Die 5 wichtigsten Fragen und Antworten zum Rückzug von OnlyFans aus dem Pornogeschäft
Was genau ist passiert?
OnlyFans zieht sich aus dem Pornogeschäft zurück.
Ab Oktober wird das Unternehmen den Urhebern («Creators» genannt) verbieten, Material mit sexuell eindeutigem Verhalten auf seiner Website zu veröffentlichen.
Nacktfotos und -videos dürfen weiterhin eingestellt werden, sofern sie mit den Richtlinien von OnlyFans übereinstimmen, wie die Firma in London am Donnerstag mitteilte.
OnlyFans wird von vielen Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern genutzt, um eindeutige Inhalte zu verkaufen.
Was bedeutet das für die Creator?
So genau weiss man das noch nicht. Die Creator sind ob des vagen Zugeständnisses verunsichert, was man noch darf und was nicht. Es ist nicht klar, wo genau die Linie zwischen Nacktfotos und -videos und pornografischen Inhalten gezogen wird.
OnlyFans unterliess es bis anhin, klarzustellen, welche Art von Nacktheit es für akzeptabel hält.
Wie reagieren die Creator?
Konsterniert und verwirrt. In einem Artikel auf Bloomberg äusserten sich diverse Frauen zu dem Entscheid von OnlyFans. «Die meisten Sexarbeiterinnen sehen es so, dass man im Grunde von der Plattform verdrängt wird», sagte zum Beispiel Erica Cherry, eine Pornodarstellerin, die während der Pandemie zu OnlyFans wechselte. Für etwa 4.50 Franken kann man bei ihr ein monatliches Abo lösen.
«Viele unabhängige Künstler sind von OnlyFans abhängig, und obwohl wir uns diversifizieren und viele verschiedene Einkommensquellen haben sollten, ist es trotzdem ein grosser Schock, wenn eine Plattform wie diese zusammenbricht», sagt Cherry.
Das sehen andere Creator gleich. Viele Frauen und Männer haben ihre Aktivitäten bei OnlyFans zu ihrer Haupteinnahmequelle gemacht und bezahlen so zum Beispiel ihre Universitätsgebühren.
Viele Creator sind jetzt verunsichert, ob ihre Bilder und Videos noch erlaubt sein werden. Laura Lux, die ein monatliches Abonnement für 9 Dollar für ihre Inhalte auf OnlyFans anbietet, sagte gegenüber Bloomberg, dass sie zunächst gedacht habe, dass sie sicher sei – weil sie Oben-ohne-Inhalte postet, die keine sexuellen Handlungen beinhalten. Aber jetzt ist sie sich nicht mehr sicher.
«Ich frage mich, wo meine Inhalte hingehören», sagt Lux. Sie glaube zwar, dass sie ihre Bilder weiterhin posten könne, bei den Videos ist sie aber verunsichert. OnlyFans habe bis jetzt nicht auf ihre Anfragen reagiert.
Warum verbietet OnlyFans Pornografie?
Nach Angaben des 2016 gegründeten Unternehmens, das laut eigenen Angaben 200 Angestellte hat, sei die Änderung erforderlich, um auf den zunehmenden Druck seitens der Bankpartner und Zahlungsanbieter zu reagieren.
Offenbar hätten die expliziten Inhalte auch dazu geführt, dass das Image der Plattform schlecht sei und OnlyFans so an keine Investoren komme, kommentiert der Social-Media-Fachmann Jens Schröder.
Laut Bloomberg hat das Unternehmen im vergangenen Jahr über zwei Milliarden Dollar Umsatz gemacht und ist auf dem besten Weg, in diesem Jahr mehr als das Doppelte zu erwirtschaften. Rund 20 Prozent der Summe wird einbehalten.
Die Plattform, die mehr als 130 Millionen User hat, kündigte an, in den kommenden Tagen weitere Einzelheiten bekannt zu geben. Das von Tim Stokely gegründete und im Besitz des Internet-Unternehmers Leonid Radvinsky befindliche Unternehmen erklärte ausserdem, dass es den mehr als zwei Millionen Creator durch die Änderung helfen werde.
Gibt es Alternativen zu OnlyFans?
Wo eine Nachfrage, da auch ein Markt. In diesem Sinne: Ja, Alternativen gibt es viele. Just for Fans oder Fansly zum Beispiel. Bislang war OnlyFans allerdings der Platzhirsch und die anderen Plattformen nur Nischenanbieter.
Das könnte sich nun ändern, auch wenn viele Creator befürchten, zu Beginn hohe Einbussen hinnehmen zu müssen.
(dfr/dsc)
