Ein 77-Jähriger sitzt gebückt im Rollstuhl, leicht verwirrt, mit angestrengtem Blick und gekrümmter Haltung. Dabei murmelt er kaum unverständliche Worte vor sich hin. Es ist Abdelaziz Bouteflika, der zum dritten Male wiedergewählte Präsident Algeriens, während seiner Vereidigung zum Staatsoberhaupt. Das Staatsfernsehen hat die Zeremonie am Montag live ausgestrahlt.
Bouteflika, der im vergangenen Jahr einen Schlaganfall erlitten hatte, hatte während der Zeremonie sichtlich Mühe, die 94 vorgesprochenen Worte zu wiederholen, wie die Fernsehbilder zeigen.
Danach gab der kranke Mann eine Erklärung ab, bei der er die Wahl vom 17. April als «grossen Sieg des Staates» bezeichnete und seinen Helfern dankte. Bouteflika konnte allerdings nur die Präambel der rund 12-seitigen Rede sprechen. Der Präsident stolperte über zahlreiche Wörter, die er vom Blatt ablesen musste.
Viele Algerier, die die Szenen mitverfolgten, rieben sich die Augen. Die Medien gingen mit ihrem Oberhaupt hart ins Gericht. «Bei mündlicher Prüfung durchgefallen», titelte Al-Arabiya. Die wichtigste Zeitung im Land, el-Watan, schrieb einen vernichtenden Kommentar: «Algerier, welche den tragikomischen Anlass verfolgten, sahen beunruhigende Bilder des Gesundheitszustands von Bouteflika, der in den nächsten fünf Jahren das Schicksal des Landes bestimmt», zitiert die französische Nachrichtenagentur AFP die Zeitung. Die gestrige Darbietung erinnere die Algerier einmal mehr daran, mit welcher «Sturheit» der Präsident sein Ding durchziehen will, so die «Liberté».
Wie soll ein gesundheitlich so schwer angeschlagenes Staatsoberhaupt fünf weitere Jahre ein Land führen? Der Gesundheitszustand Bouteflikas könnte grosse Auswirkungen auf seine Amtsführung haben, auch wenn dies aus dem Umfeld des Präsidenten verneint wird. Kritiker werfen dem seit 1999 amtierenden Bouteflika vor, nur noch eine «Marionette» eines korrupten Staatsapparates zu sein.
Trotz zahlreichen Korruptionsskandalen hielt sich Bouteflika an der Macht. Während des arabischen Frühlings gelang es den Leuten um Bouteflika, mit Gewalt und zahlreichen Konzessionen die Demonstrationen aufzulösen.
Nach einem Schlaganfall verbrachte der Veteran des algerischen Unabhängigkeitskriegs drei Monate in einem Pariser Spital. Seither gab es kaum mehr öffentliche Auftritte. Seinen Wahlzettel legte Bouteflika am 17. April im Rollstuhl ein.
81,5 Prozent der Wähler stimmten für Abdelaziz Bouteflika. Boykottaufrufe führten zu einer niedrigen Stimmbeteiligung. Die Opposition warf der Regierung Wahlbetrug vor.