Das deutsche Olympiateam sieht sich mit einem Dopingfall konfrontiert. Laut der deutschen Nachrichtenagentur (dpa) handelt es sich bei der Betroffenen um die Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bestätigte ein von der Norm abweichendes Ergebnis der A-Probe bei einem deutschen Olympia-Teilnehmer, will aber noch keinen Namen bekanntgeben. Gemäss dem ZDF steht mittlerweile fest, dass auch die B-Probe positiv ausgefallen ist.
«Ich habe es gerade auf dem Handy gelesen. Und kann es gar nicht glauben», so die erste Reaktion von Biathlon-Teamkollege Arnd Peiffer gegenüber der ARD. Staffel-Schlussläufer Simon Schempp sprach von einem «extremen Schock. Mehr kann ich dazu nicht sagen.»
Noch vor der DPA-Meldung stellte «Focus Online» den Namen der Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle in den Raum. Die ehemalige Langläuferin hatte am Montag mit Rang vier im Massenstart verblüfft. Ihr Verzicht auf einen Start in der Staffel heute Nachmittag kam deshalb überraschend. Die Frage, ob es einen Zusammenhang mit dem Dopingfall gibt, habe der DSV unbeantwortet gelassen, schreibt «Focus Online».
Biathlon-Bundestrainer Gerald Hönig begründete gestern den Verzicht auf seine beste Sotschi-Athletin damit, dass «Evi in den meisten Rennen und in der Mixed-Staffel Probleme gehabt hat, sich gut zu konzentrieren.»
ARD-Moderator Gerhard Delling erzählte, was ihm Berufskollegen berichtet hatten. Sie seien gestern Abend Zeuge davon geworden, wie der deutsche Chef de Mission, Michael Vesper, sich mit Sachenbacher-Stehle getroffen habe und diese nach dem Gespräch alles stehen und liegen liess und sich aus dem Staub machte.
Die 33-jährige Sachenbacher-Stehle war an den Olympischen Spielen von Turin 2006 mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden, weil ihr Hämoglobinwert zu hoch gewesen war. Begründet wurde dies damals mit der Höhenlage von 1800 Metern, auf der die Wettkämpfe stattfanden.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sei am Donnerstagabend um 21.30 Uhr (Ortszeit) vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) informiert worden, dass die A-Probe eines Sportlers «ein von der Norm abweichendes Ergebnis erbracht» habe, hiess es in einer Mitteilung des Verbandes.
Die Öffnung der B-Probe und die Anhörung vor der IOC-Disziplinarkommission seien noch für den Freitag vorgesehen. Danach werde der deutsche Chef de Mission, Michael Vesper, über den Stand des Verfahrens informieren. «Die Anhörung könnte am Nachmittag oder frühen Abend stattfinden», sagte er in der FAZ.
Vor der Abreise nach Russland hatte Vesper gesagt, er sei sicher, dass die deutsche Equipe sauber an den Start gehen würde. «Absolut, das ist unser Ziel», sagte er damals.
In der ARD sprach am Freitagmorgen der sendereigene Dopingexperte Florian Bauer davon, dass schon vor einigen Tagen Informationen über einen möglichen Dopingfall an ihn herangetragen worden seien. «Gestern Abend haben sich die Gerüchte dann verdichtet.» In Sotschi sei die Rede davon, dass es nicht nur den einen, sondern mehrere Dopingfälle geben könnte. «Es könnte nicht nur die Deutschen betreffen», so Bauer.
Dieses Gerücht wurde am Nachmittag bestätigt. Mit William Frullani (34) wurde ein Mitglied des italienischen Viererbobs ebenfalls des Dopings überführt. Die positive Probe (Dymetylpentylamine) stammt vom 18. Februar, als der Italiener im Olympischen Dorf getestet worden war. Der olympische Verband von Italien (Coni) bestätigte gleichzeitig den Ausschluss aus der italienischen Delegation von Frullani.
Beim verbotenen Mittel handelt es sich um eine Stimulanz, das in den letzten Jahren als Substanz vielen Nahrungsergänzungsmitteln illegal zugesetzt wird. Die gesundheitsgefährdenden Präparate werden unter anderem als «Fettburner» und als Produkte zur «Verbesserung der Sauerstoffkapazität bei harten Belastungen» beworben.
Insgesamt plant das IOC in Sotschi bis zur Schlussfeier 2453 Tests, soviele wie noch nie an Winterspielen. Mehr als die Hälfte der Tests werden ausserhalb der Wettkämpfe durchgeführt.