Simbabwes Präsident Robert Mugabe hat sich in Verhandlungen mit der Militärführung zum Rücktritt bereit erklärt, wie Vertraute am Sonntag sagten. Derzeit arbeiteten sie an einer Rücktrittserklärung. Das staatliche Fernsehen bestätigte eine baldige Erklärung Mugabes.
Der 93-Jährige war am Sonntag von seiner Regierungspartei ZANU-PF als Vorsitzender abgesetzt und durch seinen früheren Stellvertreter Emmerson Mnangagwa ersetzt worden. Mugabes Ehefrau Grace, die seine Nachfolgerin werden sollte, wurde aus der Partei ausgeschlossen und soll - wie andere Gefolgsleute Mugabes - vor Gericht gestellt werden.
Die Partei stellte Mugabe zudem ein Ultimatum: Bis Montag müsse er auch als Präsident Simbabwes abtreten, andernfalls werde ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Die einflussreiche Veteranen-Gruppe in der Partei forderte ihn auf, das Land zu verlassen, solange er das noch könne.
Nach dem unblutigen Putsch des Militärs in der Nacht zum Mittwoch steht Mugabe unter Hausarrest in seiner Villa. Er hatte das Land seit der Unabhängigkeit von Grossbritannien im Jahr 1980 regiert - und wirtschaftlich ruiniert.
Nach 37 Jahren ist damit die Ära des politischen Überlebenskünstlers Mugabe vorbei. Im Machtpoker um seine Nachfolge hat sich der 93-jährige Präsident verzockt. Der neue starke Mann Simbabwes heisst Emmerson Mnangagwa – es ist jener Mann, den Mugabe kürzlich als Vizepräsidenten feuerte, um seiner Ehefrau Grace den Weg zur Präsidentschaft zu ebnen.
Mnangagwa ist wie sein früherer Mentor Mugabe ein skrupelloser Machtpolitiker. In Simbabwe trägt er den Spitznamen «Ngwena» – das «Krokodil». Als Symbol für einen Neubeginn in dem niedergewirtschafteten Land taugt der 75-Jährige allerdings kaum – zu eng war ein lange Zeit mit dem Herrschaftssystem Mugabes verflochten.
Seit Sonntag ist Mnangagwa nun Vorsitzender der mächtigen Regierungspartei Zanu-PF. Deren Führungsgremium hatte den Parteimitbegründer Mugabe kurzerhand abgesetzt. Mnangagwa soll auch als Spitzenkandidat in die Präsidentschaftswahl 2018 ziehen.
Als Mugabe ihn vergangene Woche feuerte, spitzte sich die politische Krise im Land rasant zu – nur wenige Tage später übernahm das Militär die Kontrolle und stellte Mugabe unter Hausarrest. Das Ende der Ära Mugabe war damit eingeleitet.
Der 75-jährige Mnangagwa galt schon länger als Wunschnachfolger der Armee für das Präsidentenamt. Zwar war er seit Beginn der Herrschaft Mugabes im Jahr 1980 politisch fast beständig an dessen Seite und als Vizepräsident auch dessen verfassungsmässig designierter Nachfolger.
Der greise Präsident wollte zuletzt aber seine als prunksüchtig geltende Ehefrau Grace in Stellung für seine Nachfolge bringen. Mit ihr war Mnangagwa mehr als einmal aneinandergeraten; offenbar war die machthungrige 52-Jährige es auch, die ihren Mann dazu gebracht hatte, seinen Stellvertreter zu feuern.
Geboren wurde Mnangagwa 1942 im Bezirk Zvishavana im Südwesten des damals noch unter britischer Kolonialherrschaft stehenden Rhodesien, einige Jahre später zog er mit seiner Familie in den Nachbarstaat Sambia. Bereits sein Vater war im Widerstand gegen den Kolonialismus organisiert.
Auch der junge Mnangagwa schloss sich dann im Jahr 1966 den Unabhängigkeitskämpfern an und bezahlte fast mit dem Tod. Er wurde festgenommen und zum Tode verurteilt, hatte aufgrund seines Alters aber Glück und wurde stattdessen zu zehn Jahren im Gefängnis begnadigt.
Als Robert Mugabe das Land dann 1980 in die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Grossbritannien führte, machte er den jungen Jura-Referendar Mnangagwa zu seinem Minister für Nationale Sicherheit. Auf dem Posten verantwortete er 1983 brutale Unterdrückungsmassnahmen gegen Oppositionsanhänger im Land, bei denen etwa 20'000 Menschen getötet worden sein sollen.
Seitdem hat der für seine Härte bekannte Politiker verschiedenste Posten im Kabinett durchlaufen; die Beziehung zu seinem Mentor Mugabe war dabei nicht immer unbeschwert. Bereits 2004 verlor er seinen Posten als Verwaltungssekretär der Partei, weil ihm Ambitionen auf die Vizepräsidentschaft nachgesagt wurden.
Daraufhin verschwand Mnangagwa kurzzeitig von der politischen Bildfläche, während es seiner Rivalin Joice Mujuru gelang, Vizepräsidentin zu werden und als Mugabe-Nachfolgerin gehandelt zu werden.
Grace Mugabe nutzte den politischen Einfluss auf ihren Mann auch hier: Sie überzeugte ihn davon, dass er Mujuru nicht länger vertrauen könne und sorgte 2014 für ihre Entlassung.
Mnangagwa war zu diesem Zeitpunkt längst wieder in Mugabes engstes politisches Umfeld aufgerückt. Bei den Wahlen im Jahr 2008 wurde er zunächst zu Mugabes Chef-Wahlberater und später zum Verteidigungsminister bestimmt.
Seit den Jahren des Unabhängigkeitskampfes unterhält das «Krokodil» Mnangagwa enge Beziehungen zu Simbabwes Militär, das ihn heute an der Spitze des Landes sehen will. (leo/sda/afp)