Sie heissen Jekaterina, Alexej oder Sergej und haben zwei Dinge gemeinsam: Allesamt entstammen sie Familien einflussreicher russischer Politiker. Und dem Land ihrer Eltern haben sie den Rücken gekehrt, um im Ausland zu studieren, zu wohnen oder zu arbeiten.
Mit den Auslandsaufenthaltsorten von Familienangehörigen russischer Politiker beschäftigt sich ein Beitrag, der jüngst auf mehreren russischsprachigen Blogs die Runde machte.
Wenig ist bekannt über die Familie des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Von seiner Frau Ludmilla hatte er sich im April nach über 30 Jahren Ehe scheiden lassen. Das Paar hat zwei Töchter. Maria, mit Spitzname Mascha, ist 29 Jahre alt. Sie lebte bis vor kurzem in der niederländischen Stadt Hilversum. Nach dem mutmasslichen Abschuss von Flug MH17 über der Ostukraine hatte der Bürgermeister von Hilversum, Pieter Broertjes, in einer spontanen Wutaufwallung die Ausweisung Marias gefordert, weil er Putin für die Tragödie mitverantwortlich sah. Die jüngere Tochter Jekatarina, genannt Katja, ist 28 Jahre alt. Sie soll in München gewohnt haben und hatte Medienberichten zufolge vor vier Jahren einen südkoreanischen General geheiratet. Ein Sprecher Putins dementierte entsprechende Gerüchte damals aber.
Im jüngsten Interview gab Putin an, wegen seines dicht gefüllten Terminkalenders sehe er seine Töchter «ein oder zwei Mal im Monat». Sie würden sich dann «zu Hause» treffen, fügte der Kreml-Chef hinzu. Es gibt keine öffentlichen Fotos, auf denen Putin mit seinen Töchtern zu sehen ist.
Der Sohn von Premier Dmitri Medwedew gab jüngst an, an der Universität von Massachusetts in den USA zu studieren.
Auch Aussenminister Sergej Lawrow hat eine Tochter in den USA: Sie lebt in New York und studiert dort an der Columbia-Universität. Offenbar beabsichtigt sie, sich in den USA niederzulassen.
Drei Töchter des Stellvertretenden Vorsitzenden der Staatsduma, Sergej Schelesnjak, befinden sich zur Ausbildung im Ausland. Die Älteste an einer Schweizer Elite-Schule, die Mittlere studiert an einer Londoner Universität und die jüngste Tochter befindet sich ebenfalls in London. Schelesnjak soll ein Jahreseinkommen von 3,5 Millionen Rubel (71'000 Franken) deklariert haben – die Ausbildung seiner Töchter kostet 11 Millionen Rubel (226'000 Franken).
Pjotr Schukow, der Sohn des Duma-Vizevorsitzenden und Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees Russlands, Alexander Schukow, hat nicht nur in London studiert. Er wurde in Grossbritannien auch zu 14 Monaten Haft verurteilt, weil er an einer Schlägerei beteiligt war.
Die Tochter des Duma-Vizesprechers Sergej Andenko studiert und lebt in Deutschland.
Der älteste Sohn des Vize-Ministerpräsidenten Dmitri Kosak lebt seit mindesten sechs Jahren nicht mehr in Russland. Er ist im Bau-Business tätig und an mehreren ausländischen Unternehmen beteiligt. Sein jüngerer Bruder arbeitet offenbar für die Grossbank Credit Suisse.
Auch den Nachwuchs des Duma-Abgeordneten Alexander Remeskow zieht es ins Ausland. Der älteste Sohn schloss das Valley-Forge-Militär-College in Pennsylvania ab. Danach schrieb er sich in der Privat-Uni Hofstra in Hempstead ein. Sein Bruder studiert seit 2008 in Grossbritannien an einem Privat-College. Die jüngere Tochter widmet sich in Wien der Gymnastik.
Die Tochter des Abgeordneten im Parlamentsoberhaus, Wjatscheslaw Fetisow, wuchs in den USA auf und hatte Mühe, Russisch zu lesen und zu schreiben. Die Zeitung «Rossiskaja Gazeta» nahm die Rückkehr von Anastasia im Jahr 2006 zum Anlass, der Tochter des damaligen Sportministers einen ausführlichen, bebilderten Bericht zu widmen.
Kinder und Enkelkinder des obersten Eisenbahners Russlands und Gefolgsmanns von Putin, Wladimir Jakunin, leben in Grossbritannien und der Schweiz. Jakunins Sohn mit Jahrgang 1975 lebte und studierte lange Jahre in London. Aktuell arbeitet er in Russland als Investor einer britischen Firma, doch soll er seinen Wohnsitz in einem Haus in London haben, das er 2007 für 4,5 Millionen Pfund erstanden hatte. Der zweite Sohn lebt angeblich in der Schweiz, wo er im Immobiliengeschäft tätig sein soll.
Der älteste Sohn des Kinderrechtsbeauftragten des russischen Präsidenten, Pavel Astachow, hat in Oxford sowie in New York studiert. Das jüngste Kind Astachows kam in Cannes zur Welt.
Die Abgeordnete der Partei Gerechtes Russland, Jelena Misulina, steht dem Komitee für Familien, Frauen und Kinder vor. Sie ist Autorin des Gesetzes der Russischen Föderation gegen Homo-«Propaganda». Ihr Sohn studierte in Oxford und zog sodann nach Belgien. Dort arbeitet er heute offenbar für die Anwaltsfirma Mayer Brown, die ausgerechnet LGBT-Organisationen unterstützt.
Die Frau des ehemaligen Boxers und Duma-Abgeordneten der Regierungspartei Einiges Russland, Nikolaj Walujew, lebt im Sommer im Haus der Familie in Spanien, ihre beiden Söhne und die Tochter sowie die Eltern sollen dort quasi sesshaft sein und abwechslungsweise auch in Deutschland leben, wo er zwei Wohnungen besitzt.
Die Frau des Duma-Abgeordneten der Kommunistischen Partei, Alexander Jakunin, gibt als Wohnort Nizza an, wo auch die Tochter des Paares lebt. Der Sohn schreibt, er wohne in Ontario.
In Italien lebt die Tochter von Alexander Voronzow, der für die Kommunisten in der Duma sitzt. Zuvor war sie in Deutschland zur Schule gegangen und studiert nun an der Universität in Mailand.
Jelena Rachowa sitzt ebenfalls für Einiges Russland in der Duma. Ihre Tochter studierte in St. Petersburg internationale Beziehungen, bevor sie nach New York zog, wo sie zurzeit wohnt.
Boris Gryslow ist ständiges Mitglied des russischen Sicherheitsrates und seit Juli auf der EU-Sanktionsliste. Seine Tochter lebt in Tallinn und erhielt jüngst die estnische Staatsbürgerschaft.
Von den USA im März auf eine Sanktionsliste gesetzt wurde Andrej Fursenko. Der ehemalige russische Bildungsminister hat einen Sohn, der sich in den USA niedergelassen hat.
Duma-Mitglied Wjatscheslaw Nikonow ist Leiter der Stiftung Russki Mir zur Förderung der russischen Sprache im Ausland. Sein Sohn hat die US-Staatsbürgerschaft. Ausgerechnet sein Vater tat sich hervor beim sogenannten Magnizki-Gesetz zum Adoptionsverbot für US-Bürger.(kad/afp)