«Pornografie ist das erste Opfer des Krieges»: Das Zitat ist natürlich genauso falsch, wie die viral im Internet verbreiteten Meldungen, wonach Pornhub nach dem Überfall auf die Ukraine für russische User gesperrt wurde.
Kurz nach Beginn der Invasion machten bereits entsprechende «Fake News» die Runde und wurden bei Twitter, Facebook und Co. eifrig geteilt und gelikt. Nur zu gerne hätten viele dem Schock wegen der russischen Aggression wenigstens ein bisschen Schadenfreude entgegengesetzt.
Njet. Pornhub blieb in Russland verfügbar und kann laut Fact-Check-Berichten und Schilderungen bei Twitter bis heute aus dem russischen Teil des Internets abgerufen werden, sofern man den Eingangs-Alters-Check besteht.
Das ist nicht nur aus Sicht russischer Porno-Liebhaber erfreulich, sondern auch für Demokratie-Befürworter, wie wir gleich sehen. Doch gibt's auch eine sehr hässliche Seite.
Pornhub werde zur Protestplattform gegen Putin, berichtet das Online-Medium «Vice» am 9. März. Die Seite sei eine der wenigen Websites, auf denen man sich in Russland noch frei äussern könne. Im Artikel wird unter anderem eine Szene aus einem Video beschrieben, die in der ukrainischen Hauptstadt Kiew spielt. Statt Sex-Gestöhne sind Luftschutzsirenen zu hören, als der Überfall auf das Land startet. Eine ukrainische Pornhub-Userin habe das Video hochgeladen.
Noch weiter geht der Pornhub-Account «bisexcouple family», der laut «Vice»-Bericht von einem russischen Pärchen betrieben wird. Die beiden haben fast 9000 Abonnenten.
In ihrem zuletzt hochgeladenen Video-Clip ist das Paar nicht beim Sex zu sehen, stattdessen richten sich die Frau und der Mann angezogen, mit ernstem Gesicht, ans Publikum. Dann kommt eine knüppelharte Ansage auf Russisch:
Würde das Paar auf russischem Territorium leben, wären die beiden vermutlich bereits hinter Gitter. Wer öffentlich Kritik an Putins Kriegskurs und der Regierung übt, muss mit harten Konsequenzen rechnen, es drohen Gefängnisstrafen.
In Russland herrscht bekanntlich eine rigorose Online-Zensur: Facebook und Twitter sind dort gesperrt, das Putin-Regime übt sogar Druck auf Wikipedia aus. Und es gibt begründete Befürchtungen, dass Putin noch einen Schritt weitergeht und das russische Runet vom Westen abschottet.
Jede Berichterstattung über das russische Militär, die von der Version des russischen Verteidigungsministeriums abweicht, ist in Russland verboten. Wer sich auf andere Quellen stützt, ausser der staatlichen Propaganda, muss wegen Verbreitung von «Falschmeldungen» mit drakonischen Strafen rechnen. Verboten sind auch «Verleumdungen» der Streitkräfte und Aufrufe zu Aktionen gegen den Krieg. Nach offizieller Darstellung führt Russland gar keinen Krieg gegen die Ukraine, sondern lediglich eine militärische «Spezialoperation».
Viele Menschen fingen wegen der Online-Zensur an, Fotos von der Zerstörung und den Toten in der Ukraine in Google-Maps-Reviews zu russischen Lokalen und Geschäften hochzuladen. So gelang es, den Russinnen und Russen einen Eindruck vom tatsächlichem Geschehen zu vermitteln.
Allerdings schob Google dem Ganzen einen Riegel vor – wohl vor allem wegen der Fotos von toten und gefangen genommenen Soldaten, wie «Vice» schreibt. Das Unternehmen habe sich auf seine Nutzungsbedingungen berufen.
Ganz anders Pornhub, das wie Youporn zum Online-Porno-Imperium der kanadischen Firma Mindgeeks gehört.
Ukrainische Nutzerinnen und Nutzer, die die Porno-Community normalerweise mit Sexvideos beliefern, nutzten nun ihre Kanäle, um über die schreckliche Situation in ihrem Heimatland aufzuklären und über ihre persönlichen Erfahrungen zu berichten, hält der österreichische «Standard» fest.
Dass Pornhub in Russland nicht blockiert ist – und damit eine der wenigen verbliebenen Plattformen, auf denen man sich noch frei äussern kann, wäre an sich zu begrüssen.
Das deutsche Online-Medium Belltower.News, das mit journalistischen Mitteln gegen Rechtsextremismus kämpft und von der Amadeu Antonio Stiftung finanziert wird, rückt aber einen problematischen Pornhub-Aspekt ins Zentrum.
Ukrainische Frauen, die wegen des Krieges ins Ausland flüchteten, würden primär sexualisiert und fetischisiert.
Nicht nur in rechtsradikalen Telegram-Kanälen, sondern auch auf den Twitter-Profilen «ganz normaler» Männer würden Bilder von Ukrainerinnen geteilt, mit Kommentaren im Stil von «Für solche Flüchtlinge habe ich immer Platz».
Abschliessend bleibt festzuhalten, dass die Betreiber der grossen, werbefinanzierten Online-Porno-Plattformen zu den Profiteuren des Ukraine-Krieges gehören. Einer der öffentlichkeitsscheuen Hintermänner, die mit Pornhub und Youporn steinreich wurden, lebt übrigens in Österreich.
(dsc)
An Anonymous; solltet ihr noch etwas Kapazität haben, legt denen bitte alles lahm. DANKE! <3
Die widerwärtigen Typen, die sich an Flüchtenden vergehen - egal ob direkt oder in Form von Menschenhandel, die gehören ins Gefängnis.