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Franzosen dürfen in Porrentruy JU nicht mehr in die Badi – schon wieder

A picture taken on July 30, 2020 shows the swimming pool of Porrentruy owned by the municipalty of the Swiss city, 10 km close to the french border, which has decided to restrict its access to Swiss c ...
Das Schwimmbad in Porrentruy.Image: AFP

Franzosen dürfen in Porrentruy JU nicht mehr in die Badi – schon wieder

Die jurassische Gemeinde Porrentruy beschränkt den Zugang zu ihrem Schwimmbad auf Schweizer Staatsangehörige, Personen mit Wohnsitz in der Schweiz oder solche mit einem Schweizer Arbeitsvertrag – weil sich die Nachbarn aus Frankreich nicht zu benehmen wissen.
03.07.2025, 06:3303.07.2025, 13:25
Antoine Menusier
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Der Gemeindeverband des Bezirks Porrentruy (SIDP) und die Gemeinde Porrentruy im Kanton Jura haben beschlossen, den Zugang zum Freibad auf Personen mit Schweizer Staatsangehörigkeit, Inhaber einer Niederlassungsbewilligung sowie Inhaber einer gültigen Schweizer Arbeitsbewilligung zu beschränken. Die Massnahme gilt vom 4. Juli bis zum 31. August.

Was das eigentlich heisst: Die Behörden von Porrentruy verbieten Franzosen, die Grenze ist nicht weit entfernt, den Zutritt zu ihrem Schwimmbad. Nicht allen, denn französische Grenzgänger (also Inhaber einer gültigen Schweizer Arbeitsbewilligung) dürfen wie erwähnt das Bad mit ihren Familien besuchen, erklärt Lionel Maitre, verantwortlich für den Bereich Freizeit beim SIDP und ausserdem Bürgermeister von Boncourt, gegenüber watson. «Wir wollten die französischen Grenzgänger nicht benachteiligen», sagt er.

Die Massnahme richte sich viel eher gegen junge Menschen aus dem französischen Département Territoire de Belfort und dem Département Doubs, den beiden angrenzenden Regionen Frankreichs. In den vergangenen Wochen habe man es mit zahlreichen Fällen von Fehlverhalten durch Jugendliche von jenseits der Grenze zu tun gehabt, so Maitre.

«Zunächst haben wir einen Sicherheitsdienst von Securitas engagiert, dann zwei weitere – aber das hat nicht ausgereicht.»

Daher gebe es nun diesen Gemeinderatsbeschluss, der 2020 bereits einmal erlassen worden ist. Bezüglich konkreten Vorfällen mit den unhöflichen Nachbarn, sagt Maitre:

«Es geht um Belästigungen gegenüber jungen Frauen, unangemessene Ausdrucksweise, Baden in Unterwäsche, und auch gewalttätiges Verhalten nach Ermahnungen.»

Seit Beginn der Sommersaison wurden «mehr als zwanzig Personen vom Schwimmbad ausgeschlossen und der Zutritt verboten», heisst es in einer Mitteilung der Behörden an die Öffentlichkeit.

Es sei dabei wirklich ein frankreichspezifisches Problem: «Von allen Personen mit Zutrittsverbot stammen zwar nicht alle aus dem benachbarten Frankreich, doch die wenigen aus der Schweiz sind eine klare Minderheit», erklärt Lionel Maitre weiter. Er fügt an:

«Aber auch bei uns gibt es junge Leute, die sich schlecht benehmen.»

Die Lage ist besonders angespannt, weil das Schwimmbad in Delle auf französischer Seite derzeit geschlossen ist. Nach Rücksprache in Frankreich soll es am 8. Juli wieder öffnen, doch die Probleme mit den Rabauken, die in Porrentruy aufgetreten sind, werden sich mutmasslich sehr wahrscheinlich auch in Delle wiederholen – auch das war bereits 2020 der Fall.

Lionel Maitre ergänzt, dass die Zugangsbeschränkung zum Schwimmbad von Porrentruy ausserdem dazu beiträgt, die tägliche Besucherzahl auf einem tragbaren Niveau zu halten. «Die Kapazität liegt bei 900 bis 1000 Personen», sagt er. Und fügt hinzu:

«Die Einwohner von Porrentruy zahlen Steuern für ihr Schwimmbad, sie möchten es in aller Ruhe nutzen können.»

«Schwierige» Quartiere

Viele der Störenfriede stammen aus Quartieren ennet der Grenze, wo prekäre familiäre Strukturen herrschen und wo das Verhältnis zur Autorität bei manchen problematisch ist. Im Jahr 2020 äusserte Yacine, ein junger Mann, den watson in Delle getroffen hatte, seine Sicht auf das Zutrittsverbot zum Schwimmbad von Porrentruy:

Vor dem Verbot hat man uns klargemacht, dass wir zurück nach Frankreich gehen könnten, wenn es uns nicht gefällt. Wir wollten hier aber keinen Ärger machen. Man darf nicht alle über einen Kamm scheren. Das Schwimmbad hätte nur für die Unruhestifter gesperrt werden sollen. Man muss ja ein Monster sein, um Kindern den Zugang zur grossen Rutsche zu verwehren (eines der Probleme, die den «Banden» aus Frankreich zugeschrieben wurden, d. Red.). Letztes Jahr (2019, d. Red.), als der Zutritt noch erlaubt war, haben wir Wasserpfeife geraucht. Keine Joints. In der Schweiz gibt es dafür eine Strafe von hundert Franken, deshalb rauchen wir lieber in Frankreich.

Formell gilt das Zutrittsverbot zum Schwimmbad von Porrentruy nun für alle Ausländer, nicht nur für Franzosen, und mit Ausnahme der weiter oben genannten Ausnahmen.

Ausländische Touristen, die Porrentruy, Pruntrut auf Deutsch, besuchen und im Hotel oder Campingplatz übernachten, können aber eine Urlauberkarte, ausgestellt von den Betrieben, lösen und das Schwimmbad so weiterhin besuchen.

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Die beliebtesten Kommentare
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Texaner
03.07.2025 07:13registriert September 2015
Missstand erkannt, pragmatische und faire Lösung erarbeitet, Missstand im Interesse der Einwohner behoben. Ich hoffe, viele Gemeinderäte und Stadt-Politiker lesen diesen Artikel aufmerksam.
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Plusplus
03.07.2025 07:26registriert Dezember 2021
Schönes Beispiel von Wortakrobatik. Sehr gut beschrieben und doch steht alles zwischen den Zeilen. Wenn man es dann verstehen will.
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Hierundjetzt
03.07.2025 10:18registriert Mai 2015
Es geht darum dass Französische Musliminen vollbekleidet und in Strassenkleidung Baden wollten. Weil etwas mit Glauben (was entirely made up ist) Als dies verneint wurde, wurden diese extrem agressiv

Das steht doch überall und wir alle hatten Französisch in der Schule.

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