Mehrere hunderttausend Franken Sachschaden, ausgeraubte Kleinunternehmer, schockierte Restaurantgäste, desillusionierte Ladenbesitzer – dies sind nur einige der Dinge, die die Ausschreitungen von Freitagnacht in den Zürcher Kreisen 3 und 4 hinterlassen haben. In den Kommentarspalten der Onlinemedien dominiert derweil eine Frage: Wieso kam es bei den gewaltsamen Ausschreitungen nur gerade zu vier Verhaftungen?
Polizeivorsteher Richard Wolff gibt Antworten: «Bei einem solchen Einsatz ist das erste Ziel, die Ausschreitungen zu stoppen und dabei Menschen und Sachgüter zu schützen, und erst als zweite Priorität gilt es, Verhaftungen vorzunehmen», erklärt er gegenüber watson. Zudem müssten Polizisten in solchen Situationen die Gefahr für andere und sich selbst auf einem Minimum halten.
Der linke Stadtrat zeigte sich am Sonntag sehr betroffen über das Ausmass der Gewalt: «Was am Freitag passiert ist, ging mir sehr nah», sagt er. Vor allem die Gewalt gegen Menschen sei eine gefährliche Entwicklung, meint er.
Eine politische Motivation hinter der Aktion sei gemäss dem Polizeivorsteher kaum zu erkennen: «Was am Freitag abgegangen ist, hat nichts mehr mit ‹rechts› oder ‹links› zu tun. Das war pure Gewalt gegen Sachen und Menschen. Diese ist, egal von wem sie ausgeht, auf schärfste zu verurteilen, zu verfolgen und zu ahnden», betont er.
Den Einsatz der Polizei wertet er als Erfolg: «Wir waren schnell vor Ort, wir haben die Gewalt schnell gestoppt und verhindert, dass noch mehr passiert. Das ist unsere Aufgabe und die haben wir erfüllt», sagt Wolff.
Unter anderem dank dem neuen Alarmierungssystem, bei dem Polizisten auf Abruf direkt aufgeboten werden, war die Polizei schon rund 15 Minuten nach der Besammlung der Demonstranten mit einem Grossaufgebot vor Ort.
Die Polizei wurde von der «Reclaim the Street»-Demonstration komplett überrascht: «Die Ausschreitungen waren in ihrer Aggressivität auch nicht vergleichbar mit bisherigen Spontanaktionen dieser Art. Uns ging es darum, möglichst schnell die Gewalt zu stoppen. Das ist gelungen. Und zwar sehr gut», sagt Wolff.
Ob «professionelle» Gewalttouristen für das RTS nach Zürich gereist sind, konnte Richard Wolff nicht bestätigen: «Dafür ist es viel zu früh», sagte er. Auch weitere Angaben zu den Verhafteten und den Resultaten liegen zum Zeitpunkt noch nicht vor. Zu den Vorbereitungen auf ein allfälliges nächstes RTS kann Richard Wolff aus ermittlungstechnischen Gründen nichts sagen.