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Terroranschlag in Wien – was wir bisher wissen und was nicht

epa08794208 Austrian police men guard The Wiener Staatsoper (Vienna State Opera) after a shooting near the Stadttempel' synagogue in Vienna, Austria, 02 November 2020. According to recent reports ...
Polizisten der Spezialeinheit WEGA vor der Wiener Staatsoper.Bild: keystone

Mindestens 5 Tote bei Terroranschlag in Wien – was wir bisher wissen und was nicht

03.11.2020, 08:0803.11.2020, 13:44
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Was ist passiert?

Bei einem Terroranschlag am Montagabend sind in der Wiener Innenstadt mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Der Angriff hatte gegen 20.00 Uhr in einem Ausgehviertel begonnen, wo kurz vor Beginn neuer Corona-Ausgangssperren viele Menschen unterwegs waren.

Der österreichische Innenminister Karl Nehammer sagte am Dienstagmorgen: «Meiden Sie weiterhin die Innenstadt. Es herrscht heute keine Schulpflicht. Wir haben eine verstärkte Überwachung des öffentlichen Raums.» Die Ermittlungen würden auf Hochtouren laufen. Der Attentäter sei ein Sympathisant der Terrormiliz «IS» gewesen, so Nehammer.

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Der Terroranschlag in Wien vom 2. November 2020
Am Montagabend wurde die Wiener Innenstadt von einem Terroranschlag erschüttert. Ein in Österreich geborener IS-Anhänger eröffnete das Feuer auf Passanten.
quelle: keystone / ronald zak
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Wer sind die Täter?

Die Polizei Wien geht von mindestens einem Täter aus. Der Attentäter, der nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt von der Polizei erschossen worden ist, war 20 Jahre alt, hatte nordmazedonische Wurzeln und war einschlägig wegen Mitgliedschaft in einer terroristischer Vereinigung vorbestraft. Das teilte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) der Nachrichtenagentur APA am Dienstag mit. Der Attentäter besass nach Angaben von Nehammer neben der österreichischen auch die nordmazedonische Staatsbürgerschaft. «Er war mit einer Sprengstoffgürtel-Attrappe und einer automatischen Langwaffe, einer Faustfeuerwaffe und einer Machete ausgestattet, um diesen widerwärtigen Anschlag auf unschuldige Bürgerinnen und Bürger zu verüben»,

Ob es weitere Täter gibt, ist derzeit noch unklar. Am Vormittag haben Hausdurchsuchungen in St. Pölten stattgefunden.

Wo ist es passiert?

Die Wiener Polizei schrieb auf Twitter, dass es insgesamt sechs Tatorte gäbe. Die ersten Notrufe meldeten Schüsse in der Seitenstättengasse, wo sich sich auch eine Synagoge befindet.

Die verschiedenen Tatorte:

Bild
bild: screenshot orf

Die Wiener Innenstadt wurde nach dem Angriff laut Innenministerium zur «roten Zone» erklärt und hermetisch abgeriegelt. Menschen mussten bis spät in die Nacht in den Restaurants und Bars verharren.

Wie viele Opfer gibt es?

Anfängliche Berichte aus den österreichischen Medien gaben zunächst sieben mögliche Opfer an. Das stellte sich jedoch als falsch heraus. Die Polizei bestätigte zunächst ein Todesopfer, in der Nacht auf Dienstag seien zwei weitere Zivilisten im Krankenhaus verstorben. Dabei handle es sich um zwei Männer und eine Frau.

Am frühen Morgen starb eine weitere Frau an den Folgen des Anschlags, wie Innenminister Karl Nehammer bestätigt.

Nebst den Todesopfern gab es auch 15 Verletzte – 7 davon sind lebensgefährlich verletzt worden. Unter den Verletzten befand sich auch ein Polizist. Alle 15 Verletzten seien wegen Schusswunden behandelt worden.

Wer sind die Täter?

Das ist zum jetzigen Standpunkt nicht klar. Einzig klar ist, dass die Täter professionell vorbereitetet waren und systematisch vorgingen. Und Sympathisanten des «IS» waren. Am Montagabend kursierten Bilder in den sozialen Medien, die den angeblichen Täter zeigen sollen. Dies wurde von der Wiener Polizei aber nicht bestätigt.

Was sind die Motive der Täter?

Die Terrorattacke von Wien geht nach den Worten von Innenminister Nehammer auf das Konto mindestens eines islamistischen Terroristen. Der Attentäter sei ein Sympathisant der Terrormiliz «IS» gewesen, sagte Nehammer am Dienstagmorgen. Der Mann sei mit einem Sturmgewehr bewaffnet gewesen und habe ausserdem als Attrappe einen Sprengstoffgürtel getragen. Er habe offenbar Panik verbreiten wollen. Die Wohnung des Verdächtigen sei auf der Suche nach belastendem Material durchsucht worden, hiess es.

Nehammer bezeichnete den Anschlag als einen «völlig untauglichen Versuch» die österreichische Gesellschaft zu schwächen. «So etwas lassen wir uns nicht gefallen», sagt Nehammer weiter.

Wie reagiert die Politik?

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat den mutmasslichen Anschlag in Wien als «widerwärtigen Terroranschlag» verurteilt. «Unsere Polizei wird entschlossen gegen die Täter dieses widerwärtigen Terroranschlags vorgehen», schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter. Das österreichische Bundesheer werde ab sofort den bisher durch die Polizei vorgenommenen Objektschutz in Wien übernehmen, damit sich die Polizei auf die Terrorismusbekämpfung konzentrieren könne.

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen versicherte auf Twitter: «Wir werden unsere Freiheit und Demokratie gemeinsam und entschlossen mit allen gebotenen Mitteln verteidigen.» Auch international wurde der mutmassliche Anschlag von zahlreichen Spitzenpolitikern verurteilt.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Deutsch auf Twitter: «Nach Frankreich ist es ein befreundetes Land, das angegriffen wird. Dies ist unser Europa. Unsere Feinde müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir werden nichts nachgeben.» In Frankreich hatte es in den letzten Wochen drei Anschläge gegeben, die Ermittler gehen jeweils von einem islamistischen Hintergrund aus.

UN-Generalsekretär António Guterres hat den Terrorangriff in der Wiener Innenstadt scharf verurteilt. Er verfolge die Situation mit «äusserster Sorge», sagte der UN-Chef . Der Familie der Opfer drückte Guterres sein Beileid aus, den Verletzten wünschte er eine rasche Genesung. Die Vereinten Nationen stünden an der Seite des österreichischen Volkes und seiner Regierung.

Italiens Regierungschef Giuseppe Conte verurteilte den mutmasslichen Terroranschlag in Wien ebenfalls scharf. «In unserem gemeinsamen europäischen Haus darf kein Platz für Hass und Gewalt sein», schrieb Conte am Montagabend auf Twitter.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äusserte in einem Twitter-Post Solidarität mit Österreich. «Wir sind stärker als Hass und Terror», schrieb sie.

Mitten im Endspurt des US-Wahlkampfs haben sich auch die beiden Bewerber Donald Trump und Joe Biden zum Anschlag geäussert. Nach einem weiteren abscheulichen Terrorakt in Europa sind unsere Gebete bei den Menschen in Wien», schrieb Trump auf Twitter.

Diese bösartigen Angriffe auf unschuldige Menschen müssten aufhören, fügte er hinzu. Die USA stünden an der Seite Österreichs, Frankreichs und ganz Europas im Kampf gegen Terroristen, einschliesslich radikal-islamische Terroristen.

Auch Biden twitterte, er und seine Frau Jill beteten nach dem schrecklichen Terrorangriff in Wien für die Opfer und deren Familien. «Wir müssen alle vereint gegen Hass und Gewalt eintreten», ergänzte er.

Mit Material der Nachrichtenagenturen SDA und DPA.

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103 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
03.11.2020 08:22registriert April 2016
Nicht erst, wenn Gewalt angewendet oder angedroht wird....: Wer die Scharia über unsere Verfassung stellt, sollte sein Gastrecht hier automatisch verwirkt haben.

Es reicht.
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UrsEdelhart
03.11.2020 06:05registriert Juni 2020
"Wie reagiert die Politik?"

Wie gewohnt, mit aufmunternde Worte. Langsam wird es Zeit für Taten.
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Phteven Phtiz
03.11.2020 05:37registriert Oktober 2016
Immer, wenn man denkt, es könnte nicht jeden Tag noch eine weitere erschütternde Meldung kommen, beweist der Alltag das Gegenteil. Fassunglos, wow.
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