Die «Paper Mario»-Reihe ist im Nintendo-Portefeuille ein wichtiges Pferd im Stall, das immer wieder auf die Rennbahn gelassen wird, um die Kasse klingeln zu lassen. Die Mischung aus Jump’n’Run und Rollenspiel erblickte im Jahr 2000 auf dem Nintendo 64 das Licht der Gaming-Welt. Der einzigartige Grafikstil, der die bekannten Nintendo-Charaktere in Papierform präsentierte, gefiel und es folgten diverse Nachfolger für die noch kommenden Nintendo-Konsolen.
Auch in diesem Abenteuer ist die Prinzessin Peach eigentlich wiedermal der Hauptmotivator, warum unser geliebter Mario aufbricht, um ein neues Abenteuer zu bestreiten. Aber der Reihe nach: Eigentlich wurden Mario, Luigi und Peach an ein Fest eingeladen, um im Origami-Reich ordentlich Party zu machen. Doch daraus wird vorerst nichts, denn König Olly will die ganze Welt in Falten legen und hat sich dabei auch Bösewicht Bowser und alle anderen klassischen Helfershelfer geschnappt. Sogar das ganze Schloss des Pilzkönigreichs wurde mit der Hilfe von riesigen und langen Luftschlangen entführt.
Zusätzlich wurde die Prinzessin wohl einer Gehirnwäsche unterzogen, anders kann man ihr ziemlich schräges Verhalten und die schlechte Laune nicht erklären. Schliesslich verschwindet auch noch Luigi spurlos und Mario steht wiedermal allein da, um den finsteren Plan des Königs zu durchkreuzen.
Wobei ganz alleine ist er nicht. Denn die liebe Schwester des bösen Königs hilft dem wackeren Hüpferich auf seiner Reise. Olivia ist nicht nur ein Plappermaul, sondern versorgt unseren Helden auch ständig mit neuen Fähigkeiten. So reisen denn die zwei durchs ganze Papier-Land, um die Völker von ihrem Elend zu befreien und das Schloss wieder an seinen richtigen Platz zurückzubringen.
Ohne Olivia wäre Mario ziemlich aufgeschmissen. Mit ihrer magischen Hilfe kommt er zum Beispiel in den Genuss seine langen Faltarme zu verwenden. In bestimmten Spielabschnitten kann er somit mit der Umgebung interagieren und zum Beispiel Tapeten wegreissen, an Gegenständen zupfen oder geheime Türen öffnen.
Die beiden bleiben übrigens bei ihrer Reise nicht immer alleine, sondern bekommen immer wieder mal die Hilfe eines bekannten Charakters aus dem Nintendo-Universum. Welche das sind, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Lasst euch einfach überraschen.
Gewohnt sammelt Mario unterwegs nicht nur ganz viele Goldmünzen ein, sondern auch Papierschnipsel. Denn immer wieder klaffen in den Welten schwarze Löcher und Spalten, die nun mit diesen Papierfetzen wieder geflickt respektive gestopft werden müssen. Dahinter kommen manchmal nur simple Goldmünzen und andere Objekt zum Vorschein, manchmal wird aber auch eine verborgene Tür freigegeben. Wer regelmässig diese Löcher stopft wird auf jeden Fall belohnt.
«Paper Mario: The Origami King» besteht nicht nur aus Hüpf-Abschnitten in einer 3D-Welt, sondern auch aus rundenbasierten Kämpfen. Immer wenn Mario auf einen Feind trifft, wechselt die Szenerie in eine kleine runde Arena, wo die Gegner dann Runde für Runde auseinandergenommen werden. Dabei kann Mario via Befehl auf klassische Art und Weise auf die Monster hüpfen oder nutzt zum Beispiel einen grossen Hammer, um die Gegner wegzuputzen, bevor diese den Gegenangriff starten.
Der Clou am Ganzen: Vor jedem Spielzug können die Felder der ringförmigen Arena, worauf sich die Gegner tummeln, mit einer bestimmten Anzahl von Zügen neu angeordnet werden. Das ist wichtig, um sich einen strategische Vorteil zu verschaffen, um so auf einen Schlag gleich mehrere Gegner zu bodigen. Um also jeweils einen Schadensbonus zu bekommen, muss der Grips eingeschaltet werden. Ein Zeitlimit sorgt dabei für zusätzlichen Stress.
Es ist so eine Sache mit diesen rundenbasierten Kämpfen: Die einen mögen sie, die anderen rollen immer wieder mit den Augen. Zwar wird zu Beginn immer alles bis ins kleinste Detail erklärt, aber bis man sich daran gewöhnt hat und die Verschiebung der Felder während des Zeitlimits inne hat, braucht es Geduld.
Mittels eingesammelten Münzen können zwar jederzeit zusätzliche Sekunden gekauft werden, aber der Zeitstress besteht immer noch. Vor allem während den Endgegner-Kämpfen muss oft und viel eingesteckt werden und eine Orientierung fällt nicht immer leicht. Veteraninnen und Veteranen gehen hier natürlich blind und ohne Probleme durch die Arenen.
Wie gesagt, man mag oder mag sie nicht. Auf jeden Fall sorgen diese rundenbasierten Kämpfe für einen massiven Immersions-Bruch. Es kann sehr nerven, wenn gerade die wunderhübsche 3D-Welt intensiv erkundet wird und Mario plötzlich in einen Gegner rennt. Der Wechsel in die Kampfarena wird dann mit einem Seufzen begleitet.
Immerhin bekommt Mario im späteren Verlauf einen stärkeren Hammer und kann damit Gegner gleich in der 3D-Welt mit einem Schlag wegputzen ohne dass er dafür in die Kampfarena eintreten muss. Das funktioniert aber leider nicht bei allen Kontrahenten.
Wenn wir gerade schon bei den nervigen Dingen sind. Was ist eigentlich mit der Olivia los? Die redet und redet und immer und immer wieder müssen Textpassagen von ihr weggeklickt werden. Ständig muss sie irgendetwas kommentieren, holt aus, wiederholt sich und kommt einfach nicht zum Punkt.
Mag sein, dass sie gerade in den ersten Minuten als Wegweiser und Helferlein sehr nützlich ist und es nett gemeint ist, dass sie jede einzelne Funktion bis ins kleinste Detail erklärt. Aber diese Figur hat ein enormes Mitteilungsbedürfnis, so dass auch hier die Augen regelmässig rollen.
Ja, diese Olivia kann gewaltig nerven und ja, die rundenbasierten Kämpfe holen die Spielenden aus dem Flow. Dafür warten aber ganz viele tolle Dinge zur Entschädigung. Die grafische Umsetzung dieser faszinierenden Papierwelt ist wiedermal gelungen und lädt zum Staunen und Erkunden ein.
Die unterschiedlichen Welten sprudeln vor liebevollen Figuren, Landschaften und Objekten, die untersucht werden wollen. Schon nach wenigen Spielminuten erliegt man sofort wieder diesem Nintendo-Charme und dieser Videospielkunst, die alles aus einem Guss auf die spielende Gesellschaft loslässt.
Abseits der Haupthandlung gibt es selbstverständlich auch wieder ganz viele Geheimnisse, verborgene Passagen und versteckte Minispiele zu entdecken. Auf jeden Fall sollte nicht einfach blind durchgerannt werden. Nehmt euch die Zeit, um alles zu erkunden und geht auch mal in eine Welt zurück und wuselt dort ordentlich herum. Es lohnt sich.
Fazit: Es mag oft mit den Augen gerollt und laut geseufzt werden, wenn die Olivia einfach nicht ihren Mund halten kann und die rundenbasierten Kämpfe wiedermal den Flow unterbrechen. Böse kann man diesem neuen «Paper Mario»-Videospiel aber nie sein. Denn es ist in seiner Gesamtheit wieder zu einem herrlich kunterbunten Spielspass-Allerlei geworden, das immer wieder überraschen kann und die Motivationskurve ständig nach oben treibt. In den unterschiedlichen Welten, die gefüllt sind mit audiovisuellen Anspielungen auf das Super Mario-Universum, herrscht immer eine gute Stimmung und der Schwierigkeitsgrad bleibt immer fair. Somit ist das neue «Paper Mario» das perfekte Switch-Spiel geworden, um sich damit draussen an der Sonne vor lauter Faszination diverse Körperteile zu verbrennen.
«Paper Mario: The Origami King» ist ab dem 17. Juli erhältlich für Nintendo Switch und freigegeben ab 7 Jahren.
Da stehen mir die Haare zu Berge und das noch in einem Titel.
Nichtsdestotrotz, die alten Paper Mario Spiele haben mich bisher immer überzeugt.