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Militäroffensive gegen Kurden: Im Südosten der Türkei herrschen offenbar dramatische Zustände

Trauerzug für zwei kurdische Männer, die bei der jüngsten Offensive des türkischen Staats ums Leben kamen. 
Trauerzug für zwei kurdische Männer, die bei der jüngsten Offensive des türkischen Staats ums Leben kamen. 
Bild: SERTAC KAYAR/REUTERS

Militäroffensive gegen Kurden: Im Südosten der Türkei herrschen offenbar dramatische Zustände

21.12.2015, 17:1921.12.2015, 17:31
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Als Folge einer Armeeoffensive in der kurdisch geprägten Südosttürkei ist die Lage der Bevölkerung nach Angaben von Augenzeugen dramatisch. Der Ort Silopi nahe der irakischen Grenze sei von Panzern eingekreist, sagte der Parlamentsabgeordnete der prokurdischen Oppositionspartei HDP, Ferhat Encü, der Nachrichtenagentur dpa am Montag am Telefon. Encü hält sich zurzeit in Silopi auf.

Die Stadt liege unter schwerem Mörserbeschuss, sagte er. «Uns erreichen Hilferufe von Menschen, die sagen, dass sie sich seit sieben Tagen im Keller verstecken und Hilfe brauchen.» In manchen Viertel gebe es keine intakten Häuser mehr, die Gebäude seien zerstört oder in Brand gesetzt worden.

«Uns erreichen Hilferufe von Menschen, die sagen, dass sie sich seit sieben Tagen im Keller verstecken und Hilfe brauchen»
Ferhat Encü, HDP-Abgeordneter

Schwere Gefechte in mehreren Regionen

Sicherheitskräfte durchsuchten ohne richterliche Anordnung Wohnungen. Leichen lägen auf der Strasse und könnten wegen der Kämpfe nicht abgeholt werden, berichtete Encü. Unabhängige Überprüfungen der Angaben sind in Gebieten unter Ausgangssperre nicht möglich.

Sicherheitskräfte gehen im Südosten der Türkei gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Die Konfliktparteien liefern sich schwere Gefechte. In mehreren Regionen wurden Ausgangssperren verhängt, darunter in den Orten Silopi, Cizre, Nusaybin und dem Viertel Sur in der Kurdenmetropole Diyarbakir.

Militanter Protest in Istanbul gegen den türkischen Militäreinsatz im Südosten des Landes.
Militanter Protest in Istanbul gegen den türkischen Militäreinsatz im Südosten des Landes.
Bild: Omer Kuscu/AP/KEYSTONE

Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, die Polizei habe am Montag in der Provinz Sirnak eine von HDP-Abgeordneten angeführten Protest gegen die Ausgangssperren aufgelöst und dabei Tränengas eingesetzt. (tat/sda/dpa)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Smart as hell
21.12.2015 21:32registriert November 2015
Jaja, und diese Türkei gehört ja, wie man hört, zu Europa genau wie Frankreich oder Spanien und ist darum selbstredend Beitrittskandidat in die EU. Eine Minute später wird dann ohne rot zu Erden von den Menschenrechten und von europäischen Werten gefaselt die es hochzuhalten gelte. Nicht zu fassen diese Heuchelei.
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karl_e
21.12.2015 23:49registriert Februar 2014
Die osmanischen Sultane von damals waren meist wesentlich humaner und nicht rassistisch wie ihre "fortschrittlichen" republikanischen Nachfolger von Atatürk bis Erdogan. Letzterer stellt sogar die diversen Militärdiktatoren in den Schatten, ganz zu schweigen von seinem Grössenwahn.
Und solch ein Land ist Beitrittskandidat der EU.
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Walter Sahli
21.12.2015 22:09registriert März 2014
"Sicherheitskräfte durchsuchten ohne richterliche Anordnung Wohnungen." Sicherheitskräfte? Übler Euphemismus!
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