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Der letzte grosse Rockstar – vor 20 Jahren starb Kurt Cobain

Der letzte grosse Rockstar – vor 20 Jahren starb Kurt Cobain

Bild: Keystone
05.04.2014, 10:4505.04.2014, 22:22
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Nirvana

20 Jahre ist es her, dass sich der Nirvana-Frontmann Kurt Cobain in einem Gewächshaus auf seinem Grundstück in den Kopf schoss. Die Grunge-Legende verkörperte und thematisierte die Probleme einer desillusionierten Generation – und macht es noch bis heute.

Der 5. April 1994 war ein Dienstag. Kurt Cobain, in zerrissener Jeans und Chucks-Sportschuhen, geht in das Gewächshaus auf seinem Grundstück. Er raucht ein paar Zigaretten und nimmt Heroin. Dann schiebt er sich die Mündung seiner Browning Auto-5 Selbstladeflinte in den Mund und drückt ab.

Diese Dinge lagen am Ort, an dem sich Cobain das Leben nahm. Die 20 Jahre alte Aufnahme wurde erst kürzlich publik gemacht.
Diese Dinge lagen am Ort, an dem sich Cobain das Leben nahm. Die 20 Jahre alte Aufnahme wurde erst kürzlich publik gemacht.Bild: AP/Seattle Police Department

Der Schuss traf sinnbildlich eine ganze Generation. «Es war einer der dunkelsten, traurigsten Tage meines Lebens», sagt der Journalist und Buchautor Charles R. Cross der Nachrichtenagentur dpa in New York. Cross arbeitete mehr als fünfzehn Jahre lang als Editor des Musikmagazins «The Rocket» in Seattle und erlebte den Aufstieg und das Ende von Nirvana mit.

Vor kurzem veröffentliche er mit «Here We Are Now» ein Buch, das Cobains Einfluss auf seine Generation und die Musikszene thematisiert. «Mit Kurt ist vielleicht der letzte grosse Rockstar von uns gegangen», sagt Cross. «Es gibt keinen nach ihm, der dieses Charisma, diese Stimme und dieses Talent zum Schreiben von Songs in sich vereint.»

Die Musik von Cobain und seiner Rockgruppe Nirvana war Anfang der 90er Jahre zum Soundtrack einer verstörten Generation geworden. Ihr in Seattle geborener Stil hiess «Grunge» («Schmutz») und war aggressiver Punkrock mit melodiösen Elementen.

Familie Cobain-Love am 9. September 1992: Tochter Frances Bean Cobain, Courtney Love und Kurt Cobain an der MTV Music Award Show in Los Angeles.
Familie Cobain-Love am 9. September 1992: Tochter Frances Bean Cobain, Courtney Love und Kurt Cobain an der MTV Music Award Show in Los Angeles.Bild: Keystone/X00224

Mit Songs über zerbrochene Liebe, Gewalt, Drogen und Hoffnungslosigkeit spielten sie sich zu den Wortführern einer desillusionierten Generation hoch.

«Die Musik hat Menschen berührt, weil sie sich mit sehr komplexen, universellen Emotionen wie Angst und Schmerz auseinandergesetzt hat», sagt Cross. «Das gab es vorher nicht. Vor Nirvana drehte sich die Musik um leichtere Themen.»

Am 13. Dezember 1993 singt Kurt Cobain mit Nirvana in ihrer Heimatstadt Seattle.
Am 13. Dezember 1993 singt Kurt Cobain mit Nirvana in ihrer Heimatstadt Seattle.Bild: AP/AP

20 Jahre nach seinem Suizid ist der Mann mit den strähnigen blonden Haaren eine Legende. In diesem Jahr wird Nirvana zum frühstmöglichen Termin in die Rock'n'Roll Hall of Fame eingehen. Die Regel besagt, dass Künstler 25 Jahre nach ihrer ersten Single aufgenommen werden können – bei Nirvana ist das mit ihrer Single «Love Buzz» der Fall.

«Love Buzz»

Wie wichtig Cobain für heutige Generationen ist, lässt sich zwar nur schwer quantifizieren. Die Plattenfirma Universal Music wollte auf Anfrage keine Verkaufszahlen nennen. Laut Wirtschaftsmagazin «Forbes» löste Cobain 2006 jedoch kurzfristig Elvis Presley in der Liste der «am besten verdienenden Toten» ab.

Auch andere Indikatoren verdeutlichen die Bedeutung der Grunge-Legende: Ein Beispiel ist der Hit «Smells Like Teen Spirit». Auf dem Internetportal YouTube gibt es allein von diesem Song Dutzende Versionen, die beliebteste wurde mehr als 144 Millionen Mal angeschaut.

«Smells Like Teen Spirit»

«Junge Leute hören nach wie vor Nirvana», sagt Cross. «Natürlich verkörpert die Band eine gewisse Zeit, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie in dieser Zeit hängen geblieben sind, so wie viele andere Bands von damals.»

Trotz dieser Beliebtheit hatten Fans lange Zeit keine Anlaufstelle, um ihrem Idol zu huldigen. Die Behörden in Seattle im US-Staat Washington verweigerten der Grunge-Legende eine offizielle Grabstätte. Man fürchtete einen Ansturm von hysterischen Verehrern.

Und auch in seiner Heimatstadt Aberdeen nahe Seattle, wo Cobain geboren wurde und in zerrütteten Familienverhältnissen aufwuchs, gab es kein Denkmal für ihn. Bis vor kurzem. Seit Februar steht im Aberdeen Museum of History eine lebensgrosse Statue des Musikers.

Artist Randi Hubbard und der Bürgermeister von Aberdeen mit Cobains Statue. 
Artist Randi Hubbard und der Bürgermeister von Aberdeen mit Cobains Statue. Bild: AP/seattlepi.com

(sda/lue)

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