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Nimmt die Bundesanwaltschaft bald Fussballidole ins Visier?

Michel Platini, Sepp Blatter und Franz Beckenbauer in Fussballtrikots.
Michel Platini, Sepp Blatter und Franz Beckenbauer in Fussballtrikots.Bild: AP/Keystone

Nimmt die Bundesanwaltschaft bald Fussballidole ins Visier?

31.05.2015, 07:5231.05.2015, 08:19
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Im FIFA-Fall hat die Bundesanwaltschaft bereits die ersten Funktionäre einvernommen: «Der Prozess der Befragungen begann am Donnerstag», sagt Sprecher André Marty in der «NZZ am Sonntag». Die Ermittler führen ihre Untersuchung wegen mutmasslicher Bestechung bei der Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaften an Russland und Katar seit zweieinhalb Monaten. Das Strafverfahren läuft noch immer gegen Unbekannt. 

SP sagt korrupten Sportfunktionären den Kampf an
Nach dem jüngsten FIFA-Skandal nimmt die SP Schweiz die internationalen Sportverbände ins Visier und lanciert eine Offensive gegen korrupte Funktionäre. Das berichtet die «NZZ am Sonntag». In einem fünfseitigen Diskussionspapier zuhanden der Bundeshausfraktion präsentieren die beiden SP-Nationalräte Daniel Jositsch und Cédric Wermuth einen Drei-Punkte-Plan: Sie fordern erstens eine beschleunigte Behandlung der in Bern seit Jahren hängigen Vorlage zum Schutz von Whistleblowern. Sie wollen zweitens das Vereinsrecht modernisieren und an die wirtschaftlich mächtigen Sportorganisationen anpassen. Und sie regen drittens eine internationale Regulierung der Sportverbände an, welche die Schweiz bei der UNO initiieren soll. Die SP will ihre Vorschläge mit Anträgen und Vorstössen in die parlamentarische Debatte einbringen. 

Deshalb ist die brisanteste Frage in diesem Fall: Wer gerät ins Visier der Ermittler? Laut «NZZ am Sonntag» sind das die Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees, die vor fünf Jahren für die Vergabe der Weltmeisterschaften nach Russland im Jahr 2018 und Katar im Jahr 2022 gestimmt hatten. Unter ihnen befindet sich einige Prominenz, etwa der deutsche Franz Beckenbauer, der französische UEFA-Präsident Michel Platini oder der russische Sportminister Witali Mutko. Daneben dürfte sich die Bundesanwaltschaft für den spanischen Verbandspräsidenten Ángel María Villar Llona interessieren. Ins Visier könnte schliesslich auch der katarische Geschäftsmann Mohamed bin Hammam geraten. 

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Die Bundesanwaltschaft wird kritisiert 

Am Vorgehen der Bundesanwaltschaft wird allerdings bereits Kritik laut. Der Grund: Formell ermittelt sie nicht wegen Bestechung, sondern wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. «Es ist sehr fraglich, ob die Bestechungs-Vorgänge, die hier im Raum stehen, mit dem Tatbestand der ungetreuen Geschäftsbesorgung geahndet werden können», sagt dazu Mark Pieth, Professor an der Universität Basel und Spezialist für Korruptionsstrafrecht, in der Zeitung.

Marty nimmt auch in der «Schweiz am Sonntag» Stellung zur Aktion: Es sei «umfangreiches Material sichergestellt worden, das neue Informationen enthält», sagt Marty gegenüber der Zeitung. Ob das Verfahren der Bundesanwaltschaft gerichtsfeste Resultate bringt, bleibt fraglich. Doch Hilfe kommt laut der «Schweiz am Sonntag» vielleicht aus den USA: Die dortige Justiz verfüge, so heisst es, auch dank der Datenlieferungen der Schweizer Banken im Steuerstreit über sachdienliches Material. «Ein Austausch an Informationen müsste den ordentlichen Rechtsweg, also per Rechtshilfeersuchen, gehen», sagt BA-Sprecher Marty dazu. 

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FIFA-Funktionäre schuften in Auslieferungshaft

Die sieben verhafteten FIFA-Funktionäre sind sich Luxus gewohnt. Am Mittwochmorgen schliefen sie noch in den King-Size-Betten des Edelhotels Baur au Lac. Jetzt müssen sie auf Gefängnispritschen übernachten. Im Knast erhalten sie keine Spezialbehandlung: «Um 7 Uhr ist Tagwache. Dann wird in der Zelle das Morgenessen eingenommen», sagt Rebecca de Silva vom Amt für Justizvollzug im «Sonntagsblick». Nur 15 Franken stehen für die tägliche Verpflegung der Fussballdelegierten zu Verfügung. Ihnen wird zum Beispiel Kartoffelstock, Rindsgulasch und ein Apfel aufgetischt. Ihre Zellen müssen die Funktionäre laut Reglement selber putzen. Sie dürfen den Tag hindurch arbeiten, etwas «Werbesendungen bestücken» oder «Kartonagearbeiten» durchführen. Kein Wunder, klagen die ranghohen Funktionäre über die Haftbedingungen und wollen auf Kaution freikommen.

«Das ist degoutant»

Die Polizeiaktion wurde bekanntlich von der Schweiz durchgeführt. Die USA haben die Schweiz darum gebeten. «Wir haben den Einsatz mit dem Department of Justice abgestimmt», sagt BJ-Sprecher Folco Galli zu «Sonntagsblick». Er hätte geheim bleiben sollen. Doch das Department informierte die «New York Times» über die Polizeipläne in der Schweiz. Politiker von links bis rechts sind empört. «Das ist degoutant», sagt der Zürcher SP-Nationalrat Martin Naef

«Die Schweizer Polizisten sind zu Schauspielern und Statisten einer öffentlichen Inszenierung degradiert worden», so Naef. Letztlich untergrabe die Aktion die Demokratie. «Die öffentliche Demütigung von Beschuldigten widerspricht meiner Vorstellung von Rechtsstaatlichkeit vollständig», sagt Naef. 

Säuerlich reagiert das Bundesamt für Justiz. «Es ist nicht erfreulich, falls die Presse im Voraus über eine Polizeiaktion informiert wird», sagt BJ-Sprecher Galli. «Das kann den Erfolg einer solchen Aktion gefährden.» Nationalrat Christoph Mörgeli tadelt das Verhalten der offiziellen Schweiz. «Das Bundesamt für Justiz ist obernaiv zu glauben, die Amerikaner gäben keine Informationen an die Presse weiter.» Die Verhaftung sei «ein kriecherischer Akt der Schweiz gegenüber den USA» gewesen. «Einmal mehr hat sich das Bundesamt für Justiz nicht mit Ruhm bedeckt.» (feb)

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