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Jetzt bauen sogar die Japaner E-Autos – aber taugen sie auch etwas?

Nachzügler unter den Stromern: Mit dem Solterra bringt Subaru endlich sein erstes Elektroauto auf den Markt.
Nachzügler unter den Stromern: Mit dem Solterra bringt Subaru endlich sein erstes Elektroauto auf den Markt. bild: subaru
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Subarus erstes Elektroauto im Test: Hier schwächelt der Stromer aus Japan

Mit dem Solterra bietet Subaru allen Outdoorfans erstmalig ein Auto mit E-Antrieb. Als Vorlage diente der elektrische Toyota Bz4X. So schlägt sich der SUV aus Japan im Test.
14.01.2023, 19:1816.01.2023, 12:27
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t-online

Es gibt den nächsten Neuzugang an der Ladesäule: Als einer der letzten Hersteller bietet jetzt auch Subaru bei uns ein Elektroauto an. Der erste Stromer der Japaner trägt den Namen Solterra und kommt zum Jahreswechsel für mindestens 55'900 Franken zu den Händlern. Als Crossover der gehobenen Mittelklasse tritt er gegen Modelle wie den Nissan Ariya oder den VW ID.5 an.

Der Solterra ist 4,69 Meter lang.
Der Solterra ist 4,69 Meter lang.bild: subaru

Gute Offroad-Eignung, viele Assistenzsysteme

Die erste Referenz für das kantig gezeichnete Coupé mit vier Türen, weit ausgestellten Kotflügeln und sichtlich erhöhter Bodenfreiheit ist allerdings der Toyota Bz4X. Von ihm hat Subaru den Solterra abgeleitet und dabei nicht viel mehr als die Abstimmung, die Ausstattung und das Markenlogo geändert.

Auf den ersten Blick ist das keine schlechte Wahl. Schliesslich haben die Japaner ihren elektrischen Erstling als ernsthaftes SUV positioniert, das sich nicht nur für eine trendige Optik in die Höhe reckt. Deshalb gibt es bei Subaru – im Gegensatz zu Toyota sogar serienmässig – Allradantrieb, ein paar elektronische Fahrhilfen fürs Gelände und eine derart robuste Konstruktion, dass der Stromer sogar durchs Wasser waten kann.

Mit seinen elektrischen Eckdaten sortiert sich der Solterra in der Mitte des Marktes ein: So hat die Batterie im Wagenboden eine Kapazität von 74 kWh und reicht im besten Fall für gute 400 Kilometer. Theoretisch kann sie mit bis zu 150 kW geladen werden und schafft die ersten 80 Prozent so in rund 30 Minuten. Doch in der Praxis und erst recht im Winter gelingt das kaum, und man muss sich auf spürbar längere Pausen einstellen.

Damit die nicht allzu häufig werden, hilft der Solterra mit einem smarten Bremspedal beim Stromsparen: Es gibt mehrere Stufen der Rekuperation, mit denen man die konventionelle Bremse schonen und viel Energie zurückgewinnen kann. Die Batterie speist je einen 80 kW/109 PS starken E-Motor pro Achse, die den Solterra in 6.9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen. Die Spitzengeschwindigkeit ist jedoch auf 160 km/h begrenzt. Damit liegt der Subaru auf einem Niveau mit den meisten Konkurrenten, die nur ihre Sportversionen etwas schneller laufen lassen.

Der Kofferraum ist mit 441 Litern höchstens durchschnittlich.
Der Kofferraum ist mit 441 Litern höchstens durchschnittlich.bild: subaru

Wie alle Elektroautos auf einer sogenannten Skateboard-Plattform bietet auch der Solterra überdurchschnittlich viel Platz: Weil die Räder bei 4.69 Metern Länge stolze 2.85 Meter auseinander stehen, sitzen auch Erwachsene im Fond noch sehr bequem. Der Kofferraum ist mit 441 Litern dagegen eher durchschnittlich. Und den Frunk unter der vorderen Haube haben die Japaner ganz weggelassen.

Zwar wirkt der Solterra mit seinem digitalen Cockpit, das tief hinter dem Lenkrad liegt, und dem grossen Touchscreen daneben frisch und modern. Das gilt erst recht, wenn man ihn mit eher altbackenen Modellen wie dem Impreza oder dem Outback vergleicht. Die Sprachsteuerung ist durchweg verständig. Und sein Heer an Assistenzsystemen entspricht dem neuesten Stand, auch wenn die Aufmerksamkeitsüberwachung den Fahrer etwas zu häufig ermahnt.

Ein Blick ins aufgeräumte Cockpit.
Ein Blick ins aufgeräumte Cockpit. bild: subaru

Was beim Solterra nervt

An einem entscheidenden Punkt leistet sich der Solterra aber doch noch einen wirklichen Patzer. Die Navigation ist in keiner Weise aufs elektrische Fahren ausgelegt. Weder berücksichtigt sie bei der Routenplanung die Reichweite, noch schlägt sie auf der Langstrecke die passenden Ladestopps vor. Und wie lange man mit der Restreichweite braucht, um anzukommen, bleibt auch ein Geheimnis. Das machen ältere und billigere Elektroautos bedeutend besser: Während die ihrem Fahrer eine oft minutiös ausgetüftelte Ladestrategie anbieten, lässt der Solterra seinen Fahrer damit allein. So wird der Ausflug in die Wildnis schnell zu einem Abenteuer der ganz besonderen Art.

Fazit: Mitläufer statt Vorreiter

Bild
bild: subaru

Egal ob mit Boxermotor wie beim Impreza oder jetzt eben mit E-Motor – Subaru bleibt auch an der Ladesäule eine eigenwillige Marke, die sich ein paar Allüren leistet. Wobei diese streng genommen auch auf das Konto des Kooperationspartners Toyota gehen. Mit zumindest im Winter mässiger Ladeperformance und vor allem mit der unbefriedigenden Navigation taugt der Nachzügler allenfalls zum Mitläufer. Denn bei der Entwicklung geländetauglicher E-Modelle sind andere längst weiter.

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(t-online/dpa)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Barth Simpson
15.01.2023 02:16registriert August 2020
Nachdem Tesla die letzten Tage den Model Y massiv gesenkt hat (um über 10t für den Dualmotor mit 533 Km WLTP Reichweite) ist der Vergleich richtig brutal. Dieser Model Y kostet nun 'nur noch' 55t CHF, also fast exakt gleich viel wie ein noch nakter Soltera.

Der Model Y hat aber massiv mehr Platz, bewährte Technik, total überlegenen Fahrleistungen, bessere Energie-Effizienz und profitiert von Teslas führender Ladeinfrastruktur.

Nicht, dass ich Musk mag, aber: Vergleichbare Modelle zum 'Model Y Dualmotor/Longrange haben technisch und preislich aktuell keine Chance.
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Polderi
15.01.2023 08:00registriert Dezember 2015
Haha die bringen ernsthaft ein EV ohne Ladeplanung raus im 2023?
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I don't know what you heard about me
15.01.2023 02:00registriert August 2014
Hmmm ein Tesla Model Y Standard Range kommt gleich weit, mit Software und Ladeinfrastruktur für 46'990 oder ein Elektro-Erstling von Subaru mit Software, die nicht mal Ladestopps kann AB 55'900? No-brainer.
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