Es ist Sonntag in Flums und Arben Sulejmani steht mit ratlosem Gesicht vor dem angesengten Gemeinschaftsraum seines Islamisch-Albanischen Kulturvereins. Zwei Polizisten notieren die Kennzeichen aller Autos, die vorfahren.
In der Nacht haben Unbekannte die Scheibe der Eingangstür eingeschlagen und Brandsätze in das Lokal geworfen. Mehr weiss man nicht, und sowohl der Gemeindepräsident Christoph Gull als auch Sulejmani sagen das den Medienschaffenden vor Ort. Sulejmani geht nicht von einem religiös motivierten Anschlag aus, sondern von einem Nachtbubenstreich.
Dann folgt der skurrile Auftritt von Nicolas Blancho und Patric Illi. Der Präsident des Islamischen Zentralrats und sein Sprecher rauschen mit mehreren Autos und einer 20-köpfigen Entourage von Begleitern mit bösem Blick, ihren Frauen und kleinen Kindern an. Dann besichtigt Blancho – die Anweisungen der Fotografen befolgend – rasch den Schaden und macht ein betretenes Gesicht.
Danach konstatiert er festlich herausgeputzt in jede Kamera, die er finden kann, dass der Vorfall besorgniserregend sei, religiös motiviert und ausserdem die Frucht islamophober Hetze in sozialen und klassischen Medien. Nach rund 20 Minuten reist er mit seiner Entourage wieder ab.
Zuvor noch beschwert sich Illi wortreich bei watson darüber, dass sich Roger Köppel und Andreas Thiel mit ihrer «Weltwoche» und in «Giacobbo/Müller» über die Muslime lustig machen dürften und das berühmt-berüchtigte IZRS-Video, das eine islamische Revolution in der Schweiz ankündigt, als Provokation verurteilt würde.
Blancho und Illi, Andreas Thiel und «Weltwoche»-Köppel haben eines gemeinsam: Sie vertreten keine Mehrheit irgendeines wie auch immer gearteten Lagers innerhalb der Schweizer Bevölkerung. Der IZRS hat vielleicht 1000 Mitglieder, Thiel an guten Tagen 100 Zuschauer und die «Weltwoche» eine Auflage von noch knapp 70'000 Exemplaren. Und das Minarettverbot haben auch nicht 57,5 Prozent des «Schweizervolks» angenommen, wie Illi gern behauptet, sondern nur 57,5 Prozent derjenigen 52 Prozent der Stimmberechtigten, die abgestimmt haben.
Dagegen stehen rund eine halbe Million Muslime und drei Viertel der Schweizer Stimm- und Restbevölkerung, die sich um Koran und Moscheen so sehr scheren wie um ihren eigenen Glauben und ihre Kirchen: je länger, je weniger.
Dennoch haben Blancho, Illi, Thiel und Köppel die Lufthoheit über die Stammtische gewonnen und dominieren den Schweizer Islamdiskurs. Thiel und Köppel sind Histrioniker, die unter maximaler Ausschöpfung ihres selbstdarstellerischen und komischen Talents Lärm schlagen. Die Konvertiten Blancho und Illi wissen das geschickt und unter Einsatz ihres unfreiwillig komischen Habitus in Aufmerksamkeit für ihr salafistisches Projekt umzumünzen.
Man mag diese absurden Auftritte und Auseinandersetzungen der Spassvögel amüsant finden. Indes nur solange, als man nicht bedenkt, dass sie allesamt ihre politischen, religiösen und kommerziellen Interessen über den gesellschaftlich-religiösen Frieden aller im Land stellen.
Und vielleicht in letzter Konsequenz auch über den Frieden des Islamisch-Albanischen Kulturvereins von Arben Sulejmani in Flums.