Die Guerillaorganisation FARC hat mit einem Anschlag die Stromversorgung der kolumbianischen Grossstadt Buenaventura zusammenbrechen lassen. Darauf stellte Präsident Juan Manuel Santos die Friedensverhandlungen mit den Rebellen zur Disposition.
«Ihr spielt mit dem Feuer. Dieser Prozess kann beendet werden», sagte der Staatschef am Dienstagabend (Ortszeit) bei einem Auftritt in der Stadt Palmira im Westen des Landes. Zuvor hatte die FARC mit einem Bombenanschlag auf eine Hochspannungsleitung den wichtigsten Pazifikhafen des Landes von der Stromversorgung abgeschnitten.
Die Rebellen sprengten einen Masten in einem Vorort von Buenaventura, wie der Marinekommandeur der Region, Admiral Pablo Romero, sagte. Die Streitkräfte hätten Telefongespräche der FARC abgehört, in denen sich die Gruppe zu dem Anschlag bekannte.
Es könnte bis zu drei Tage dauern, bis die rund 400'000 Einwohner von Buenaventura wieder Strom haben, wie die Zeitung «El País» berichtete. Vor den Reparaturarbeiten müsse der Tatort gesichert werden, da die FARC das Gelände häufig vermine, sagte Admiral Romero.
«Dieser Anschlag auf einen Hochspannungsmasten, der so viele Menschen vom Strom abschneidet, ist schwachsinnig», sagte Santos. Es handle sich um eine terroristische Aktion, die zu verurteilen sei. Ebenso wie die Sprengung einer Wasserleitung, die am Wochenende im Department Meta rund 70'000 Menschen von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten habe.
In den vergangenen Wochen hatten sowohl die FARC als auch die kleinere Guerillagruppe Eln in Kolumbien eine Reihe von Anschlägen auf Strassen, Brücken, Stromleitungen und Ölpipelines verübt. Zuletzt hatte auch die Eln Interesse an Friedensgesprächen bekundet.
Entschieden wie selten zuvor forderte Santos die Demobilisierung der FARC. Die Gruppe ist die grösste Guerillaorganisation des Landes und kämpft seit Beginn der 1960er Jahre gegen den Staat. «Es existiert nicht einmal die geringste Chance, dass wir uns auf irgendetwas einlassen ohne eine Entwaffnung», sagte Santos. «Das wäre lächerlich und absurd.»
Die FARC schaufle sich mit ihrer militärischen Offensive ihr eigenes Grab, sagte er. «Das sind genau die Aktionen, die die Menschen immer mehr verachten.» Der Präsident tritt am 7. August seine zweite Amtszeit an.
Die entschiedenen Töne könnten auch mit dem Einzug von Santos' Vorgänger und politischem Ziehvater Álvaro Uribe in den Senat zusammenhängen. Der neue Anführer der rechtsgerichteten Opposition wirft Santos vor, im Umgang mit den linken Rebellen zu nachgiebig zu sein.
Die FARC verhandelt seit Ende 2012 in Kuba mit der kolumbianischen Regierung über eine Beilegung des seit Jahrzehnten andauernden Konflikts. Eine Waffenruhe wurde für die Zeit der Gespräche nicht vereinbart. (sda/dpa)