Der Schwiegersohn von Osama bin Laden ist wegen Verschwörung zur Ermordung von US-Bürgern und Unterstützung von Terroristen schuldig gesprochen worden. Dem aus Kuwait stammenden 48-jährigen Imam, der seine Unschuld beteuerte, droht nun lebenslange Haft.
Die Geschworenen an einem US-Bundesgericht in New York sahen es am Mittwoch als erwiesen an, dass Sulaiman Abu Ghaith einst eine herausgehobene Rolle im Terrornetzwerk Al-Kaida spielte. «Wir hoffen, dass dieses Urteil jenen Familien etwas Trost bringt, die Opfer der mörderischen Pläne von Al-Kaida geworden sind», erklärte Staatsanwalt Preet Bharara.
US-Justizminister Eric Holder nannte den Schuldspruch einen «grossen Meilenstein in den nicht nachlassenden Bemühungen der Regierung, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die in die Attacken des 11. September verwickelt waren». Das Strafmass soll am 8. September verkündet werden.
Abu Ghaith stand zwar nicht im Verdacht, direkt an den Anschlägen vom 11. September 2001 mitgewirkt zu haben. Nach der Attacke auf das World Trade Center in New York trat er aber in Propagandavideos mit Bin Laden und dem heutigen Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri auf. Ausserdem soll er in den fehlgeschlagenen Anschlag des sogenannten Schuhbombers Richard Reid im Dezember 2001 auf ein Flugzeug verwickelt gewesen sein.
Abu Ghaiths Anwalt Stanley Cohen erklärte vor Journalisten, dass sein Mandant den Schuldspruch anfechten werde. Der Verteidiger beklagte, dass Richter Lewis Kaplan den Geschworenen unfaire Anweisungen gegeben habe. Ausserdem habe Kaplan eine Aussage des mutmasslichen 9/11-Chefplaners Khalid Sheikh Mohammed nicht zugelassen, die Abu Ghaith entlastet hätte. «Wir denken, dass es eine Reihe triftiger Gründe für eine Revision gibt», sagte er.
In seinem Schlussplädoyer am Montag hatte Cohen erklärt, es gebe «nicht einmal einen Hauch von Beweisen», die Abu Ghaith mit dem Schuhbomber in Verbindung brächten. Der Umzug seines Mandanten nach Afghanistan 2001 sei in einer «frühen Midlife-Crisis» geschehen.
Seine Reden hätten zwar antiamerikanische Elemente enthalten, aber keine Aufforderungen zum Töten. Abu Ghaith hatte während des Prozesses erklärt, er habe in Afghanistan nur «lehren und predigen» wollen.
Nach dem US-Militäreinsatz am Hindukusch hatte sich Abu Ghaith 2002 in den Iran abgesetzt. Vor gut einem Jahr tauchte der Bin-Laden-Schwiegersohn dann in der Türkei auf. Schliesslich wurde er in Jordanien gefasst und in die USA gebracht. Osama bin Laden war nach jahrelanger Flucht im Mai 2011 von US-Elitesoldaten in einem Versteck in Pakistan getötet worden.
Der dreiwöchige Prozess gegen Abu Ghaith war das bislang prominenteste Al-Kaida-Verfahren vor einem US-Bundesgericht. Die meisten inhaftierten Mitglieder des Terrornetzwerks sitzen im umstrittenen US-Gefangenenlager Guantanamo ein, wo ihnen vor Militärtribunalen der Prozess gemacht werden soll.
Holder erklärte, der Fall Abu Ghaith sei ein Beweis dafür, dass Terrorverfahren vor ordentlichen Gerichten auf dem Boden der USA «sicher» und «zügig» abgehandelt werden könnten. Die Regierung von Präsident Barack Obama bemüht sich um die Schliessung von Guantanamo, scheiterte dabei bislang aber am Kongress. (rey/sda/afp)