Rupert Murdoch zählt zu den mächtigsten Männern der Welt. Zuerst in Australien, dann im Vereinigten Königreich, und schliesslich in den USA war der Verleger so etwas wie ein Königsmacher. Auch Donald Trump wäre ohne Murdoch kaum je ins Weisse Haus eingezogen; und danach wurde Fox News sein Propaganda-Sender und Star-Moderatoren wie Sean Hannity wurden seine informellen Berater.
Jetzt aber hängt der Haussegen zwischen Trump und Murdoch schief. Der Verleger hatte den Immobilien-Tycoon persönlich nie gemocht – privat soll er ihn als «Idioten» betitelt haben –, ihn jedoch aus finanziellen und ideologischen Gründen stets unterstützt. Die Zwischenwahlen haben dies geändert. Trump ist für Murdoch offenbar kein Trumpf mehr, sondern eine Last.
Die Printmedien in Murdochs Imperium haben sich schon länger von Trump distanziert. Sowohl das Boulevard-Blatt «New York Post» als auch das noble «Wall Street Journal» äussern sich seit Längerem kritisch über den Ex-Präsidenten. Nun haben sie noch eine Schippe draufgelegt.
In Anspielung auf eine Figur aus «Alice in Wonderland» heisst es auf der Frontseite der «Post» in grossen Buchstaben: «Trumpty Dumpty». Im Inneren des Blatts bezeichnet der Star-Kolumnist John Podhoretz Trump als «toxisch» und vergleicht ihn mit Rattengift. Trump sei «der grösste Stimmenvernichter in der amerikanischen Geschichte», so Podhoretz.
Derweil stellt das «Wall Street Journal» in einem redaktionellen Kommentar fest: «Er (Trump) ist 2018, 2020, 2021 und 2022 gescheitert. Trump hat die Wahlen 2022 vermasselt (…), er hat die Republikaner von einem Fiasko zum nächsten geführt.»
Das entspricht den Fakten. Der Nicht-Erfolg der Grand Old Party (GOP) bei den Midterms ist zu einem beträchtlichen Teil Trump geschuldet. Wegen dessen Unfähigkeit, sich von der Big Lie zu lösen, haben es die Republikaner verpasst, ihre starken Themen wie die Inflation zu pushen. Wegen Trumps Loyalitäts-Wahn gewannen unfähige Kandidaten die Vorwahlen – und verloren dann die eigentlichen Wahlen. Das war alles absehbar.
Trotzdem hielt Fox News bisher eisern zu Trump. Nun aber zeigen sich auch in dieser Beziehung erste Risse. Seit dem Mittwoch räumt der Sender kritischen Trump-Stimmen aussergewöhnlich viel Platz ein. Trumps ehemalige Pressesprecherin Kayleigh McEnany – inzwischen wieder bei Fox News gelandet – forderte ihren ehemaligen Chef auf, seine Präsidentschaftskandidatur vorläufig auf Eis zu legen.
Star-Moderatorin Laura Ingraham entpuppt sich neuerdings gar als Trump-Bedenkenträgerin. «In einer Volksbewegung geht es um Ideen», erklärte sie jüngst. «Es geht nicht um eine Person. Merken die Wähler, dass jemand sein eigenes Ego und seinen eigenen Groll vor die Interessen des Landes stellt, dann schauen sie sich nach jemand anderem um.»
Nicht nur bei Fox News mehren sich die kritischen Stimmen. Winsome Earle-Sears beispielweise, die stellvertretende Gouverneurin von Virginia, war einst eine glühende Trump-Verehrerin. Nach dem Ausbleiben der erhofften «roten Welle» sagt sie nun: «Die Wähler haben gesprochen und haben gesagt, dass sie einen anderen Anführer wollen.»
Dieser Anführer soll nach dem Willen der Murdochs und anderer wichtiger Mäzene der GOP Ron DeSantis werden. Der Gouverneur aus Florida kann nicht nur eine glanzvolle Wiederwahl vermelden, er hat auch beide Kammern des Kongresses im Sunshine State erobert. Der ehemalige Günstling von Trump ist damit endgültig zu seinem gefährlichsten Herausforderer und zum neuen Liebling bei Fox News geworden.
Natürlich lässt sich Trump dies nicht gefallen. Er ist sofort zum Gegenangriff übergegangen, hat DeSantis einen spöttischen Übernamen verpasst (der Scheinheilige) und Fox News beschimpft: «News Corp, dem Fox gehört, das Wall Street Journal und die nicht mehr grossartige New York Post stellen sich nun hinter Ron DeSanctimonious, einen durchschnittlichen republikanischen Gouverneur mit einer herausragenden Propagandamaschine.» Weinerlich stellt der Ex-Präsident auch fest, dass er es war, der DeSantis seinerzeit entdeckt habe, und dass er im übrigen seinerzeit in Florida eine Million mehr Stimmen erzielt habe als sein neuer Rivale.
Der Enthusiasmus der GOP für DeSantis könnte sich tatsächlich als Schimäre erweisen. Dieser gilt bekanntlich als die intelligentere Ausgabe von Trump. Doch die Wähler mögen das Original nicht mehr. Das haben die Ausgangsbefragungen nach den Midterms ergeben. 60 Prozent gaben an, sie hätten keinen Bock mehr auf Trump. Inhaltlich vertritt DeSantiis die gleiche Politik. Weshalb sollten die Wähler also einen «Trump mit Gehirn» wollen?
Eigentlich hatte man erwartet, dass die Midterms zum Waterloo der Demokraten werden. Jetzt stellt sich zunehmend heraus, dass sie sich zu einem Debakel für die Republikaner entwickeln. Selbst wenn sie die Mehrheit im Abgeordnetenhaus erzielen – was wahrscheinlich ist –, dann sind ihre Zukunftsaussichten düster. Ein hässlicher Streit innerhalb der Partei ist kaum mehr zu vermeiden. Trump wird auf keinen Fall klein beigeben und sich würdevoll aufs Altenteil in Mar-a-Lago zurückziehen. Notfalls wird er die eigene Partei niederbrennen.
Kommt dazu, dass nicht nur Trump den Republikanern die «rote Welle» vermasselt hat. Sie sind auch an den jungen Wählerinnen und Wählern gescheitert. Diese haben mehrheitlich Demokraten gewählt, und zwar in grosser Zahl. Kein Wunder: Die Republikaner leugnen den Klimawandel und wollen die Abtreibung wieder verbieten. Warum also soll ein Millenial für sie stimmen? Die Konsequenzen für die GOP sind potenziell fatal: Ihre Wähler sterben aus, und die Jungen laufen ihnen davon.
Wahrscheinlich wird Trump am kommenden Dienstag seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024 bekannt geben. Er wird der Partei weiter schaden, und es wird ihm ein weiteres Mal völlig egal sein. Wie 2015 befindet er sich in der Rolle des Aussenseiters, der gegen das Partei-Establishment antritt und sich auf seine loyale Basis verlässt.
Bekanntlich kann man jedoch nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen. Diese Lektion muss Trump möglicherweise auf die harte Tour erfahren. Die Stimmung in den USA hat über Nacht gekehrt. Es scheint, dass die «besseren Engel» zumindest einen Teilsieg errungen und die Demokratie vorläufig gerettet haben.
Trump kann sich nicht mehr auf das Fieber des Populismus verlassen – und auch nicht mehr auf Twitter. Elon Musk ist im Begriff, diese noch vor kurzem politisch so einflussreiche Plattform gegen die Wand zu fahren.
Interessant ist auch der Stimmungswechsel bei der Weltwoche. Es scheint, dass Köppel immer erst schaut was Murdoch macht, um dann den gleichen Kurs zu fahren.
Köppel vergisst jedoch, dass in der Schweiz die politische Ausbildung der Bevölkerung besser ist als in den meisten Staaten. Daher hat er auch eine grössere Fangemeinde in Deutschland als in der Schweiz.
ABER
Was nun diese ehemaligen Trump-Fan vom Stapel lassen ist kaum besser als das was Trump so alles verbrochen hat.
Trump, seine Partei und seine ehemaligen Fans sind nun wirklich der Abschaum der amerikanischen Gesellschaft.