Als Putin am 24. Februar seinen Krieg gegen die Ukraine begann, war bald von einer «Finnlandisierung» die Rede. Gemeint waren damit die Folgen des Winterkriegs zwischen der damaligen UdSSR und Finnland 1939/40, in dem die Finnen nach anfänglich heldenhaftem Widerstand gezwungen wurden, einen Teil ihres Territoriums an die Russen abzutreten.
Ein ähnliches Schicksal wurde auch der Ukraine prophezeit. Doch derzeit sieht es überhaupt nicht danach aus. Die ukrainischen Soldaten haben ihre Gegner nicht nur von der Hauptstadt Kiew ferngehalten, sie halten sie bisher auch im Donbass in Schach. Zudem sind bisher zwölf russische Generäle und – gemäss Schätzung des britischen Geheimdienstes – mindestens 15’000 Soldaten gefallen. Die Ukrainer sprechen gar von 25’000 russischen Toten.
All dies hat das Selbstvertrauen der Ukrainer gewaltig gestärkt. «Falls wir bis im Juni alles erhalten, was wir brauchen, könnten wir die Russen vertrieben haben», erklärt etwa der ehemalige Verteidigungsminister Andrij Sahorodnjuk in der «Financial Times».
Pawlo Kyrylenko, der Vorsteher der Militärverwaltung in der Region Donbass, lässt derweil das «Wall Street Journal» wissen: «Unsere erste Aufgabe besteht darin, den Feind zu stoppen und zu zerstören. Aber danach werden wir alles zurücknehmen, was sie uns genommen haben.»
Die Ukrainer wissen jedoch, dass sie sich in einem harten Abnützungskrieg durchsetzen müssen. Dabei müssen sie auch ihre Taktik ändern. In der Umgebung von Kiew konnten sie in kleinen, beweglichen Truppen fast wie Guerilla-Kämpfer russische Panzerkolonnen angreifen, sie zerstören und danach in den Wäldern verschwinden. Im offenen Gelände des Donbass hingegen gibt es kaum Schutz. Es geht vielmehr darum, strategisch wichtige Positionen – etwa die Übergänge über den Fluss Donez – zu besetzen und zu verteidigen.
Auch das scheint den Ukrainern bisher gut zu gelingen. So erklärte Avril Haines, Direktorin der amerikanischen Geheimdienste, am Dienstag an einem Hearing vor dem Senat, es sei sehr unwahrscheinlich geworden, dass Russland in den kommenden Wochen das gesamte Gebiet der Regionen Donezk und Luhansk erobern könnte.
Seit der Annexion der Krim haben die ukrainischen Truppen eine radikale Transformation erfahren. 2014 konnten sie gerade mal 6000 kampffähige Soldaten vorweisen. Inzwischen sind es gegen 150’000, und diese sind von amerikanischen Beratern intensiv geschult worden. Zudem wurden sie massiv aufgerüstet. Allein die USA haben der Ukraine seit 2014 rund sechs Milliarden Dollar Militärhilfe zukommen lassen.
Künftig wird es noch mehr sein. Der US-Kongress hat ein Gesetz verabschiedet, das rund 40 Milliarden Dollar weitere Hilfe ermöglicht. Präsident Joe Biden hat es bereits unterschrieben, und wenn voraussichtlich nächste Woche ein Störmanöver von Senator Rand Paul beseitigt sein wird, dann werden bald weitere Waffen in der Ukraine eintreffen.
Diese Hilfe wird dringend benötigt. Für die Abnützungsschlachten im Donbass brauchen die Ukrainer nicht nur Panzerfäuste und Stinger-Raketen, sie brauchen auch schwere Geschütze. Nur so können sie das Patt durchbrechen. Die derzeitige Situation beschreibt Samuel Cranny-Evans, Militäranalyst am Royal United Services Institute in London, wie folgt:
Um dieses Patt zugunsten der Ukrainer zu durchbrechen, fordert Lieutenant Colonel Alexander Vindman im Magazin «Foreign Affairs» die USA auf, alle von den Ukrainern geforderte Waffen schnellstmöglich zu liefern. Vindman war im US-Sicherheitsrat zuständig für die Ukraine gewesen, bevor er von Trump entlassen wurde, weil er im ersten Impeachment-Verfahren gegen den Ex-Präsidenten ausgesagt hatte.
Im Magazin «Foreign Affairs» stellt Vindman fest, ein Sieg der Ukraine sei nicht nur möglich, er sei auch eine Notwendigkeit. Er schreibt:
Ein Sieg der Ukraine wird jedoch noch weitere grosse Opfer fordern. Das weiss auch Pawlo Kyrylenko:
bebby
John Galt
Scaros_2
Hängt mich ned am Vergleich auf, bin zu wenig drin in der Materie - es wirkt für mich so.