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SRG-Halbierungsinitiative: Nun gehen Fernsehstars auf Abstimmungskampf

Mikrofon-Ueberzuege, aufgenommen bei der Produktionsfuehrung der SRG, am Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfest 2025 Glarnerland, ESAF, am Freitag, 29. August 2025, in Mollis. (KEYSTONE/Gian Ehrenz ...
Bild: keystone

Umfrageschock für SRG: Jetzt starten Fernsehstars eine PR-Tour durch Schweizer Beizen

Die Zustimmung zur 200-Franken-Initiative ist hoch. Nun schickt die SRG bekannte Fernsehmoderatoren an die Stammtische des Landes.
14.10.2025, 06:0714.10.2025, 09:07
Francesco Benini / ch media

Es sind keine erfreulichen Zahlen für die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft. Eine Umfrage von Tamedia und Leewas ergibt, dass die Befürworter der Halbierungsinitiative derzeit in der Mehrzahl sind.

40 Prozent der Befragten wollen die Medienabgabe von 335 auf 200 Franken senken. Weitere 13 Prozent sind eher für die Reduktion. Nein sagen 32 Prozent der rund 15'000 Befragten, eher gegen den Abschlag sind 12 Prozent.

SRF-Moderatoren gehen nun auf Abstimmungskampf gegen die Halbierungsinitiative.
Auf Beizentour gegen die 200-Franken-Vorlage: Sandro Brotz, Susanne Wille, Arthur Honegger (von links).Bild: keystone/srf/ch media

Susanne Wille tritt im «Sternen» in Kriegstetten auf

Die SRG startet also mit einem Rückstand in den Kampf um die Abstimmung, die der Bundesrat wahrscheinlich auf März 2026 ansetzen wird. Viele Vorlagen weisen zunächst hohe Unterstützungswerte auf. Je ausführlicher die Für- und Gegenargumente ausgetauscht werden, desto mehr schwindet die Zustimmung.

Das ist aber nicht immer der Fall. Die Zustimmung zur Aufhebung des Eigenmietwertes war anfänglich hoch – und blieb es bis zur Abstimmung Ende September. Besorgniserregend für die SRG-Spitze ist ausserdem, dass komplizierte Vorlagen normalerweise schnell an Unterstützung einbüssen. Die Halbierungsinitiative ist hingegen leicht verständlich: Ein Ja bedeutet eine Senkung der Medienabgabe von 335 auf 200 Franken pro Jahr, ein Nein eine Reduktion auf 300 Franken, wie vom Bundesrat vorgesehen.

Die SRG ergreift nun eine ungewöhnliche Massnahme: Sie schickt die Aushängeschilder des Schweizer Fernsehens auf eine Tournee durch Beizen. Die Moderatoren sollen den Besuchern den Wert öffentlich finanzierter Radio- und Fernsehsender näherbringen.

Barbara Lüthi vom «Club» tritt bald in der «Zunftstube» in Glis im Kanton Wallis auf, Arthur Honegger von «10 vor 10» spricht im «Wirtshaus zur Brauerei» im aargauischen Villmergen. Der Moderator der «Arena», Sandro Brotz, hat bereits in Therwil im Baselbiet und in Klosters im Kanton Graubünden über die Vorzüge des medialen Service public geredet.

SRF-Moderatoren gehen nun auf Abstimmungskampf gegen die Halbierungsinitiative.
Arthur Honegger, Moderator von «10 vor 10», redet mit Gästen einer Beiz in Appenzell über die SRG.Bild: srf

Die Liste der Beizenbesuche umfasst schon 19 Termine. Der Leitspruch der Veranstaltungen lautet: «D'Schwiiz hebt zämme.» Die SRG schreibt, dass die Schweiz von Vielfalt geprägt sei. «Doch was hält unsere Gesellschaft zusammen? Und welche Rolle spielt die SRG dabei? Darüber möchten wir mit euch sprechen – direkt vor Ort, in eurer Region, mit bekannten Gesichtern der SRG sowie Journalist:innen von SRF, RTS, RSI und RTR.»

Am kommenden Donnerstag ist die Reihe an der SRG-Generaldirektorin. Susanne Wille besucht das Hotel «Sternen» im solothurnischen Kriegstetten. Zusammen mit dem SRF-Journalisten Fredy Gsteiger wird sie über Fragen sprechen wie «Warum braucht es die SRG?» und «Was unternimmt die SRG gegen Fake News?» Zunächst reden Wille und Gsteiger über ihre Arbeit. Dann können die Gäste Fragen stellen. Von ihnen wird erwartet, dass sie sich online für den Anlass anmelden.

Ein prominenter Name fehlt auf der Liste der Redner

Die SRG will mit der Beizentour beweisen, dass sie nahe am Volk ist. Ein Problem solcher Veranstaltungen ist aber, dass die Meinungen und Vorstellungen der Leute über die Fernseh- und Radioprogramme weit auseinanderliegen. Während der eine Konsument eine Sendung schätzt, kann der andere nichts mit ihr anfangen. Das Format «Hallo SRF!», in dem Zuschauerinnen und Zuschauer zu Wort kommen, ist wenig ergiebig.

SRG-Chefin Susanne Wille warnte in der «Samstagsrundschau» von Radios SRF vor einer Annahme der Halbierungsinitiative. «Eine halbierte SRG ist das Ende der SRG, wie wir sie heute kennen», sagte sie. Das Unternehmen müsste das Angebot massiv abbauen, wäre in den Regionen der Schweiz weniger präsent – und auch die Qualität der Programme würde leiden.

SRF-Moderatoren gehen nun auf Abstimmungskampf gegen die Halbierungsinitiative.
Der Moderator der «Arena», Sandro Brotz (links), spricht in einem Café in Therwil über den Wert der SRG und ihrer Sender.Bild: srf

Die SRG erhält derzeit rund 1,3 Milliarden Franken aus den Einnahmen der Medienabgabe. Die Volksinitiative der SVP sieht nicht nur eine Reduktion der Gebühr auf 200 Franken vor – auch alle Unternehmen im Land würden davon befreit. Damit sänken die Einnahmen der SRG auf rund die Hälfte des heutigen Niveaus.

Die Beizentour der Fernsehgrössen soll nun helfen, die massiven Einschnitte abzuwenden. Auf der Liste der Rednerinnen und Redner fehlt jedoch ein prominenter Name: Veranstaltungen mit Nathalie Wappler, noch bis April 2026 SRF-Direktorin, sind bisher keine angekündigt worden.

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Gael Gartner
14.10.2025 06:14registriert Januar 2023
Die SRG ist jetzt schon nicht mehr, was sie einmal war. Sie muss an allen Ecken und Enden sparen und die Politik mehrheitlich aus rechtsbürgerlichen Kreisen und darüber hinaus verstärkt den Druck. Wenn wir dieser Initiative zustimmen, dann haben wir bald auch US-amerikanische Verhältnisse, weil wir die 4. Gewalt verstümmeln. Dann bestimmen die Interessen derjenigen, die die Medien besitzen, welche Informationen uns erreichen. Und alles andere, womit sich Geld verdienen lässt wie Sportanlässe und Unterhaltung, werden sie sich unter den Nagel reissen.
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Jorge de los alpes
14.10.2025 06:31registriert April 2014
Die Annahme der Initiative hätte einen weiteren Angebotsabbau der Programme zur Folge, was ich schade finde. Die Glaubwürdigkeit der SRG ist hoch, die Moderatiorinnen und Moderatoren finde ich kompetent und glaubwürdig. Ausgenommen der Wettervorhersagen--))
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Chnebeler
14.10.2025 06:21registriert Dezember 2016
Das wird kein leichter Abstimmungskampf. Ich hoffe jedoch sehr, dass die Mehrzahl am Ende einsieht, dass die Annahme der erste Schritt zu einer Medienlandschaft wie in den USA wäre, in der Private das alleinige Meinungsmonopol haben auch fernab von allen Fakten.

Ob man einzelne Sendungen mag oder nicht, so ist die Berichterstattung immer sachlich und basierend auf Fakten. Genau was es braucht um zwischen WW und WOZ auch eine neutrale und nüchterne Sicht der Dinge zu garantieren.

Und gerade in der politischen Kommunikating ist die SRG der einende Faktor im Kampf gegen die Polarisierung.
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