominiert, sehnt man sich nach etwas grafischer Abwechslung. Aber «Man of Medan» bleibt ganz starr in seinem sehr engen Kleid und lässt nicht mit sich reden.

Nein, diesem Zeitgenossen hier geht es gar nicht gut.
Nein, diesem Zeitgenossen hier geht es gar nicht gut.bild: zvg

Es kann nur besser werden

Fazit: «Man of Medan» besitzt am Anfang zwar die üblichen Stereotypen und Merkmale eines Teenie-Slashers, doch die Geschichte entfernt sich immer mehr von diesem Genre. Das geht durchaus in Ordnung, zumal hier der Beginn einer neuen Mystery-Reihe zelebriert und so für einige Überraschungen gesorgt wird. Die Auflösung der Geschichte ist aber unbefriedigend und erfüllt die aufgestauten Erwartungen überhaupt nicht. Immerhin gibt es nach dem Abspann noch einen ganz kurzen Ausblick auf die nächste Episode, die im nächsten Jahr erscheinen wird. Das Gefühl am Ende ist eindeutig: Es kann nur besser werden.

«The Dark Pictures Anthology: Man of Medan» ist erhältlich für Playstation 4, Xbox One und PC. Freigegeben ab 16 Jahren.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Von «Pong» bis «Assassin's Creed»: Die beeindruckende Grafik-Evolution von Spielen in 23 Bildern
1 / 25
Von «Pong» bis «Assassin's Creed»: Die beeindruckende Grafik-Evolution von Spielen in 23 Bildern
1958: «Tennis for Two»: Eine der ersten Erfindungen, die als Videospiel bezeichnet wird, ist das über 50 Jahre alte «Tennis for Two». Für den Besuchertag des US-Forschungszentrums Brookhaven National Laboratory entwickelte William Higinbotham auf einem analogen Computer und dem Display eines Oszilloskops ein kleines Tennisspiel. Es diente dazu, Atomenergie zu bewerben.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Viele Kinder gamen zu viel»
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
So verändert KI das Vorgehen von Tätern, die pädokriminelle Inhalte erstellen

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Erstellung von pädokriminellem Material, umgangssprachlich Kinderpornografie genannt: «Die KI-Täter passen weniger in das klassische Täterprofil, das wir bisher kannten», sagte Regula Bernhard Hug, Leiterin der Geschäftsstelle beim Kinderschutz Schweiz.

Zur Story