Schweiz
Energie

Grüne bringen Solarpflicht für Eigenheim-Besitzer vors Volk

Grüne bringen Solarpflicht für Eigenheim-Besitzer vors Volk

Nach langem Zittern: Die erste Initiative der Grünen seit zehn Jahren ist zustande gekommen. Nun soll das Volk über eine landesweite Solarpflicht entscheiden.
06.11.2025, 07:4806.11.2025, 07:48
Benjamin Rosch / ch media

Für die Grünen stand viel auf dem Spiel und es sah nicht gut aus. Eigentlich hatten sie eine Legislatur der Opposition angekündigt und jetzt das: Ende August, vier Monate vor Ablauf der Sammelfrist fehlten ihrem Prestigeprojekt noch mehrere Zehntausend Unterschriften. Die Solarinitiative drohte früh zu scheitern.

«Als uns dies bewusst wurde, setzte eine enorme Mobilisierung ein», sagt Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone gegenüber dieser Zeitung. Jetzt ist klar: «Wir haben die nötigen Unterschriften zusammen.» Rund 125'000 werden aktuell von den Gemeinden beglaubigt, um die Volksinitiative fristgerecht einzureichen. Es ist die erste seit zehn Jahren, welche die Grünen alleine zustande bringen: «Ein wichtiger Moment für unsere Partei», sagt Mazzone.

Lisa Mazzone, Praesidentin Gruene, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur Lancierung der eidgenoessischen Volksinitiative "Fuer die Anerkennung des Staates Palaestina", am Dienstag, 14.  ...
Grünen-Politikerin Lisa Mazzone.Bild: keystone

Und für sie selbst. Ein Scheitern hätte ihre Position arg ramponiert. Auch wenn die Arbeit an dieser Vorlage bereits vor ihrer Zeit als Parteipräsidentin eingesetzt hat, ist es Mazzone, welche die Grünen als ökologische Vetomacht etablieren will. Nicht von ungefähr tingelte Mazzone in den vergangenen Wochen von Standaktion zu Standaktion durch die ganze Schweiz. Der Erfolg gibt ihr Recht: Schon bald dürften die Schweizerinnen und Schweizer über eine allgemeine Solarpflicht abstimmen.

Hausbesitzern bleiben 15 Jahre zur Umsetzung

Eine solche ist der Kern der Initiative. Sie will in der Verfassung festschreiben, dass sämtliche geeigneten Flächen für die Energiegewinnung durch Erneuerbare zur Verfügung stehen sollen. Für Eigenheim-Besitzer bedeutet dies, dass sie binnen 15 Jahren eine Solaranlage aufs Dach schrauben müssen; im Fall von Um- oder Neubau schon vorher. Auch Fassaden dürften von der neuen Solarpflicht umfasst sein.

Jedes Haus ein Kraftwerk: Grüne wollen einen schweizweiten Solarzwang.
Jedes Haus ein Kraftwerk: Grüne wollen einen schweizweiten Solarzwang.Bild: Christian Beutler

Die Grünen streben damit an, den grössten Teil der Schweizer Dächer mit Solarmodulen zu überziehen. «Das Potenzial zur Energiegewinnung ist in etwa so gross wie der jährliche Stromverbrauch der gesamten Schweizer Bevölkerung», sagt Mazzone.

Lediglich zwei Einschränkungen sieht der Initiativtext vor. Einerseits sind Häuser ausgenommen, bei denen «die Installation von Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energien mit überwiegenden Schutzinteressen unvereinbar oder aus anderen Gründen unverhältnismässig ist.» Und auch bezüglich der Frist gibt es eine Härtefallklausel. In «Einzelfällen» könne die Umsetzung bis ins Jahr 2050 hinausgezögert werden. Die Rechnung bezahlen die Hauseigentümer, wobei der Bund «Massnahmen zur finanziellen Unterstützung vorsehen» kann.

Reaktion auf mögliches AKW-Comeback

Die Grünen wollen damit die Solarkraft als das grösste Standbein der Schweizer Energieversorgung neben der Wasserkraft zementieren. Es ist die direkte Antwort auf die Pläne aus den Reihen von FDP und SVP zu einem Schweizer Atom-Comeback. Dieses, wie auch eine allgemeine Solarpflicht, diskutierte das nationale Parlament bereits rund um das Stromgesetz. Um die Vorlage nicht zu gefährden, wurden allerdings beide Vorhaben nicht in das Strom-Paket aufgenommen und gelangen jetzt mithilfe separater Initiativen einzeln vors Volk.

Die Solarinitiative hat ausserdem eine kantonale Blaupause. Im Februar diesen Jahres musste das Berner Stimmvolk über eine sehr ähnliche Vorlage befinden, welche ebenfalls von den Grünen stammte. Der Berner Grosse Rat stellte der Initiative aber einen abgeschwächten Gegenvorschlag gegenüber, der sich auf Parkflächen konzentrierte – und konterte sie damit aus. Die Bernerinnen und Berner nahmen diesen mit einer Zweidrittelmehrheit an, die Solarinitiative erreichte keine 30 Prozent der Stimmen. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Spektakuläre Bilder der Sonnenoberfläche
1 / 9
Spektakuläre Bilder der Sonnenoberfläche
Detailaufnahme einer Lichtbrücke, die den Kernschatten eines Sonnenflecks (Umbra) durchquert. Sie besteht aus heissem Plasma, das aus den sogenannten Konvektionszellen ausserhalb des Flecks aufsteigt, sich abkühlt und zurücksinkt.
quelle: nsf/aura/nso
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Onnens Teaser grösste Solaranlage
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
215 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pfammi
06.11.2025 08:30registriert Juli 2015
Eine Solaranlagen ist nicht immer eine kluge Investition. Sollte also auch nicht generell vorgeschrieben werden.
Warum?
Ohne Speicherung der Spitzenproduktion und eAuto, also ohne hohen Eigenverbrauch legt man heftig drauf weil die Netzeinspeisung bald gar Nichts mehr bringt. Das investierte Geld könnte fallweise besser investiert werden, zBsp. in die Bauqualität oder Gebäudeisolation.
Fazit: Urheber haben wenig überlegt
7524
Melden
Zum Kommentar
avatar
uhl
06.11.2025 10:02registriert Februar 2019
Anreize: Ja.
Zwang: Nein.
476
Melden
Zum Kommentar
avatar
Solong
06.11.2025 09:25registriert Februar 2024
Ich würde ja sagen zu Neubauten aber nicht bei bestehenden Häusern. Das wäre ein Zwang sondergleichen.
4812
Melden
Zum Kommentar
215
Kantonspolizei stoppt bei Mols SG einen Geisterfahrer
In der Nacht auf Freitag hat eine Patrouille der Kantonspolizei St.Gallen auf der Autobahn A3 bei Mols einen Geisterfahrer angehalten. Ein 43-jähriger Mann sass gemäss Polizei fahrunfähig am Steuer eines Lieferwagens.
Zur Story