In Samuel Becketts Theaterstück «Warten auf Godot» warten die zwei Protagonisten quälend lange auf eben diesen Godot, der nie erscheint. Ähnlich fühlen wohl viele Nicht-Trump-Fans. Sie sehnen sich ein Ereignis herbei, das dazu führt, dass der Ex-Präsident endlich zur Rechenschaft gezogen wird, ja im besten Fall sogar hinter Gittern landet.
Grund dafür gibt es reichlich: Zwei Impeachment-Verfahren hat Trump unbeschadet überstanden. Ebenso die Russland-Affäre, den Skandal um die Schweigegelder an den Pornostar Stormy Daniels, die Absicht, das G-7-Treffen auf einem seiner Golfresorts durchführen zu lassen und andere Versuche, finanziell vom Präsidentenamt zu profitieren.
Ein einziger dieser Skandale hätte wahrscheinlich jeden anderen zu Fall gebracht. Nicht so Trump. Stets ist es ihm gelungen, sich mit Lügen und Tricks auch aus den heikelsten Situationen zu befreien.
Auch die gestern veröffentlichte Anklage gegen seine Firma, die Trump Org, und deren Finanzchef Allen Weisselberg nimmt Trump auf die leichte Schulter. «Die haben mich jahrelang durchleuchtet, und das ist alles, was sie gefunden haben? Das ist ein totaler Witz», soll er gemäss «Washington Post» im kleinen Kreis gespottet haben.
Ob Trump tatsächlich mit einem Ausgang à la Godot rechnen kann, ist jedoch ungewiss. Die gestern veröffentlichten Anklagepunkte sind erst die Eröffnung in einem komplexen Schachspiel.
Vordergründig geht es dabei bloss um Steuerhinterziehung mit sogenannten «fringe benefits», Nebenleistungen, die Unternehmen ihren Angestellten gewähren. Doch die «New York Times» stellt klar: «Diese Anklagepunkte könnten bloss die Grundlage für die nächsten Schritte einer erweiterten Untersuchung sein, die sich auf Mr. Trump konzentriert.»
Trump ist keineswegs unantastbar. Und das sind die Gründe:
Die Anklage gegen Trump ist nicht nur ein juristischer, sondern auch ein politischer Hochseilakt. Die Regierung verhält sich dabei geschickt, will heissen, sie hält sich raus. Sowohl Präsident Joe Biden als auch sein Justizminister Merrick Garland umfahren das Thema weiträumig und vermeiden damit, sich dem Vorwurf auszusetzen, Trump aus politischen Motiven zu verfolgen.
Ganz anders Trump selbst. Er nimmt die vermeintliche «Hexenjagd» gegen ihn zum Anlass, Stimmung in eigener Sache zu machen. Wie im Wahlkampf will er in diesem Sommer wieder Rallys durchführen und sich dabei als politisches Opfer darstellen. Dabei stellt er in Aussicht, 2024 erneut anzutreten. «Das ist vielleicht seine beste Verteidigung», mutmasst George Conway in der «Washington Post».
Wird Trump also je zur Rechenschaft gezogen werden? Es ist noch zu früh, diese Frage zu beantworten. Im «New Yorker» hat Susan Glasser jedoch einen Trost für uns alle bereit: «Die simple Wahrheit lautet: Trump hat 2020 die Wahlen verloren, und niemand kann dies je rückgängig machen. Joe Biden sitzt nun im Weissen Haus. Das mag nicht genug Strafe sein für Trumps gesammelte Schandtaten – aber für ihn ist es alleweil eine gewaltige Strafe.»
Wir leben schon in interessanten Zeiten.
Eigentlich interessiert sich ja kein Schwein mehr für Donald Trump und seinen verbalen Dünnpfiff und DAS dürfte ihm in der Tat so richtig wehtun. (In eine Zelle gehört er trotzdem)