Er sass wegen Reise zum IS im Gefängnis: Das wissen wir über den Attentäter von Wien
Die österreichische Polizei hat den Terroristen identifiziert, der zu Füssen der Ruprechtskirche gestoppt und erschossen wurde. Es ist ein Islamist, den die Behörden kannten. Bei dem 20-jährigen Mann handle es sich um einen Anhänger der radikalislamischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Die wichtigsten Punkte:
- Er wurde am 25. April 2019 zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er versucht hatte, nach Syrien auszureisen, um sich dort dem IS anzuschliessen. Am 5. Dezember wurde er vorzeitig bedingt entlassen – er galt als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes.
- Der Attentäter besass neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft.
- Laut dem Chefredakteur des Wochenmagazins «Falter» war der Täter Wien geboren und aufgewachsen und hat albanische Wurzeln. Seine Eltern stammten aus Nordmazedonien und seien in Sachen Islamismus unauffällig.
- Ob er einen oder mehrere Komplizen hatte, ist noch unklar. Es habe umfangreiche Razzien im Umfeld des Täters gegeben. Dabei seien mehrere Personen festgenommen worden.
- Zum Motiv sagen die österreichischen Behörden: Der Attentäter habe Panik verbreiten wollen.
Mutter warnte Behörden
Im Vorjahr musste sich der Wiener dann wegen seiner IS-Mitgliedschaft vor Gericht verantworten. Nach Medienberichten hatte sich seine eigene Mutter an die Behörden gewandt. Er wurde damals zu 22 Monaten Haft verurteilt, nahm an einem Deradikalisierungsprogramm teil und wurde wegen günstiger Prognose vorzeitig entlassen. Er habe alle getäuscht, so sein früherer Anwalt Rast.
Im April 2019 gab der mutmassliche Terrorist vor dem Wiener Landgericht an, dass er sich in seinem Leben nie benachteiligt gefühlt hatte. Während der Pubertät begann er sich mit dem Islam zu beschäftigen, wie die Tageszeitung «Der Standard» berichtete, die den Gerichtsprozess damals verfolgte. Ende 2016 sei er nach eigenen Aussagen in die «falsche Moschee» geraten. Seine Leistungen in der Schule wurden immer schlechter, Streit mit der Mutter gab es immer öfter. «Ich wollte weg von zu Hause», erzählt der Mann vor Gericht. Vom IS habe er sich ein besseres Leben erwartet. «Eine eigene Wohnung, eigenes Einkommen.»
IS-Reise nach Kabul endete in der Türkei
Eine Reise nach Kabul zum IS mit einem Freund scheiterte, weil die jungen Männer zu spät bemerkten, dass sie ein Visum für Afghanistan benötigten. Das Geld für das Flugticket erarbeitete er sich mit einem Sommerjob. Im September 2018 brach der mutmassliche Terrorist alleine in die Türkei auf. Von dort wollte er nach Syrien, um für den IS zu kämpfen. Über den Messengerdienst Telegram verbreitete er Propaganda der Terrormiliz, wie die Tageszeitung «Heute» berichtete.
Zwei Tage nach seiner Ankunft in der Türkei nahmen ihn türkische Polizisten in einem sogenannten Safehouse, das sein Anwalt als «Rattenloch» ohne Dusche, Toilette und fliessendes Wasser bezeichnete, fest. Er sass vier Monate dort in Haft, ehe er nach Österreich überstellt wurde. Ende vergangenen Jahres war er von den Behörden scheinbar als nicht mehr gefährlich eingestuft und so frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden.
Täter posierte auf Instagram
Am Montag hatten ihn Polizeikugeln neun Minuten nach den ersten Schüssen gestoppt. Der österreichische Innenminister Nehammer bestätigte, dass der 20-Jährige vor dem Anschlag auf seinem Instagram-Account ein Foto gepostet hatte, das ihn mit zwei Waffen zeigt, die er später bei dem Anschlag verwendet haben dürfte. Unklar ist, ob der Mann auch einen Treueeid auf den IS veröffentlicht
Im Text dazu erklärte der Mann Gefolgschaft für den «Führer der Gläubigen», den IS-Chef Abu Ibrahim al-Hashimi al-Qurayshi. Der Instagram-Account wurde bereits am Montagabend gelöscht.
(amü/sda)