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Mindestens 11 Tote und 475 Verletzte nach Erdbeben in Taiwan

Nach einem Erdbeben der Stärke 6,4 versuchen Rettungsteams die Bewohner eines eingestürzten Gebäudes in Tainan im Süden Taiwans zu bergen.
Nach einem Erdbeben der Stärke 6,4 versuchen Rettungsteams die Bewohner eines eingestürzten Gebäudes in Tainan im Süden Taiwans zu bergen.
Bild: Getty Images AsiaPac

Mindestens 11 Tote und 475 Verletzte nach Erdbeben in Taiwan

06.02.2016, 06:5206.02.2016, 14:10
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Bei einem schweren Erdbeben im Süden Taiwans sind mindestens 11 Menschen getötet und 475 verletzt worden. In einer gross angelegten Bergungsaktion suchten Rettungskräfte am Samstag in den Trümmern nach Verschütteten. Dutzende Menschen galten noch als vermisst.

Es wurde damit gerechnet, dass die Zahl der Opfer weiter ansteigt. Die Erdstösse erreichten die Stärke 6.4 und überraschten die Menschen am frühen Morgen um 3.57 Uhr Ortszeit im Schlaf. Von den 475 Verletzten konnte ein Grossteil nach der Behandlung im Spital wieder nach Hause gehen, berichteten die Behörden.

In der Zwei-Millionen-Metropole Tainan blieben die zumeist kleineren Häuser unbeschädigt, doch wurden mehrere höhere Häuser schwer beschädigt oder stürzten ein. Ein 16-stöckiges Wohngebäude kippte komplett auf die Seite. Die Behörden planen eine Untersuchung, ob es Mängel in der Struktur oder Bauweise gab.

Mindestens fünf Menschen wurden bei dem Erdbeben getötet.
Mindestens fünf Menschen wurden bei dem Erdbeben getötet.
Bild: Wally Santana/AP/KEYSTONE

In dem Hochhaus waren rund 250 Menschen behördlich gemeldet. Bis zum Abend wurden neun Tote dort gefunden. Unter ihnen ist ein erst zehn Tage alter weiblicher Säugling.

Die Mehrheit der Bewohner konnte lebend geborgen werden. Doch waren am Abend noch Menschen dort eingeschlossen oder verschüttet. Mit schwerem Gerät und Trägern mussten Wände gestützt werden, damit das Haus nicht weiter einstürzt.

Auch in den Trümmern anderer stark beschädigter Häuser wurden mehrere Menschen vermisst. Die Zahl der Toten stieg fast stündlich. Bei dem Beben wurde eine 56-jährige Frau von einem herabfallenden Wassertank erschlagen. Auch erlag ein 40-Jähriger den schweren Verletzungen durch umfallende Möbel in seinem Hotelzimmer.

Suche wird in der Nacht fortgesetzt

Mit Einbruch der Dunkelheit gestalteten sich die Bergungsarbeiten schwieriger. Auch wurde es empfindlich kalt für Taiwan, das sonst eher wärmere Temperaturen gewohnt ist. 1200 Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren mit Baggern, 23 Suchhunden und Spürgeräten im Einsatz, um Verschüttete zu finden und zu bergen.

Die Suche werde auch in der Nacht fortgesetzt, versicherte der Bürgermeister von Tainan, Lai Ching-te. Das Militär baute an vier Orten der Stadt Lager mit 1200 Betten für Obdachlose auf. Präsident Ma Ying-jeou flog sofort ins Erdbebengebiet.

Das Tsunami-Warnzentrum für den Pazifik teilte mit, es bestehe keine Gefahr einer Riesenwelle.
Das Tsunami-Warnzentrum für den Pazifik teilte mit, es bestehe keine Gefahr einer Riesenwelle.
Bild: DAVID CHANG/EPA/KEYSTONE

Das Epizentrum des Erdbebens lag in Meinong nahe der Hafenstadt Kaohsiung. Die Region ist dicht besiedelt. Allein in der südlich von Tainan gelegenen Stadt Kaohsiung leben 2.8 Millionen Menschen. Zeitweise war die Strom- und Wasserversorgung für Hunderttausende unterbrochen. Das Beben war auf der ganzen Insel zu spüren.

Die Erdstösse überraschten auch Superstar Madonna und ihre Musiker, die auf ihrer Rebel Heart Tour in Taiwan sind. Ihr Manager Guy Oseary schrieb aus dem 350 Kilometer entfernt gelegenen Taipeh auf Instagram: «Erdbeben hier in Taipeh. Vier Uhr früh...Wir sind alle OK... Hoffe, dass es vorbei ist.» Am Samstagabend ist ein zweites Konzert von Madonna in Taiwans Hauptstadt geplant.

Vor chinesischem Neujahr

Das Beben ereignete sich nur einen Tag vor dem traditionellen chinesischen Neujahrsfest, das von Sonntag auf Montag beginnt. Es weckte schlimme Erinnerungen an das Beben von 1999, als 2400 Menschen ums Leben kamen. Damals wurde eine Stärke von 7.3 erreicht.

Die Hochgeschwindigkeitsbahn wurde im Süden streckenweise gestoppt, um Schienen auf Schäden zu untersuchen. Die Betreiber rieten vorerst von Fahrten in den Süden ab, was die Reisewelle über die Ferientage zum grössten chinesischen Familienfest behindern dürfte. Die normale Eisenbahn lief aber weiter, wenn auch mit verlangsamter Fahrt. (mbu/sda/dpa/afp)

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