«Vegetarisch ist einfach», behauptete ich noch vollmundig am Anfang dieses Experiments. Auch für einen bekennenden Karnivoren wie ich.
Ein Mann, ein Wort: Die erste Woche war ausschliesslich vegetarische Ernährung angesagt (nachzulesen hier). Und zwar so:
Das war vergleichsweise einfach. Easy peasy. Es war ja nur eine Woche, und damit sind sämtliche Befunde alles andere als wissenschaftlich. Doch die Vermutung liegt nahe, dass, ernährt man sich grösstenteils mediterran-asiatischer Küche, vegetarische Ernährung ein Kinderspiel ist.
Nun wird die Schraube aber angezogen. Nichts da mit Feta-Käse-Omeletten und Pizza mit Büffelmozzarella! Jetzt ist eine Woche lang VEGAN angesagt:
Bisher habe ich keine Lust verspürt, mir einen Hipster-Bart oder Haar-Bömbel wachsen zu lassen. Schon mal gut.
Ich ass viel Pasta, Reis und Curry – das, was ich immer esse. Einfach ohne Fleisch. Ein Unterschied war aber, dass ich vermehrt zu Sachen wie Brot und Chips griff. Ja, als Veganer esse ich mehr Kohlenhydrate als sonst. Abnehmen? Vergiss es!
Eher enttäuschend waren die Produkte, die spezifisch für Veganer vermarktet werden; Okara-Bällchen, Quinoa-Plätzchen und Konsorten. Furchtbar fades Kinderfood ist das. Die Quinoa-Tofu-Balls etwa waren angeblich «mit Lemongrass und Chili» gewürzt. Nicht, dass man's geschmeckt hätte.
Am Mittwoch merkte ich, dass ich einen Ledergürtel trug. Fail.
Seitan, Quorn und Co.: Sorry, ich werde den Verdacht nicht los, dass dies Fake-Food ist. Auf dieselbe Art fake wie Chicken McNuggets nichts mit gutem Hühnerfleisch zu tun haben. Seitan mag ein traditionelles Produkt der japanischen Zen-Buddhistischen Küche sein, während Quorn industriell aus fermentierten und abfiltrierten Schimmelpilzkulturen gewonnen wird – doch beide werden mit dem Verkaufsargument vermarktet, in der Konsistenz, den Zubereitungsmöglichkeiten und dem Proteinanteil dem Fleisch sehr ähnlich zu sein.
Nein, Seitan ist kein Fleischersatz, denn jedes fade Pouletstück hat im Vergleich dazu mehr Geschmack. Für den Mittwochs-Curry war es okay, denn die Goa-Masala macht den Geschmack aus. Aber ein Gemüse-Curry wäre genauso lecker gewesen. (Aber dann würden die Proteine fehlen ... ach, kompliziert dieser Veganismus!)
Aufsteller der Woche: Branston's Pickle ist vegan! Erdnussbutter auch! Yay! Alles wird gut.
Die grösste Einschränkung bei der veganen Ernährung sind nicht die fehlenden Tierprodukte, sondern die Freiheit, nach Lust und Laune sein Menu zusammenzustellen. «Wie erkennt man einen Veganer?», so geht der Witz. «Keine Sorge, er wird's allen sagen.» Vielleicht ist dieses Körnchen Wahrheit eine Folge davon, dass man sich als Veganer dauernd mit seiner Ernährung auseinandersetzen muss: Darf ich das essen? Ist das Vegan? Im Supermarkt verbringt man Stunden damit, Etiketten und Inhaltsangaben zu lesen.
Oft hat Veganismus zuweilen religiöse Züge. «Ich hätte Lust, im Bikini ins Wasser zu springen.» Geht nicht, wegen deiner Religion. «Ich fühle mich zu meinem gleichgeschlechtlichen Freund romantisch hingezogen.» Geht nicht, wegen deiner Religion. «Rösti mit Spiegelei – das wär's jetzt!» Geht nicht wegen deiner Reli... öh ... wegen deinem Veganismus. Gewiss, manch eine Kopftuch-tragende Muslima und manch ein gläubiger Katholik werden dir erklären, dass diese vermeintlichen Einschränkungen eigentlich Freiheit bedeuten. Tun sie vielleicht auch – aber nur, wenn man religiös ist. Ich bin nun mal kein religiöser Mensch, weder im Glauben noch in der Ernährung.
Das war also die vegane Woche. Ging ja noch. Nächste Woche wird's aber hart: Vegan ... ohne Kaffee, ohne Zucker ...
... und ohne Alkohol.
Ach übrigens, so esse ich meistens: