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Nach Palästina-Demo in Bern: Jositsch schiesst gegen SP-Spitze

Daniel Jositsch, SP-ZH, spricht waehrend der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 8. Juni 2023 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Daniel Jositsch hätte sich eine proaktive Stellungnahme der SP zu den Ausschreitungen in Bern gewünscht.Bild: KEYSTONE

Nach Palästina-Demo in Bern: Jositsch kritisiert SP-Parteispitze

14.10.2025, 10:0714.10.2025, 12:49

Die Ereignisse vom Samstag in Bern wirken weiter nach: Eine unbewilligte propalästinensische Demonstration eskalierte und hinterliess Verletzte sowie erhebliche Sachschäden.

Bürgerliche Politikerinnen und Politiker reagieren sofort und verurteilen das Geschehen aufs Schärfste. So sagte zum Beispiel FDP-Präsident Thierry Burkart im «SonnTalk», es sei nicht einfach eine aus dem Ruder gelaufene Demonstration gewesen. Sondern: «Antisemitische Gruppierungen haben hier die Fäden gezogen.»

Linke Parteien reagieren zu spät

Aufder linken Seite bleibt es lange still. SP-Ständerat Daniel Jositsch bedauert, dass die Verurteilung der linken Parteien nicht proaktiv, sondern erst auf Anfrage erfolgt ist. Dies schreibt der Tagesanzeiger. Konkret meint Jositsch:

«Es ist ja eigentlich evident: Während im Nahen Osten Friedensbemühungen Anlass zur Hoffnung geben, wird in der Schweiz die Gewalt auf die Strasse getragen. Hier ging es nicht um Frieden, sondern ein paar Pseudorevolutionäre haben ihre Gewaltfantasien ausgelebt.»
Daniel Jositsch

Er hätte es begrüsst, wenn die SP-Leitung bereits am Tag nach den Verwüstungen proaktiv an die Öffentlichkeit gegangen wäre. Und weiter:

«Wenn man sich als Partei im Gaza-Konflikt so klar positioniert, wie das die SP-Spitze in den letzten Monaten getan hat, erwarte ich in einem solchen Fall eine klare und proaktive Stellungnahme.»
Daniel Jositsch

Aktiv bei Kundgebungen mit dabei

Seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 üben SP und die Grünen immer wieder Kritik an Israels Vorgehen in Gaza und beteiligen sich an propalästinensischen Kundgebungen – etwa im Juni 2025 in Bern. Zur unbewilligten Demo vom Samstag riefen SP und Grüne zwar nicht auf, doch die Juso und Klimastreik mobilisierten mit dem Slogan: «Alle auf die Strasse! Widerstand gegen Genozid und Besatzung.»

Nach den schweren Ausschreitungen in der Berner Innenstadt äusserte sich die Juso zunächst nicht. Auf Anfrage erklärte Präsidentin Mirjam Hostetmann am Montag, die Juso sei nicht an der Organisation beteiligt gewesen. Man unterstütze zwar Proteste «gegen den Genozid», verurteile aber die Gewalt «von Teilen der Demonstrierenden und der Polizei». Damit weist die Juso der Polizei eine Mitverantwortung an den Gewaltexzessen zu.

Mirjam Hostetmann, Praesidentin JUSO, spricht beim Treffpunkt der Initianten der Umweltverantwortungsinitiative, am Sonntag, 9. Februar 2025, im Progr in Bern. Das Stimmvolk stimmt heute ueber die Umw ...
Juso macht die Polizei für die Gewaltexzesse mitverantwortlich, sagt Präsidentin Mirjam Hostetmann.Bild: keystone

Gewalt wurde instrumentalisiert

Die Stadtberner SP verurteilte die Ausschreitungen bereits am Sonntag in einem Communiqué «unmissverständlich» und stellte fest, dass es «einigen nur um Sachbeschädigungen und Ausschreitungen» gegangen sei. Die nationale SP und die Grünen äusserten sich erst auf Anfrage. SP-Co-Präsident Cédric Wermuth betonte, die Partei habe den Aufruf zur Kundgebung abgelehnt und verurteile die «sinnlose Gewalt im Zusammenhang mit der Demonstration scharf». Gewalt und Zerstörung stünden in keinerlei Zusammenhang mit dem Einsatz für Frieden im Nahen Osten und gegen Kriegsverbrechen.

Auch Grüne-Präsidentin Lisa Mazzone betont, dass die Grünen diesmal nicht an der Demonstration beteiligt gewesen seien, anders als im Juni, «als wir eine breite Demonstration für die Einhaltung des Völkerrechts und die Menschen in Gaza mitorganisiert haben». Die Partei verurteile jegliche Form von Gewalt, egal, woher sie komme. Gewalt bringe niemandem etwas, sagt auch Fraktionschefin Aline Trede, «ausser jenen, die das jetzt wieder instrumentalisieren». (fak)

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177 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Madison Pierce
14.10.2025 10:53registriert September 2015
Ich bin dagegen, immer eine Distanzierung von vermeintlich politisch auf der gleichen Seite stehenden zu erwarten. Ich erwarte von der SP keine Verurteilung von Gewalt an Demos, die sie nicht organisiert haben, wie ich von der SVP keine Verurteilung eines Rechtsextremen-Aufmarsches auf dem Rütli erwarte.

Aber wenn die JUSO zur Teilnahme an der Demo aufruft, erwarte ich danach etwas ganz anderes als "die Polizei war auch schuld".
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gulf
14.10.2025 10:31registriert März 2020
die SP hat viele Probleme, eines der grössten Probleme davon ist die Juso.
Aber die jetzigen Taktgeber der SP waren ja früher praktisch alle schon selbst bestimmend in der Juso.

Viele Menschen meiner Generation mussten, nach Jahrzehnten, in den letzten Jahren ihre " politische Heimat " aufgeben.
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arivle
14.10.2025 10:31registriert September 2021
Jositsch hat Recht. Es ging auch bei den anderen ProPali-Demos nicht um Frieden, sondern um Unterstützung von Mördern, die sich nicht scheuen, ihrer eigenen Bevölkerung Leid für Jahrzehnte zuzufügen.
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