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Feinstaub und Abgase: Schlechte Luft erhöht das Schlaganfall-Risiko

Feinstaub und Abgase: Schlechte Luft erhöht das Schlaganfall-Risiko

Fünf Millionen Menschen sterben pro Jahr an einem Schlaganfall, auch in der Schweiz zählt er zu den häufigsten Todesursachen. Eine Auswertung von knapp 100 Studien zeigt jetzt: Bei verschmutzter Luft steigt das Risiko sofort an. 
25.03.2015, 08:5915.08.2018, 23:56
Nina Weber
Mehr «Gesundheit»
Ein Artikel von
Spiegel Online

In der Schweiz erleiden jährlich ca. 16'000 Menschen einen Hirnschlag. Der Hirnschlag ist in den industrialisierten Ländern die dritthäufigste Todesursache. Wer sein Risiko für einen Schlaganfall senken will, hat es zum Teil selbst in der Hand: Nicht rauchen, ein normales Gewicht sowie ein Blutdruck im normalen Bereich tragen dazu bei, die Gefahr gering zu halten. Allerdings gibt es auch Faktoren, die der Einzelne nicht beeinflussen kann, wie etwa die Luftverschmutzung.

Wer dauerhaft schlechte Luft atmen muss, hat ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko, berichtet die Weltgesundheitsorganisation WHO. Doch nicht nur das: Wenn Feinstaub- und Abgaswerte steigen, steigt laut einer aktuellen Veröffentlichung im «British Medical Journal» (BMJ) über mehrere Tage lang die Zahl von Schlaganfall-Patienten.

Das Team um Anoop Shah von der University of Edinburgh wertete insgesamt 94 Studien aus 28 Ländern aus. Ermittelt wurden Tageswerte für Kohlenmonoxid, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Ozon sowie für Feinstaubpartikel in der Grösse unter 2.5 Mikrometer beziehungsweise unter zehn Mikrometer. Insgesamt wurden in den Studien 6.2 Millionen Krankenhauseinweisungen mit der Diagnose Schlaganfall sowie Todesfälle durch Schlaganfall registriert. Weitere Risikofaktoren, wie etwa die Temperatur, wurden bei der Auswertung mitbedacht.

Die Ergebnisse

Stieg die Kohlenmonoxid-Konzentration um 1.0 ppm («parts per million» – Teile pro Million), nahm die Zahl der Schlaganfall-Krankenhauseinweisungen und -Todesfälle um rund 1.5 Prozent zu.

Eine um zehn ppb («parts per billion» – Teile pro Milliarde) höhere Stickstoffdioxid-Belastung war mit 1.4 Prozent mehr Schlaganfällen verknüpft, eine gleichermassen erhöhte Schwefeldioxid-Konzentration mit 1.9 Prozent. Der Zusammenhang mit den Ozon-Werten war deutlich schwächer.

Beim Feinstaub waren jene Partikel unter 2.5 Mikrometer (PM2.5) stärker mit einem Schlaganfall-Risiko verbunden als die Partikel unter zehn Mikrometern. Pro zehn Mikrogramm PM2.5 pro Kubikmeter Luft (µg/m3) gab es 1.1 Prozent mehr Schlaganfälle (zum Vergleich: beim Bundesumweltamt für Umwelt finden sich sich die aktuellen Daten zu Feinstaub in der Schweiz).

Am stärksten ausgeprägt war der Zusammenhang laut der Analyse in Entwicklungs- und Schwellenländern. Allerdings stammte nur ein Fünftel der zusammengefassten Studien aus solchen Nationen – allen voran aus China.

Was passiert im Körper?

Auf welchem Weg Luftschadstoffe akut einen Schlaganfall begünstigen, wisse man noch nicht genau, schreiben Shah und Kollegen. Frühere Untersuchungen hätten allerdings gezeigt, dass verschmutzte Luft zu einer Verengung der Blutgefässe führen kann, was den Blutdruck erhöht und das Risiko für Blutgerinnsel steigert. Auch sei schon erwiesen, dass bereits niedrige Feinstaub-Konzentrationen den Blutfluss im Gehirn beeinflussen.

Analysiert wurden in der Studie zwei Formen des Schlaganfalls, die sich von ihren Symptomen her nicht unterscheiden, aber auf unterschiedliche Art entstehen und auch unterschiedlich behandelt werden. Beim ischämischen Schlaganfall (Hirninfarkt) ist ein Blutgefäss fast oder komplett verschlossen, weshalb Hirnregionen nicht mehr ausreichend Sauerstoff erhalten. Beim hämorrhagischen Schlaganfall (Hirnblutung) ist ein Blutgefäss im Gehirn gerissen. Das austretende Blut schädigt umliegendes Gewebe.

Jetzt auf

Laut Swissneuro.ch sind 75 Prozent der Schlaganfälle Hirninfarkte, 15 Prozent sind Hirnblutungen. Laut der Analyse war der Zusammenhang von Luftverschmutzung und Hirninfarkt deutlicher ausgeprägt als der zur Hirnblutung.

Sogar kleine Erfolge im Kampf gegen die Luftverschmutzung könnten weitreichende Vorteile für die Menschen haben, schreibt Michael Brauer von der University of British Columbia im kanadischen Vancouver in einem Begleitartikel im BMJ.

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