Drogen
Gesellschaft & Politik

St.Gallen auf dem Weg zur kontrollierten Hanfabgabe?

Hanfplantage in Vesin FR.
Hanfplantage in Vesin FR.Bild: KEYSTONE
Trotz Abfuhr des BAG

St.Gallen auf dem Weg zur kontrollierten Hanfabgabe?

19.11.2014, 19:0720.11.2014, 09:19
Mehr «Drogen»

Obwohl der Bundesrat dem Genfer Modell eine Abfuhr erteilte, und der Berner Grossrat Versuche mit Cannabisclubs gestern verboten hat, wird in den Städten weiter an Pilot-Projekten für eine kontrollierte Hanfabgabe gearbeitet. So auch in St. Gallen: Gestern erklärte das Stadtparlament das Postulat «Für eine vernünftige Cannabis-Politik» für erheblich.

Der Vorstoss von Etrit Hasler (SP) verlangt vom Stadtrat einen «Bericht, wie und ob sich St.Gallen an einem wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekt zur straffreien Abgabe von Cannabis beteiligen könnte». Hasler sieht gute Chancen für einen politischen Schritt in Richtung Legalisierung, wie er gegenüber watson sagt. Dies, weil die Cannabispolitik mittlerweile sachlich und nicht emotional geführt werde. 

Dass die Städte in dieser Sache als Pioniere auftreten, hat Tradition: Es war Zürich, das wegweisend die Heroin-Abgabe einführte, jetzt ist es die Stadt Genf, die das Modell der Social Clubs lancieren will, in denen volljährige Personen Hanf kaufen und im Club konsumieren können. Daneben planen Basel, Winterthur, Zürich und Bern wissenschaftliche Pilotversuche.

Doch auf Bundesebene weht den Pionieren eisiger Wind entgegen: Erst im Juli hatte das Bundesamt für Gesundheit mitgeteilt, dass die vorgeschlagenen Modelle nicht mit dem Betäubungsmittelgesetz vereinbar seien. Eine Klatsche gab es auch vom Bundesrat im September: Vor dem Hintergrund der 2008 abgelehnten Hanfinitiative sieht er aktuell keinen Anlass, eine Cannabislegalisierung voranzutreiben.

Cannabis ist kaum gefährlicher als Schlafmittel
Eine Studie des britischen Independent Scientific Committee on Drugs 2010 hat 20 Substanzen anhand von 16 Kriterien auf ihr Schadenspotenzial hin untersucht. Die Kriterien umfassen unter anderem Sterblichkeit, gesundheitlicher Schaden, Abhängigkeitspotential, Verlust von materiellem Vermögen und sozialen Beziehungen, wirtschaftliche Kosten und Umweltschäden. Das Modell zeigt, dass Heroin, Crack und Methamphetamin den höchsten Schaden für den individuellen Konsumierenden verursachen, während Alkohol, Heroin und Crack am schädlichsten für Dritte sind. Insgesamt wird für Alkohol mit 72 von 100 Punkten das höchste Schadenspotential errechnet, gefolgt von Heroin (55) und Crack (54). Tabak (26) verursacht einen ähnlichen Schaden wie Kokain (27). Cannabis erreicht einen Wert von 20 Punkten, Benzodiazepine (Beruhigungs- und Schlafmittel) 15. (dwi)

(dwi)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1