Umfrageschock für SRG: Jetzt starten Fernsehstars eine PR-Tour durch Schweizer Beizen
Es sind keine erfreulichen Zahlen für die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft. Eine Umfrage von Tamedia und Leewas ergibt, dass die Befürworter der Halbierungsinitiative derzeit in der Mehrzahl sind.
40 Prozent der Befragten wollen die Medienabgabe von 335 auf 200 Franken senken. Weitere 13 Prozent sind eher für die Reduktion. Nein sagen 32 Prozent der rund 15'000 Befragten, eher gegen den Abschlag sind 12 Prozent.
Susanne Wille tritt im «Sternen» in Kriegstetten auf
Die SRG startet also mit einem Rückstand in den Kampf um die Abstimmung, die der Bundesrat wahrscheinlich auf März 2026 ansetzen wird. Viele Vorlagen weisen zunächst hohe Unterstützungswerte auf. Je ausführlicher die Für- und Gegenargumente ausgetauscht werden, desto mehr schwindet die Zustimmung.
Das ist aber nicht immer der Fall. Die Zustimmung zur Aufhebung des Eigenmietwertes war anfänglich hoch – und blieb es bis zur Abstimmung Ende September. Besorgniserregend für die SRG-Spitze ist ausserdem, dass komplizierte Vorlagen normalerweise schnell an Unterstützung einbüssen. Die Halbierungsinitiative ist hingegen leicht verständlich: Ein Ja bedeutet eine Senkung der Medienabgabe von 335 auf 200 Franken pro Jahr, ein Nein eine Reduktion auf 300 Franken, wie vom Bundesrat vorgesehen.
Die SRG ergreift nun eine ungewöhnliche Massnahme: Sie schickt die Aushängeschilder des Schweizer Fernsehens auf eine Tournee durch Beizen. Die Moderatoren sollen den Besuchern den Wert öffentlich finanzierter Radio- und Fernsehsender näherbringen.
Barbara Lüthi vom «Club» tritt bald in der «Zunftstube» in Glis im Kanton Wallis auf, Arthur Honegger von «10 vor 10» spricht im «Wirtshaus zur Brauerei» im aargauischen Villmergen. Der Moderator der «Arena», Sandro Brotz, hat bereits in Therwil im Baselbiet und in Klosters im Kanton Graubünden über die Vorzüge des medialen Service public geredet.
Die Liste der Beizenbesuche umfasst schon 19 Termine. Der Leitspruch der Veranstaltungen lautet: «D'Schwiiz hebt zämme.» Die SRG schreibt, dass die Schweiz von Vielfalt geprägt sei. «Doch was hält unsere Gesellschaft zusammen? Und welche Rolle spielt die SRG dabei? Darüber möchten wir mit euch sprechen – direkt vor Ort, in eurer Region, mit bekannten Gesichtern der SRG sowie Journalist:innen von SRF, RTS, RSI und RTR.»
Am kommenden Donnerstag ist die Reihe an der SRG-Generaldirektorin. Susanne Wille besucht das Hotel «Sternen» im solothurnischen Kriegstetten. Zusammen mit dem SRF-Journalisten Fredy Gsteiger wird sie über Fragen sprechen wie «Warum braucht es die SRG?» und «Was unternimmt die SRG gegen Fake News?» Zunächst reden Wille und Gsteiger über ihre Arbeit. Dann können die Gäste Fragen stellen. Von ihnen wird erwartet, dass sie sich online für den Anlass anmelden.
Ein prominenter Name fehlt auf der Liste der Redner
Die SRG will mit der Beizentour beweisen, dass sie nahe am Volk ist. Ein Problem solcher Veranstaltungen ist aber, dass die Meinungen und Vorstellungen der Leute über die Fernseh- und Radioprogramme weit auseinanderliegen. Während der eine Konsument eine Sendung schätzt, kann der andere nichts mit ihr anfangen. Das Format «Hallo SRF!», in dem Zuschauerinnen und Zuschauer zu Wort kommen, ist wenig ergiebig.
SRG-Chefin Susanne Wille warnte in der «Samstagsrundschau» von Radios SRF vor einer Annahme der Halbierungsinitiative. «Eine halbierte SRG ist das Ende der SRG, wie wir sie heute kennen», sagte sie. Das Unternehmen müsste das Angebot massiv abbauen, wäre in den Regionen der Schweiz weniger präsent – und auch die Qualität der Programme würde leiden.
Die SRG erhält derzeit rund 1,3 Milliarden Franken aus den Einnahmen der Medienabgabe. Die Volksinitiative der SVP sieht nicht nur eine Reduktion der Gebühr auf 200 Franken vor – auch alle Unternehmen im Land würden davon befreit. Damit sänken die Einnahmen der SRG auf rund die Hälfte des heutigen Niveaus.
Die Beizentour der Fernsehgrössen soll nun helfen, die massiven Einschnitte abzuwenden. Auf der Liste der Rednerinnen und Redner fehlt jedoch ein prominenter Name: Veranstaltungen mit Nathalie Wappler, noch bis April 2026 SRF-Direktorin, sind bisher keine angekündigt worden.