
So esse ich normalerweise. Momentan aber nicht. Seufz.
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09.09.2015, 10:4324.12.2015, 13:47

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Dies ist ein Selbstversuch: Kann ich, Omnivore, innert kürzester Zeit ein glücklicher Veganer werden?
Der Plan: Eine Woche vegetarisch essen, danach eine Woche als Veganer, und dann noch eine Woche ohne Kaffee, Zucker, Alkohol und überhaupt. Detox und so. Geht das?
«Vegetarisch ist einfach», behauptete ich noch vollmundig am Anfang dieses Experiments. Auch für einen bekennenden Karnivoren wie ich.
Ein Mann, ein Wort: Die erste Woche war ausschliesslich vegetarische Ernährung angesagt (nachzulesen hier). Und zwar so:
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Vom Fleischfresser zum Trend-Veganer in zwei Wochen – der Selbstversuch: Woche 1
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Das war vergleichsweise einfach. Easy peasy. Es war ja nur eine Woche, und damit sind sämtliche Befunde alles andere als wissenschaftlich. Doch die Vermutung liegt nahe, dass, ernährt man sich grösstenteils mediterran-asiatischer Küche, vegetarische Ernährung ein Kinderspiel ist.
Nun wird die Schraube aber angezogen. Nichts da mit Feta-Käse-Omeletten und Pizza mit Büffelmozzarella! Jetzt ist eine Woche lang VEGAN angesagt:
Montag

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- Frühstück: Kaffee. Danach noch einen zweiten in der Stadt, während ich auf den Termin beim DH wartete. Und etwas, das sich «vegan oat cookie» nannte (Babu's Bakery, Zürich).
- Mittagessen: Spaghetti aglio e olio (selbst gekocht). Mein Leibgericht!
- Abendessen: Habe aus den Couscous-Resten einen ordentlich scharfen Tabbouleh gebastelt.
Dienstag

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- Frühstück: Doppelter Espresso
- Mittagessen: Agenasu don, ein japanisches Reisgericht mit Auberginen (Takeaway von Miki's Ramen, Zürich).
- Abendessen: Sautierte Zucchini mit etwas, das sich «Okara-Bällchen» nennt. Die gibt es beim Grossverteiler und die sind vertrauenserweckend angeschrieben mit «bio» und «vegan». Mit etwas zerstossenen Koriandersamen angebraten waren die ganz okay.
Mittwoch

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- Frühstück: Kaffee.
- Mittagessen gab es im Elle'n'Belle, Zürichs neuem hippen veganen Restaurant. Das Quinoa-Hacktätschli ging ja noch, doch der Kartoffel-Kürbis-Ragout an Orangensauce war leider eine ziemliche Zumutung.
- Abendessen: Seitan-Curry, Basmati und Papadams (selbst gekocht).
Donnerstag

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- Frühstück: Doppelter Espresso.
- Mittagessen: Na versuch du mal, auf einer Autobahnraststätte etwas Veganes zu bekommen! Für mich gab's Chips und Cola.
- Abendessen: Vegetarische Mezze (die mit Frischkäse gefüllten Krapfen habe ich nicht gegessen – Le Cèdre, Zürich).
Freitag

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- Frühstück: Kaffee.
- Mittagessen: Nochmals Agenasu Don, diesmal mit einer Miso-Suppe (Miki's Ramen, Zürich).
- Abendessen: Ich kam zu spät zum Grillfest und konnte mir ein paar wenige Salatreste zusammenklauben. Zum Glück gab's Bier.
Samstag

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- Frühstück: Doppelter Espresso mit einem Cantuccio.
- Zum Mittagessen habe ich eine Art Pesto erfunden aus getrockneten Tomaten, schwarzen Oliven, Basilikum, Pinienkernen, Knoblauch und Olivenöl. Es war super.
- Fürs Abendessen habe ich zum ersten Mal Caponata gekocht. Dazu gab es Pita-Brot, Falafel und etwas namens «Quinoa-Tofu-Balls» vom Grossverteiler.
Sonntag

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- Frühstück: Der obligate doppelte Espresso, dazu getoastetes Brot, so wie es die Spanier machen, nämlich mit Olivenöl und eine halbe Tomate darauf geschmiert. Und noch ein Brot mit Erdnussbutter.
- Mittagessen: Crostini mit Cannellini-Bohnen-Püree (selbst gekocht).
- Abendessen: Einen Old Fashioned als Cocktail und danach vegane chinesische fried Noodles (selbst gekocht).
Und, du alter Trend-Veganer? Wie war's?

*Schenkt sich erst mal ein Glas ein.*
Bild: watson/obi Bisher habe ich keine Lust verspürt, mir einen Hipster-Bart oder Haar-Bömbel wachsen zu lassen. Schon mal gut.
Ich ass viel Pasta, Reis und Curry – das, was ich immer esse. Einfach ohne Fleisch. Ein Unterschied war aber, dass ich vermehrt zu Sachen wie Brot und Chips griff. Ja, als Veganer esse ich mehr Kohlenhydrate als sonst. Abnehmen? Vergiss es!
Eher enttäuschend waren die Produkte, die spezifisch für Veganer vermarktet werden; Okara-Bällchen, Quinoa-Plätzchen und Konsorten. Furchtbar fades Kinderfood ist das. Die Quinoa-Tofu-Balls etwa waren angeblich «mit Lemongrass und Chili» gewürzt. Nicht, dass man's geschmeckt hätte.

Jemand ist mit etwas Zitronengras und Chili am Quinoa-Tofu-Topf vorbeigelaufen. Beigefügt hat er's aber nicht.
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Am Mittwoch merkte ich, dass ich einen Ledergürtel trug. Fail.
Seitan, Quorn und Co.: Sorry, ich werde den Verdacht nicht los, dass dies Fake-Food ist. Auf dieselbe Art fake wie Chicken McNuggets nichts mit gutem Hühnerfleisch zu tun haben. Seitan mag ein traditionelles Produkt der japanischen Zen-Buddhistischen Küche sein, während Quorn industriell aus fermentierten und abfiltrierten Schimmelpilzkulturen gewonnen wird – doch beide werden mit dem Verkaufsargument vermarktet, in der Konsistenz, den Zubereitungsmöglichkeiten und dem Proteinanteil dem Fleisch sehr ähnlich zu sein.

In Taiwan gibt's Seitan als «falsche Ente». Irgendwer?
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Nein, Seitan ist kein Fleischersatz, denn jedes fade Pouletstück hat im Vergleich dazu mehr Geschmack. Für den Mittwochs-Curry war es okay, denn die Goa-Masala macht den Geschmack aus. Aber ein Gemüse-Curry wäre genauso lecker gewesen. (Aber dann würden die Proteine fehlen ... ach, kompliziert dieser Veganismus!)
Aufsteller der Woche: Branston's Pickle ist vegan! Erdnussbutter auch! Yay! Alles wird gut.

Okay, Nicht-Briten werden mich nicht ganz verstehen.
Bild: Morrisons Die grösste Einschränkung bei der veganen Ernährung sind nicht die fehlenden Tierprodukte, sondern die Freiheit, nach Lust und Laune sein Menu zusammenzustellen. «Wie erkennt man einen Veganer?», so geht der Witz. «Keine Sorge, er wird's allen sagen.» Vielleicht ist dieses Körnchen Wahrheit eine Folge davon, dass man sich als Veganer dauernd mit seiner Ernährung auseinandersetzen muss: Darf ich das essen? Ist das Vegan? Im Supermarkt verbringt man Stunden damit, Etiketten und Inhaltsangaben zu lesen.
Oft hat Veganismus zuweilen religiöse Züge. «Ich hätte Lust, im Bikini ins Wasser zu springen.» Geht nicht, wegen deiner Religion. «Ich fühle mich zu meinem gleichgeschlechtlichen Freund romantisch hingezogen.» Geht nicht, wegen deiner Religion. «Rösti mit Spiegelei – das wär's jetzt!» Geht nicht wegen deiner Reli... öh ... wegen deinem Veganismus. Gewiss, manch eine Kopftuch-tragende Muslima und manch ein gläubiger Katholik werden dir erklären, dass diese vermeintlichen Einschränkungen eigentlich Freiheit bedeuten. Tun sie vielleicht auch – aber nur, wenn man religiös ist. Ich bin nun mal kein religiöser Mensch, weder im Glauben noch in der Ernährung.
Das war also die vegane Woche. Ging ja noch. Nächste Woche wird's aber hart: Vegan ... ohne Kaffee, ohne Zucker ...
... und ohne Alkohol.
Ach übrigens, so esse ich meistens:
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Baroni isst
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Der kegelförmige Käse aus dem Glarnerland mit seinem herb-würzigen Gout erfreut sich wieder wachsender Beliebtheit - nicht nur in der Schweiz. Eine überfällige Ode an das «Stöckli», das seit jeher polarisiert.
Gestern chinesisch, heute italienisch, morgen türkisch: Seit wir globalisiert sind, essen wir uns tagtäglich rund um den Erdball. Zum Nationalfeiertag, so viel Patriotismus muss sein, kommt in vielen Schweizer Haushalten dennoch etwas Helvetisches auf den Teller. Raclette zum Beispiel oder eine Bratwurst. Das Gericht zum 1. August existiert indes nicht. Wer Gäste mit einem guten Stück Urschweizer Geschichte überraschen will, sollte ein Stöckli auftischen. Ein Schabziger Stöckli. Der grünliche, kegelförmige Magermilchkäse aus dem Glarnerland kann mit Fug und Recht als ältestes Markenprodukt der Schweiz bezeichnet werden. Wenn nicht sogar der Welt.