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Viel schlimmer als gedacht: Gerhard Schröders Moskau-Connection

File--- File photo shows German Chancellor Gerhard Schroeder, right, welcoming Russia's President Vladimir Putin in Berlin, Germany, Thursday Sept. 8, 2005. Local officials with German Chancellor ...
Eine Männerfreundschaft der übelsten Sorte: Wladimir Putin und Gerhard SchröderBild: keystone
Analyse

Viel schlimmer als gedacht: Gerhard Schröders Moskau-Connection

Der ehemalige Bundeskanzler und sein mächtiges Netzwerk haben Deutschland in eine fatale Abhängigkeit von russischem Gas geführt.
13.04.2023, 05:0913.04.2023, 12:26
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Ehemalige Staatsoberhäupter pflegen, ihren Ruhestand mit dem Verfassen von Büchern und Reden zu vergolden. Dass Gerhard Schröder da keine Ausnahme war, ist bekannt, auch, dass er dabei die Grenzen des Anstandes öfter mal deutlich überschritt. Vor allem seine gut dotierten Mandate beim russischen Ölkonzern Rosneft (600’000 Euro Jahresgehalt) und sein Amt als Vorsitzender des Aktionärsausschusses der Nord Stream AG (250’000 Euro) erregten allgemeines Nasenrümpfen.

Obwohl das alles bekannt war, blieb die wahre Dimension des Netzwerks von Schröder und seine Rolle in der deutschen Energiepolitik auch lange nach seinem Rücktritt weitgehend im Dunkeln. Reinhard Bingener und Markus Wehner, zwei Journalisten der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ), leuchten diese Dunkelkammer nun aus, und was wir erfahren, ist erschreckend, ja schockierend.

epa04185208 Russian President Vladimir Putin (C) and former German chancellor Gerhard Schroeder (3rd R) meet in the Yusupovsky palace at a North Stream reception on the occasion of Schroeder's 70 ...
Wladimir Putin umarmt Gerhard Schröder anlässlich dessen 70. Geburtstages.Bild: EPA/EPA

So erschreckend, dass Susanne Gaschke in der «NZZ» feststellt: «Folgt man ihren aufwendig recherchierten, umfangreich belegten und ganz überwiegend plausiblen Ausführungen, dann muss man sich in der Tat fragen, warum der Ex-Kanzler Schröder SPD-Mitglied bleiben darf, warum der ehemalige sozialdemokratische Kanzleramtschef und Aussenminister Frank-Walter Steinmeier weiterhin Bundespräsident ist und warum die Deutsche Bank sich nicht von ihrem Aufsichtsratsmitglied Sigmar Gabriel trennt, dem langjährigen SPD-Bundesvorsitzenden und Wirtschaftsminister in der Grossen Koalition von 2013 bis 2017.»

Steinmeier und Gabriel sind die bekanntesten, aber keineswegs die einzigen in Schröders weit verzweigtem Netzwerk. Dessen Mittelpunkt war zunächst das Bundesland Niedersachsen und dessen Hauptstadt Hannover. Dort waren die Genossen traditionsgemäss stark, und in diesem Biotop von Gewerkschaften, Industrie (VW) und Politik gedieh Schröder prächtig.

Der gesellige Aufsteiger fühlte sich in Männerbünden äusserst wohl. In einer VIP-Loge des Fussballclubs Hannover 96 traf er auf Heino Wiese, einen einflussreichen Lobbyisten und Honorarkonsul von Russland. Aber auch der Scorpion-Sänger Klaus Meine oder der Stahlindustrielle Günter Papenburg waren mit von der Partie.

epa10548960 German President Frank-Walter Steinmeier speaks during a Sustainability Reception in partnership with the Berlin Energy Transition Dialogue in the presidential palace Schloss Bellevue in B ...
Gehörte lange Zeit zum Schröder-Netzwerk: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.Bild: keystone

Die wohl wichtigste Bromance ging Schröder jedoch mit Wladimir Putin ein. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. Beide stammen aus äusserst bescheidenen Verhältnissen und haben sich nach oben geboxt. Und beide verachten die USA. Die Bindung zwischen den beiden war tief. Schröder widersprach nicht, als er in einem Interview gefragt wurde, ob er Putin für einen «lupenreinen Demokraten» halte.

In seiner vierten Ehe mit Doris Schröder-Köpf adoptierte der Ex-Kanzler zwei russische Kinder, und er reiste immer wieder nach Moskau. «Im letzten Jahr seiner Kanzlerschaft, also 2005, trifft sich Schröder 8-mal mit Putin, insgesamt während seiner Kanzlerschaft rund 40-mal», stellen Bingener/Wehner fest. Zu Putins 53. Geburtstag am 7. Oktober 2005 reist Schröder nach St. Petersburg, für Putin angeblich «das schönste Geburtstagsgeschenk».

Bei den Genossen erregte Schröders Nähe zu Russland kein Misstrauen. Willy Brandt und Egon Bahr hatten sich schon in den Siebzigerjahren die Aussöhnung mit dem Osten auf die Fahnen geschrieben. «Die Ostpolitik ist bis heute der erbittert verteidigte Mythos der SPD», so Bingener/Wehner. «Ohne diesen Mythos, den die Partei seit Jahrzehnten pflegt, ist ihre verfehlte Russlandpolitik der letzten zwei Jahrzehnte nicht zu verstehen.»

German Chancellor's wife Doris, left, smiles, as Russian President Vladimir Putin greets her before their late evening talks on the U.S.-led anti-terror campaign in Moscow, Friday, Nov. 2, 2001.  ...
War auch ein Putin-Fan: Doris Schröder-Köpf.Bild: AP

Schliesslich war auch die deutsche Wirtschaft mit im Boot. Ihr war billiges Gas mehr als recht, und – obwohl es eigentlich überflüssig ist – sie stand auch vollumfänglich hinter dem Projekt der Gas-Pipeline Nord Stream 2. «Die grösste Unterstützung für seinen Kurs erhält Schröder von der deutschen Wirtschaft», stellen Bingener/Wehner fest.

Angela Merkel mochte Putin nicht. Trotzdem liess sie Sigmar Gabriel, ihrem Wirtschaftsminister in der Grossen Koalition, bezüglich Russland und Gas freien Auslauf. Und der Schröder-Kumpel Gabriel trat diesbezüglich – sorry für die etwas plumpe Metapher – kräftig aufs Gas. «Gabriels Amtszeit von 2013 bis 2017 nimmt auf dem Weg in die Abhängigkeit von russischem Gas eine Schlüsselstellung ein. Denn Deutschland wird in dieser Legislaturperiode zum energiepolitischen Geisterfahrer», so Bingener/Wehner.

In Zahlen ausgedrückt heisst dies: Vor Gabriels Amtsantritt im Jahr 2012 lag der russische Anteil am Gas in Deutschland bei 34,6 Prozent. Bei seinem Ausscheiden war er auf 54,9 Prozent geklettert. Selbstredend war Gabriel auch ein vehementer Verfechter von Nord Stream 2.

Der ehemalige Geheimdienstmann Putin wusste auch um die Wichtigkeit der «soft Power», dem kulturellen Einfluss. Deshalb schickte er seinen Vertrauten Wladimir Jakunin nach Berlin. Dieser gründete im Sommer 2016 ein Forschungsinstitut, das sich dem «Dialog der Zivilisationen» widmet. In Wahrheit handelt es sich dabei um ein Mittel in der hybriden Kriegsführung der Russen. Im Umfeld des Instituts tummeln sich denn auch Namen wie Harald Kujat, der ehemalige Bundeswehrgeneral, der uns immer wieder daran erinnert, dass die Ukraine den Krieg auf keinen Fall gewinnen kann. Oder Martin Schulz, der sich kurzzeitig Hoffnung aufs Kanzleramt machte. Oder Vaclav Klaus, der ehemalige Präsident Tschechiens, oder auch Alfred Gusenbauer, der ehemalige österreichische Kanzler und SPÖ-Vorsitzende.

Bundeskanzler Gerhard Schroeder besucht am Mittwoch, 14. Juli 2004, die Kleingarten-Anlage "Bismarckhain" in Gelsenkirchen und trinkt dabei ein Bier. Schon im Herbst finden in Nordrhein-West ...
Für ein Bier immer zu haben: Gerhard Schröder.Bild: AP

Erst unter Olaf Scholz begann der Einfluss von Schröder und seinem Netzwerk zu schwinden. «Andrea Nahles (die damalige Vorsitzende der SPD, Anm. d. Verf.) und Scholz wollen niemanden, der zur Schröder-Steinmeier-Gabriel-Connection gehört», so Bingener/Wehner.

Für Putin hingegen hat sich sein Einsatz für seinen Kumpel Schröder ausbezahlt. «Teil des Pakets war für Putin sicher Schröders fortwährende Macht in der SPD», so Bingener/Wehner. «Den Beteuerungen führender Sozialdemokraten, dass der ehemalige Parteichef nach seiner Amtszeit als Kanzler keinen grossen Einfluss mehr gehabt habe, aufgrund der Hartz-IV-Reformen geradezu verhasst gewesen sei, sollte man keinen Glauben schenken.»

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Gerhard Schröder und seine Ex-Doris
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Gerhard Schröder und seine Ex-Doris
Juni 2005: Der damalige Kanzler Schröder wartet mit seiner Frau auf die Ankunft des französischen Präsidenten Chriac.
quelle: x00493 / â© reuters photographer / reuter
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Propagandist droht Deutschland im russischen Staatsfernsehen
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158 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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josoko
13.04.2023 07:02registriert Januar 2021
Dieses Thema ist schon lange durch. Warum schreibt niemand über den eisernen Vorhang 2.0? Der Kreml hat letztes Jahr eine Superdatenbank angekündigt und am 1.4 fertig implementiert. Diese ist voll automatisiert. Die Russen bekommen den Meldebefehl per E-Mail und haben 20 Tage Zeit sich zu stellen. Dabei werden automatisch alle Rechte entzogen. Der Führerschein und Bankkonten werden gesperrt. Das Recht auf Immobilienverkauf und Kauf, sowie das Recht für die Gründung von Firmen elektronisch revoziert und die Personen mit Ausreisesperren belegt. George Orwell's Roman de Facto 1:1 umgesetzt.
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Bivio
13.04.2023 06:20registriert März 2018
Weite Teile der SPD und die merkel'sche CDU waren und sind teilweise immer noch sehr russophil.
Man hat die eigene Infrastrultur an Russland abgetreten und sich total abhängig von Putin gemacht.
Als Trump dies vor der UNO angesprochen und davor gewarnt hat, wurde das vom damaligen Aussenminister Maas mit schallandem Gelächter quittiert. Nun haben sie den Dreck.
Steinmeier, Mützenich, Steger, Schleswig u.a. sind immer noch aktiv in der Politik. Und Merkel bekommt den grossen Verdienstorden verliehen. Hat alles so ein Gschmeckle...
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Ichsagstrotzdem
13.04.2023 07:01registriert Juni 2016
Die Politiker und ihre Verstrickungen.
Und bei uns bringen sich alle in Position um die besten Karten im Spiel um die neue Schweizer Grossbank zu haben.
In einigen Jahren werden wir erfahren , was hinter den Türen tatsächlich besprochen und vereinbart wurde und was man der Bevölkerung glaubhaft gemacht hat.
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