Der Elektroautohersteller Tesla hat die Produktion zwar kräftig gesteigert, aber die eigenen Ziele erneut verfehlt. Das Unternehmen aus dem Silicon Valley produzierte in der zurückliegenden Woche 2020 Fahrzeuge seines wichtigen Elektrowagens Model 3. Damit verfehlte Tesla das bis Ende März selbst gesteckte Ziel von 2500 Fahrzeugen pro Woche deutlich. Ursprünglich wollte das Unternehmen sogar schon Ende 2017 auf 5000 Model 3 pro Woche kommen, diese Zielmarke wurde jetzt auf Ende Juni verschoben.
Anleger reagierten dennoch erleichtert, da sie offenbar noch schlechtere Zahlen erwartet hatten. Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Firmenchef Elon Musk erklärte, das Unternehmen benötige in diesem Jahr weder eine Kapitalzufuhr noch müssten die Schulden erhöht werden, um das Wachstum zu finanzieren.
Firmenchef Musk hat aus den andauernden Problemen bei der Fertigung die Konsequenzen gezogen: Er will nun persönlich die Fortschritte bei der Produktion des Model 3 überwachen. Auf Twitter bestätigte er einen entsprechenden Bericht eines Blogs. Teslas bisheriger Produktionschef Doug Field muss sich künftig auf die Entwicklung konzentrieren.
About a year ago, I asked Doug to manage both engineering & production. He agreed that Tesla needed eng & prod better aligned, so we don’t design cars that are crazy hard to build. Right now, tho, better to divide & conquer, so I’m back to sleeping at factory. Car biz is hell …
— Elon Musk (@elonmusk) 2. April 2018
«Jetzt heisst es, teile und herrsche», twittert Musk. Das Auto-Business sei die Hölle. Damit die Produktion des Model 3 endlich in die Gänge kommt, wolle er wieder sein Schlaflager in der Tesla-Fabrik aufschlagen. Eine klare Ansage, die allerdings auch leicht verzweifelt klingt.
Milliardär Musk kündigte zudem an, die Produktion des Model 3 auch in der nächsten Woche stabil zu halten und im zweiten Quartal deutlich zu steigern. Eigentlich hatte Tesla angestrebt, dass bis Ende März 2500 Autos vom Typ Model 3 wöchentlich vom Band laufen. Allerdings ist die nun genannte Zahl immer noch deutlich besser als die des Schlussquartals 2017, als im gesamten Zeitraum 2425 Model-3-Autos hergestellt wurden.
In den ersten drei Monaten liefen insgesamt 34'494 Fahrzeuge vom Band – allerdings inklusive der älteren und deutlich teureren E-Autos Model S und Model X. Das sind 40 Prozent mehr als im Schlussquartal, teilte Tesla mit. Auf das Model 3 entfielen in den ersten drei Monaten nur 9766 Stück. Mehrere Branchenblogs hatten zu Wochenanfang bereits aus einer E-Mail von Musk an Mitarbeiter zitiert, wonach kürzlich die Marke von 2000 Fahrzeugen in der Woche übertroffen wurde.
Das Model 3 gilt unter Experten als Schlüsselprodukt für die langfristige Profitabilität von Tesla. Mit dem Wagen will Musk den Sprung zu einem Massenhersteller schaffen. Das Model 3 ist deutlich günstiger als etwa der Oberklassewagen Model S.
Auf Unverständnis stiess bei Börsianern ein Aprilscherz von Musk. Der Firmenchef hatte auf Twitter gescherzt, Tesla müsse trotz intensiver Bemühungen, inklusive eines letzten, verzweifelten Massenverkaufs von Ostereiern, leider mitteilen, dass die Firma pleite sei. «So bankrott, du kannst es nicht glauben», hiess es in dem Tweet.
Tesla hatte zuletzt mit einer Serie von Negativ-Nachrichten von sich reden gemacht, darunter war auch eine grosse Rückrufaktion beim Flaggschiff Model S. Die Aktie litt zuletzt auch unter einer Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's sowie einem tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto in Kalifornien.
(oli/sda/reu)