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Veganer auf die Schnelle, Woche 3: Jetzt wirds richtig übel

Straight edge imfall. Voll krass imfall.
Straight edge imfall. Voll krass imfall.
Bild: watson/obi

Selbstversuch Runde 3: Vegan ist schon schwierig genug. So richtig, richtig sch****e ist aber vegan UND Straight Edge

15.09.2015, 11:1415.09.2015, 11:45
Oliver Baroni
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Drei Wochen lang einen auf Trend-Veganer machen, so lautete der Ansatz dieses Experiments. Die erste Woche sollte ich mich ausschliesslich vegetarisch ernähren (nachzulesen hier), die zweite Woche dann vegan (hier der Bericht) und die dritte Woche ... tja, wie könnte man das toppen?

Wie wär's mit ein wenig Detox-Diät oder wie das Ding heisst, das gerne mal in Frauenzeitschriften beworben wird? Keinen Alkohol, zum Beispiel. Soll ja gesund sein. Und keinen Zucker. Das ist sicher förderlich, denn tendenziell isst der Mensch des 21. Jahrhunderts zu viel davon. Und keinen Kaffee! Zu viel Koffein ist ungesund (ich trinke ja bis zu 7 Espressi während eines langen Arbeitstags) – behaupten zumindest etliche vegane Gutmenschenseiten im Internet (hier noch ein Beispiel).

Vegan, kein Alk, kein Zucker, kein Koffein ... hey – ich bin ja STRAIGHT EDGE!

Und deshalb: Aufdrehen! Rumpögen! Hier kommt Minor Threat mit dem 45-Sekunden-Knaller «Straight Edge»!

Straight eeeeeeeeeeeedge! Okay, weshalb nicht? Ich habe in den 90er ja schliesslich genug Hardcore-Konzerte besucht. Mal testen, ob es sich wirklich so krass anfühlt, wie das die krassen Straight-Edge-Typen an den krassen Gigs mir erzählt haben. Los geht's!

Montag

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Bild: watson/obi
  • Frühstück: Okay. Hier das erste Problem. Ich mag Tee nicht. Also greife ich zu der Lösung, die zahlreiche Gesund-Ernährer mir nahe legten: Heisses Wasser mit ein wenig Zitronensaft. Also gut.
  • Mittagessen: Habe den Seitan-Curry von letzter Woche aufgewärmt und aus den Resten des Basmati-Reis eines meiner Lieblingsgerichte gekocht – Indian spiced rice.
  • Abendessen: Linguine alle olive nere (selbstgekocht). Mmh.

Dienstag

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  • Frühstück: Warmes Wasser mit Zitronensaft. Mag ja gesund sein, aber einen Dreck nützt das zum Aufwachen.
  • Mittagessen: Vegetarische Mezze mit der lieben Kollegin Sabina. Ich habe die käsehaltigen Sachen sein lassen (Restaurant Damas, Zürich).
  • Abendessen: War so was von müde. Nahm ein paar Aspirin und ging ins Bett.

ICH HABE KOPFWEH, VERDAMMT.

Seit Montag Morgen.

Ich weiss: Es ist wegen des Koffeins, das mir fehlt. Aber es nervt.

Mittwoch

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  • Frühstück: Ach. Ihr wisst schon.
  • Mittagessen: Auf Anraten unseres Redaktions-Schwaben Olaf, ging ich eine vegane Currywurst essen (hey, kein Witz) ... was dann den ersten FAIL der Woche darstellte. Die Sauce ist ja voller Zucker. (Max & Moritz, Zürich)
  • Abendessen: Wurde rückfällig. Habe das Glas Branston Pickle (zwar vegan, aber mit Zucker) vom Kühlschrank fertiggenascht. FAIL!

ARRRRRGGG! KAFFEEEEE!

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Verdammt. Jetzt, einen Espresso. Das wär's! Schaut mal, wie geil:

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Nein. Es ist soweit. Ich bekomme Hallunzinationen:

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Nur noch vier Tage ...

Donnerstag

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  • Frühstück: Der übliche Becher Wasser mit Säure und Vitamin C, der keinesfalls wachrüttelt, einem dafür aber sehr wohl die Zunge verbrennt.
  • Mittagessen: Damit ich nicht noch an einer Depression krepiere, kippte ich die Nussmischung, die mir Anfangs Woche gegeben wurde (mit der vertrauensvollen Information, dass «Veganer von diesem Zeugs kiloweise essen wegen der Proteine»), in eine Pfanne und röstete sie mit einer marokkanischen Kräutermischung, damit es wenigstens halbwegs spannend schmeckt.
    Danach fragte ich alle, ob sie meine heissen Nüsse probieren wollten? Haha hihi hoho ach halt die Klappe, Baroni.
  • Abendessen: Tamilische vegetarische Dosa. Yeah. (Friend's Corner, Zürich).

Okay. Können wir mal übers Pupsen reden?

Über die Blähungen? Oder redet man als Veganer nicht darüber? Nach drei Wochen vegetarischer Ernährung lautet nämlich die Bilanz: Verdauung läuft wunderbar. So wunderbar aber, dass der Körper stets schnell und effizient sämtliche Abgase ausstösst – was ja sicherlich gesund, in einem urbanem Arbeitsumfeld aber, sagen wir mal, unruhestiftend ist (nach dem obigen Daal, etwa – meine Fresse...).

Dauernd hört man von Veganern, wie gesund und wohl sie sich in ihrem tiererzeugnisfreien Körper fühlen. Aber nie was davon, dass sie dauernd mit Gas zu kämpfen haben. Ist das ein Tabu? Oder bloss eine vorübergehende Umstellungsphase eines ehemaligen Karnivoren? 

Freitag

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Bild: watson/obi
  • Frühstück: Ich muss euch ja nicht nochmals das öde Glas Wasser zeigen, oder?
  • Mittagessen: Den Rest des Dosa vom Vorabend und einen Takeaway-Salat vom Restaurant neben dem Büro (Les Halles, Zürich).
  • Abendessen: Spaghetti aglio, olio e peperoncini (selbsgekocht). Nie falsch.

ICH. BIN. MÜÜÜÜDE!

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Sowas von. Erschöpft. Auf der Schnauze. Hundemüde. Konstant K.O. Und das seit mehr als einer Woche. Dabei schlafe ich genug und habe meinen Lifestyle an sich nicht geändert.

Was soll das? Ist das nur der fehlende Kaffee? Mangelt's mir an Proteinen? Ich mag nicht mehr.

Ach – noch zwei Tage.

Samstag

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  • Frühstück: Der übliche Kack-Becher Wasser mit Zitronensaft. Dazu Toastbrot, wie es die Spanier machen, nämlich mit Olivenöl und einer halbe Tomate darauf geschmiert. Ja, ich habe geguckt, dass das Brot vegan ist.
  • Mittagessen: Pitas mit Tomaten und Gurken und Ähnlichem, Salat, sowie ziemlich viel Früchte. Ohnehin habe ich die ganze Woche über viel Früchte gegessen. 
  • Abendessen: Draussen auf der Strasse war Grillfest, also bin ich mit gewürzten Süsskartoffeln hingegangen und habe mich ausserdem an den Salaten gütlich getan.

Good News: Beschwingt und wohl – auch ohne Alkohol!

Wer hätte das gedacht? Ich hatte bisher keine Probleme, auf Alkohol zu verzichten. Nicht einmal beim Grillfest kam ich in Versuchung. Das sind doch grossartige News!

Kein Alkohol: Kein Problem.

Kein Zucker: Sowieso kein Problem.

Kein Koffein ... ach halt die Schnauze.

Sonntag

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Bild: watson/obi
  • Frühstück: Ich habe das blöde heisse Wasser sein gelassen und gleich Mineralwasser getrunken. Dazu einige Portionen dieser hübschen Himbeeren.
  • Mittagessen: Habe verpennt.
  • Abendessen: Risotto al finocchio; selbstgekocht und voll vegan, also mit veganer Gemüsebouillon, ausschliesslich Olivenöl statt Butter und ohne Parmesan. 

Und, du alter Trend-Veganer? Nach drei Wochen? Wie war's?

Im Ernst mal: Drei Wochen sind eine kurze Zeit. Sämtliche Befunde sind somit alles andere als wissenschaftlich. 

Doch es ging darum, einen Praxistest zu machen, ob eine Umstellung im Alltag praktikabel ist. Kann man Veganer werden, ohne zu einem meditierenden, Yoga praktizierenden, Batteriehühner befreienden Sandalenträger konvertieren zu müssen? (Spoiler: Ja, man kann.)

Und wisst ihr was? Die Erfahrung war grossartig! Die wichtigsten Feststellungen im Schnelldurchlauf:

Vegetarismus (Woche 1)

Easy. Ich würde einen glücklichen Vegetarier abgeben. Zu sehr ernähre ich mich jetzt bereits mediterran-asiatisch, als dass ich stets nach einem Stück Fleisch lechzen würde.  

Woche 1: Tag für Tag, Menu für Menu

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Vom Fleischfresser zum Trend-Veganer in zwei Wochen – der Selbstversuch: Woche 1
Montag:
Frühstück: Kaffee. Hatte sonst nichts Gescheites im Haus.
Mittagessen: Pizza con Mozzarella di Bufala e Pomodorini freschi und ein Salat (Restaurant Rosso, Zürich).
Abendessen: Bento-Box vegetarisch (Restaurant Samurai 2, Zürich).
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Veganismus (Woche 2)

Spannend war es, sich beim Menu planen anstrengen zu müssen. Kreativität war gefragt, was zu einigen leckeren Menus führte. Eher enttäuschend ist der Fleischersatz wie Seitan oder die Produkte, die spezifisch für Veganer vermarktet werden – Quinoa-Tofu-Plätzchen und Konsorten. 

Nervig war auch, dass ich aus Faulheit (und Hunger) vermehrt zu Sachen wie Brot und Chips griff, von denen ich sonst nicht viel esse. Und ja, ich bleibe bei meiner Meinung, dass da eine etwas religiöse Komponente drin ist: Man entscheidet nicht nach seiner Lust, sondern nach selbst auferlegten Regeln. Veganer werde ich nicht so schnell. Ab und zu ein Stück guter Stilton – sorry, das muss sein.

Woche 2: Tag für Tag, Menu für Menu

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Runde 2: Vom Fleischfresser zum Trend-Veganer in zwei Wochen – der Selbstversuch
Montag:
Frühstück: Kaffee. Hatte sonst nichts Gescheites im Haus.
Mittagessen: Pizza con mozzarella di bufala e pomodorini freschi und ein Salat (Restaurant Rosso, Zürich).
Abendessen: Bento-Box vegetarisch (Restaurant Samurai 2, Zürich).
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Straight-Edge-Veganismus (Woche 3)

Das ist ein kompletter Quatsch. Von mir aus kann man auf Fleisch oder Alkohol oder Zucker oder was-weiss-ich verzichten. Aber nicht auf alles aufs Mal! Da kann man sich ja gleich die Kugel geben.

Ach ja, das gab es am Montagabend:

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En Guete, allerseits!

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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's all good, man!
15.09.2015 13:48registriert September 2014
«Danach fragte ich alle, ob sie meine heissen Nüsse probieren wollten? Haha hihi hoho ach halt die Klappe, Baroni.»

😂😂😂

Super Reportage und ein sehr spannender Selbstversuch. Vielen Dank! Genau wegen solchen Geschichten liebe ich watson einfach. 😍

Vegan UND Straight Edge ist dann schon ziemlich krass. Ich meine, man gewöhnt sich an alles, wohl auch auf Kaffe zu verzichten (brrrr, das will ich mir echt nicht vorstellen!). Ohne Alkohol zu leben war und ist eine extreme Umstellung, aber es geht, man gewöhnt sich wie gesagt daran.

Also: ein Hoch auf den Kaffe! ☕️
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Rosenkohl
15.09.2015 13:01registriert Februar 2014
Also da gibt es noch die Variante sich nur noch von Fallobst zu ernähren.
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Charlie Brown
15.09.2015 16:38registriert August 2014
Ein wirklich sehr erfrischender Artikel! Du bist mit deinem Schreibstil zur Höchstleistung aufgelaufen. Obs an der Ernährung liegt? ;-)
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