International
Afghanistan

Afghanistan erlebt derzeit eine «Kinderrechts-Katastrophe»

Hilfsorganisation warnt: Afghanistan erlebt derzeit eine «Kinderrechts-Katastrophe»

11.08.2022, 03:4311.08.2022, 03:44
Mehr «International»

Ein Jahr nach Machtübernahme der Taliban erlebt Afghanistan die wohl schwerste humanitäre Katastrophe des Landes. Das beschreibt ein am Mittwoch erschienener Bericht der Hilfsorganisation Save the Children. Demnach hätten 97 Prozent aller afghanischen Familien Schwierigkeiten, genug Essen für ihre Kinder aufzutreiben.

Afghan children eat in a makeshift shelter after an earthquake in Gayan district in Paktika province, Afghanistan, Saturday, June 25, 2022. A powerful earthquake struck a rugged, mountainous region of ...
Kinder in Afghanistan durchleben derzeit schwere Zeiten.Bild: keystone

Vor allem Haushalte, die von Frauen geführt werden, litten unter Armut. Genau in diesen seien Mädchen nun auch besonders stark von Kinderheirat bedroht. «Kinder werden ihrer Kindheit beraubt», fasst Inger Ashing von Save the Children die Situation in dem Land zusammen. «Eltern sehen ihre Kinder sterben.» Der wirtschaftliche Kollaps werde durch Sanktionen gegen die Taliban noch verstärkt.

Mädchen treffen die Zustände besonders hart, wie der Bericht zeigt. Demnach zeigen 26 Prozent aller befragten Mädchen Anzeichen von Depressionen, bei den Jungen sind es 16 Prozent. Trotz Drucks der internationalen Gemeinschaft und der afghanischen Zivilgesellschaft haben die Taliban in weiten Teilen des Landes die Schulen für Mädchen ab der siebten Klasse geschlossen. Viele Kinder müssen laut Bericht ausserdem die Schule verlassen, um zum Einkommen im Haushalt beizutragen oder weil sich Eltern keine Schulmaterialien leisten können. Afghanistan erlebe derzeit eine «Kinderrechtskatastrophe», so die Organisation.

Allerdings betont auch Save the Children: Schon vor Machtübernahme der Taliban sei Afghanistan einer der schlechtesten Orte gewesen, um ein Kind zu sein. Seit 40 Jahren leide das Land unter Krieg und Gewalt. Viele ländliche Gegenden haben demnach in den vergangenen zwanzig Jahren ausserdem nie etwas von den Aufbaumassnahmen der alten Regierung gesehen.

Gleichzeitig heisst es im Bericht, unter den Mädchen und den jungen Menschen in Afghanistan gäbe es noch viel Hoffnung. «Ohne Bildung ist es jedoch schwierig, eine Zukunft für das Land zu sehen», so Christopher Nyamandi, Landesdirektor von Save the Children Afghanistan. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Vom Minirock zur Burka – Frauen in Afghanistan
1 / 13
Vom Minirock zur Burka – Frauen in Afghanistan
Kabul 1972: Studentinnen in Miniröcken sind im Neubauviertel Shar-e-Naü unterwegs. Eine dünne städtische Oberschicht in Afghanistan übernahm westlichen Lebensstil und westliche Kleidung.
quelle: laurence brun /gamma-rapho via getty images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Junge afghanische Lehrerin über das erneute Schulverbot
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
12
Brückeneinsturz mit Folgen – so wichtig ist der Hafen von Baltimore

Riesige Brückenteile versperren seit Dienstag die Zufahrt zum Hafen Baltimore an der Ostküste der USA. Die mehr als 2,5 Kilometer lange Francis Scott Key Bridge war in der Nacht eingestürzt, nachdem das rund 290 Meter lange Containerschiff «Dali» steuerlos einen Stützpfeiler der vierspurigen Brücke gerammt hatte. Zwei Tote wurden inzwischen aus dem Wasser geborgen, vier weitere Opfer wurden noch nicht gefunden.

Zur Story