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Epstein-Skandal: Schlüsselzeugin hat in Trumps Klub gearbeitet

President Donald Trump speaks with reporters aboard Air Force One after leaving Aberdeen, Scotland, Tuesday, July 29, 2025, en route to Washington. (AP Photo/Jacquelyn Martin)
Donald Trump
Donald Trump spricht mit Reportern an Bord der Air Force One und gibt neue Informationen zu seiner Beziehung mit Jeffrey Epstein preis.Bild: keystone

Epstein-Zeugin hat in Trumps Club gearbeitet – jetzt geht die Erzählung nicht mehr auf

Der US-Präsident hat sich einmal mehr zum Bruch mit seinem ehemaligen Freund Jeffrey Epstein geäussert. Dieser habe Spa-Mitarbeiterinnen aus Mar-a-Lago «gestohlen» – darunter auch Virginia Giuffre. Diese neue Information widerspricht Trumps bisherigen Aussagen.
30.07.2025, 15:2730.07.2025, 16:43
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Laut Donald Trump soll der verurteilte Sexualstraftäter Jeffrey Epstein eine ehemalige Mitarbeiterin, Virginia Giuffre, in seinem Mar-a-Lago-Club «gestohlen» haben. Giuffre war eine Schlüsselzeugin und eine der prominentesten Klägerinnen des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein.

«Er hat sie gestohlen»

Donald Trump sprach am Dienstag auf dem Rückflug von seiner Schottlandreise vor Journalisten, dabei wurde er zu seinen Äusserungen vom Wochenende über einen Streit mit Epstein weiter befragt. Der US-Präsident sagte nämlich am Montag, er habe Epstein aus seinem Club geworfen, weil «er etwas Unangemessenes getan hat» – genauer, dass Epstein «Leute, die für mich gearbeitet haben, gestohlen hat», so Trump. Daraufhin hätte er Epstein aus dem Haus geworfen und seither nichts mehr mit ihm zu tun gehabt.

«Epstein hat Leute abgeworben, die für mich gearbeitet haben. Und ich sagte ihm: ‹Tu das nicht mehr.› Und er tat es.»

Auf die Frage, ob unter den «gestohlenen» Mitarbeitern auch junge Frauen gewesen seien, antwortete Trump am Dienstag, dass viele von ihnen im Spa des Clubs in Florida gearbeitet hätten. Auf die anschliessende Frage, ob Epstein denn Virginia Giuffre abgeworben habe, bestätigt der US-Präsident: «Ich glaube, sie hat im Spa gearbeitet. Ich glaube, das war eine der Personen. Er hat sie gestohlen.»

Portrait of American financier Jeffrey Epstein (left) and real estate developer Donald Trump as they pose together at the Mar-a-Lago estate, Palm Beach, Florida, 1997. (Photo by Davidoff Studios/Getty ...
Epstein und Trump im Jahr 1997.Bild: Archive Photos

Widersprüche in Trumps Erzählungen

Wie bereits erwähnt, erzählte Trump bei seinem Besuch in Schottland, er habe Epstein von seinem Privatklub in Florida ausgeschlossen, nachdem dieser wiederholt Mitarbeiterinnen abgeworben habe.

Aber seine jüngste Behauptung, dass eine dieser abgeworbenen Angestellten die 16-jährige Giuffre war, verkompliziert die Zeitachse nun zusätzlich, wie der Guardian berichtet.

«Man sagt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind eher jünger.»
Donald Trump über Jeffrey Epstein im Jahr 2002 im New York Magazine

So soll Giuffre im Jahr 2000 von Mar-a-Lago abgeworben worden sein, aber zwei Jahre später sprach Trump sehr positiv über Epstein: «Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Ein toller Kerl», sagte Trump Ende 2002 gegenüber dem New York Magazine. «Es macht viel Spass, mit ihm zusammen zu sein. Man sagt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind eher jünger», so Trump.

Sarah Blaskey, eine investigative Reporterin des Miami Herald, wies in ihrem 2020 erschienenen Buch über Mar-a-Lago ebenfalls darauf hin, dass Epstein bis Oktober 2007, mehr als ein Jahr nach seiner ersten Verhaftung und Anklage wegen Anstiftung zur Prostitution einer Minderjährigen, Mitglied bei Mar-a-Lago blieb, berichtet der Guardian.

Die Schlüsselzeugin Giuffre

Nach Giuffres Erzählungen wurde sie im Jahr 2000, als sie 16 Jahre alt war, von Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell aus Trumps Mar-a-Lago-Spa abgeworben.

In ihrer Klage behauptete sie, dass sie zunächst von Epstein und Maxwell gemeinsam missbraucht und dann «an andere mächtige Männer verliehen» worden sei, darunter etwa Prinz Andrew. Giuffre hatte dem britischen Prinzen Andrew vorgeworfen, sie im Alter von 17 Jahren sexuell missbraucht zu haben.

Prinz Andrew stritt die Missbrauchsvorwürfe stets ab. Er behauptete, sein mutmassliches Opfer nie getroffen zu haben, und dass ein Foto, das die beiden vor gut 20 Jahren gemeinsam zeigt, gefälscht sei. Bevor es zu einem Prozess kam, einigten sich 2022 Giuffre und Andrew aussergerichtlich. Im Gegenzug zahlte der Prinz Berichten zufolge mehrere Millionen Pfund. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe musste Andrew seine militärischen Ehrentitel abgeben und trat seither nur noch selten in der Öffentlichkeit auf.

FILE - Virginia Roberts Giuffre holds a news conference outside a Manhattan court following the jailhouse death of Jeffrey Epstein, Aug. 27, 2019, in New York. A tentative settlement has been reached  ...
Virgina Giuffre einigte sich mit Prinz Andrew 2022 aussergerichtlich.Bild: keystone

Virginia Giuffre gehörte zu den bekanntesten Opfern im Missbrauchsskandal um den US-Multimillionär Jeffrey Epstein. Im Alter von 41 Jahren beging sie dieses Jahr Suizid.

Maxwell will Immunität

Ghislaine Maxwell sitzt derzeit eine 20-jährige Haftstrafe ab, weil sie Epstein beim Missbrauch von Minderjährigen half. Nun zeigte sie sich unterdessen bereit, vor dem US-Kongress auszusagen – stellte jedoch die Bedingung, im Gegenzug Immunität vor weiterer Strafverfolgung zu erhalten. Ein Sprecher des Kongresses erklärte, man werde Maxwells Anwalt in Kürze antworten, plane jedoch nicht, ihr für ihre Aussage Straffreiheit zu gewähren, wie CNN berichtet.

FILE - In this June 25, 2013, file photo, Ghislaine Maxwell, founder of the TerraMar Project, attends a news conference on the Issue of Oceans in Sustainable Development Goals, at United Nations headq ...
Ghislaine Maxwell sitzt derzeit eine 20-jährige Haftstrafe ab.Bild: keystone

Unabhängig davon beantragten Maxwells Anwälte beim Obersten Gerichtshof eine Überprüfung des Urteils, da sie ihrer Ansicht nach keinen fairen Prozess erhalten habe. Für den Fall einer Begnadigung durch US-Präsident Trump könne sie offen und ehrlich an die Öffentlichkeit treten, hiess es. Trump erklärte gegenüber Journalisten, er habe zwar die Befugnis zu einer Begnadigung, sei jedoch bisher nicht darum gebeten worden.

(les)

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Donald Trump: Das Leben (und die Psyche) des US-Präsidenten in Bildern
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Sicherlich hatte er bereits 1987 in seinem Trump Tower Office davon geträumt, dass er einmal die ganze Welt in Händen halten würde.

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Trump erklärt seinen Bruch mit Epstein
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139 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Micha
30.07.2025 15:49registriert Februar 2021
Unabhängig davon das Trump von "gestohlen" spricht und somit beweist, dass Mitarbeiter für ihn wohl nur Gegenstände sind, hat man hier wieder eindrucksvoll bewiesen, dass Trump seine eigene Lügenmärchen nicht unter Kontrolle hat.

Wichtig ist, dass man immer nachbohrt. Man darf Trump nicht damit in Ruhe lassen.
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Magnum
30.07.2025 15:43registriert Februar 2015
Wer so wie Trump permanent lügt, stolpert irgendwann über die eigenen Lügen. Da haben es Menschen einfacher, die bei der Wahrheit bleiben. Aber eben: über 30'000 verbürgte Lügen in der ersten Amtszeit, was sollte man auch erwarten von diesem stabilen Genie der alternativen Fakten?
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Helvetiavia Philipp
30.07.2025 15:49registriert Februar 2018
Wie ist das überhaupt möglich, dass eine Zeugin, die den Präsidenten mutmasslich belastet, von ebendiesem begnadigt werden kann? Müsste dies nicht - ähnlich eines Ausstandsgrundes - die Begnadigung ausschliessen?
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Nein, Oprah hat die Tsunami-Evakuierung auf Maui nicht vorsätzlich behindert
Oprah Winfrey wird nach den Tsunami-Warnungen beschuldigt, sie habe ihre Strasse auf Maui nicht für die Evakuierung geöffnet. Nun stellt sich heraus: Dabei handelt es sich um Fake News.
Nach dem Erdbeben der Stärke 8,8 vor der Ostküste Russlands wurden um den ganzen Pazifik Tsunami-Warnungen ausgesprochen. So auch an den Küsten Hawaiis und dazugehörend an der Küste Maui's.
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