Haushaltsroboter sollen dem Menschen Arbeit abnehmen. Doch wer hilft hier eigentlich wem? Während der Mensch auch ohne Roboter gut zurechtkommt, kann davon umgekehrt keine Rede sein. Saugroboter brauchen Pflege und Zuwendung.
Lässt man sie allein, kann es passieren, dass sie sich in ausweglose Situationen manövrieren oder sogar Chaos stiften, wie ein Facebook-Beitrag des US-Filmemacher Ryan Landy zeigt. Dessen Saugroboter war über die Hinterlassenschaften seines jungen, noch nicht stubenreinen Hundes gefahren, ohne den Putzvorgang zu stoppen. Der Kot wurde im ganzen Haus verteilt.
Dennoch hat die Vorstellung eines Roboters, der den gröbsten Dreck im Alleingang wegräumt, ihren Reiz. Jeder fünfte weltweit über Amazon verkaufte Staubsauger ist inzwischen ein Roboter. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom planen 15 Prozent der deutschen Haushalte in diesem Jahr, die Anschaffung eines solchen Haushaltsroboters. Im Vorjahr waren es noch etwa die Hälfte (8 Prozent).
«Wir erwarten, dass dieser Trend anhält», sagt Sebastian Klein, Geschäftsführer von iRobot Deutschland. «Weltweit schätzen es Kunden, nach Hause zu kommen und ihre Böden jeden Tag sauber vorzufinden.»
Das US-Unternehmen iRobot ist mit seiner beliebten Roomba-Serie bereits seit 2002 einer der führenden Hersteller von Haushaltsrobotern. Etwa 25 Millionen Geräte hat iRobot nach eigenen Angaben weltweit verkauft. Die Roomba-Modelle gehören immer noch zu den Bestsellern.
Inzwischen hat iRobot aber Konkurrenz bekommen. Vor allem Newcomer aus Fernost drängen mit deutlich billigeren Modellen auf den Markt. Für weniger als 200 Franken bekommt man einen einfachen Saugroboter. Das getestete Modell von iRobot, der Roomba i7+, kostet rund 1200 Franken.
Doch selbst von den Premiumgeräten sollten Käufer keine Wunder erwarten. Kabel, Treppen, Türschwellen und hohe Teppiche bereiten allen Robotern Probleme. Ecken und schmale Schlitze bleiben ungeputzt. Selbst unter idealen Bedingungen erzielen die App-gesteuerten Haushaltshelfer oft nicht die gleichen Ergebnisse wie ein herkömmlicher Staubsauger, urteilt Stiftung Warentest. Gute Noten gibt es daher schon für Saugroboter mit mittelmässiger Putzleistung, Hauptsache, die Technik spielt mit.
Rein technisch werden die Geräte immer ausgefeilter. Mit jedem neuen Modell versuchen Hersteller, typische Probleme zu lösen und Ärgernisse aus der Welt zu schaffen.
Der Roomba i7+ von iRobot beispielsweise entsorgt den eingesammelten Staub nach jedem Reinigungsvorgang selbständig an der Basisstation. Dort wird der Schmutz automatisch abgesaugt und landet in einem Wegwerfbeutel, wie man ihn von Staubsaugern kennt. «Damit entfällt das häufig staubige und schmutzige Leeren des Saugbehälters», erklärt Klein.
Der Ersatzbeutel kostet rund sieben Franken. Hinzu kommt, dass die Saugvorrichtung an der Basisstation mächtig Lärm macht. Abstellen oder verschieben lässt sich das nicht.
Wer auf die automatische Leerung lieber verzichten will, greift zum «kleinen Bruder», dem mehrere hundert Franken günstigeren Roomba i7158 ohne «Clean Base».
Ganz ohne Wartungsaufwand geht es ohnehin nicht, auch nicht beim Luxusmodell von iRobot. Der Schmutzeinsatz im Saugroboter will ab und an von Rückständen befreit werden, genauso wie der Filter. Lange Haare wickeln sich um die Rundbürsten. Nur mit Mühe lassen sie sich wieder herauspuhlen.
Sowieso sind die Einzelteile wie Bürsten, Rollen und Filter nicht für die Ewigkeit gemacht. Ihre Lebensdauer hängt von der Nutzung ab. «Die meisten Menschen saugen regelmässig und teils sogar täglich, um ihren Wohnraum sauber zu halten», sagt Klein. Über die App erfährt der Nutzer, wann es Zeit ist, abgenutzte Teile zu ersetzen. Dazu erfasst die App jeden Reinigungslauf, zählt jede Arbeitsminute und jeden geputzten Quadratmeter mit.
Maik Morgenstern von der Firma AV-Test fürchtet, dass diese Daten nicht nur zum Vorteil des Kunden gesammelt werden. So könnten die Hersteller die Infos aus der App beispielsweise auch dazu nutzen, um mögliche Garantieansprüche abzuwehren. Stellt sich etwa heraus, dass der Nutzer trotz der App-Warnung Ersatzteile nicht nachgekauft hat, erlischt womöglich das Rückgaberecht.
Morgenstern und sein Team haben sich ausführlich mit den Datenschutz- und Sicherheitsaspekten von Saugrobotern beschäftigt . Dabei sei aufgefallen, dass vor allem Schnäppchen-Anbieter aus dem asiatischen Raum noch Nachholbedarf hätten. «Wir sehen, dass gerade die neuen Firmen auf dem Markt offenbar nicht in der Lage sind, gewisse Sicherheitsstandards umzusetzen», so Morgenstern.
Die Produkte von iRobot lobt der Experte jedoch als «technisch vorbildlich». Alle Datenverbindungen seien sauber verschlüsselt. «Für Hacker wäre es nicht so leicht, das Gerät fernzusteuern», sagt Morgenstern. Die umfangreiche und komplizierte Datenschutzerklärung von iRobot hingegen findet der Experte «bedenklich». «Das Unternehmen sichert sich viele Rechte durch allgemein gehaltene Formulierungen.»
Oft würden die Hersteller von Haushaltsrobotern die gesammelten Daten mit anderen Unternehmen teilen, warnt Morgenstern. Die China-Marke Roborock etwa kooperiere mit dem Möbelhaus Ikea. Auch iRobot habe einen an Daten interessierten Partner: Google . Ein Saugroboter in jedem Haushalt könnte diesen Firmen wertvolle Einblicke liefern. «Man sieht theoretisch, wo ein Schrank oder Tisch steht, oder wo noch Platz für ein Möbelstück wäre», nennt Morgenstern als Beispiel.
Saugroboter fertigen mehr oder weniger detaillierte Karten der Wohnung an. Das hilft ihnen dabei, ihre Putzroutine zu perfektionieren. Ausserdem können die Besitzer dann per App-Fernbedienung Putzaufträge für bestimmte Räume und Bereiche erteilen.
Die iRobot-App bietet hier den Vorteil, dass sich in ihr mehrere Karten anlegen lassen. Dadurch eignet sich der Roomba auch für den Einsatz auf mehreren Stockwerken. Als praktisch erweist sich ausserdem die mitgelieferte Lichtschranke, die man nach Bedarf aufstellt. Damit lassen sich Bereiche markieren, die der Roboter nicht betreten soll. So kann man den Roomba auch ohne die App in seine Grenzen weisen.
Tatsächlich erledigen viele Saugroboter ihren Job auch ohne App. Man muss sie nicht einmal mit dem Heimnetzwerk verbinden. So lassen sich potenzielle Datenschutz- und Sicherheitsprobleme umgehen. Der Nachteil: Die Komfortfunktionen fallen weg, ebenso wie Lerneffekte und Firmware-Updates, die Verbesserungen bringen sollen. Bei einer kleinen Wohnung fällt das aber kaum ins Gewicht.
Jeder Saugroboter navigiert selbständig mit Hilfe von Berührungs-, Laser- und Infrarotsensoren. Der Roomba i7 verfügt zudem über eine Weitwinkelkamera auf der Oberseite. Damit findet er sich in seiner Umgebung sehr gut zurecht und kehrt zuverlässig zu seiner Station zurück. Spionage-Sorgen kann Morgenstern ausräumen: «Noch haben diese Kameras keine hohe Auflösung, daher muss man sich keine Sorgen machen, dass der Saugroboter die Wohnung abfotografiert.»
Doch wer braucht so ein Gerät überhaupt? «Wie bei jedem neuen Gadget sollte man vorher in sich gehen und sich überlegen, ob es wirklich einen Mehrwert bringt», sagt Morgenstern.
Am besten funktionieren Roomba und Co. in einer roboterfreundlichen Umgebung – sprich: in einer ordentlichen Wohnung ohne Hindernisse. Herumliegendes Spielzeug, Klamotten und anderes Gedöns sind der natürliche Feind der Maschine und müssen erst von Menschenhand beseitigt werden.
So kommt es auch, dass der Saugroboter im Hause Morgenstern deutlich seltener zum Einsatz kommt, seitdem ein Kind dort lebt, verrät der Experte. Singles und Haustierhalter werden aber schnell feststellen, dass sie seltener zu Staubsauger, Besen und Wischmopp greifen, wenn ein Robo-Helfer den grössten Schmutz bereits beseitigt hat.
Hinweis: Der Roomba i7+ wurde uns von der Firma iRobot für diesen Bericht als Leihgabe zum Testen zur Verfügung gestellt.
Hoffentlich sind die weiteren Aussagen im Text akurater.