Sie wurden geköpft, gehängt, erschossen oder bekamen die Giftspritze: Im Jahr 2015 wurden laut Amnesty International weltweit mehr Hinrichtungen vorgenommen als in jedem anderen der vergangenen 25 Jahre. Mit mindestens 1634 Hinrichtungen wurde ein neuer Höchststand erreicht, ein Anstieg um mehr als 50 Prozent gegenüber 2014.
Die wichtigsten Punkte aus dem 77-seitigen Amnesty-Bericht:
Die tatsächlichen Hinrichtungszahlen liegen Amnesty zufolge deutlich höher, da für China keine endgültigen Zahlen vorlägen. Im alljährlichen Todesstrafen-Bericht von Amnesty International ist von einem «dramatischen Anstieg» die Rede. Amnesty-Experte Oliver Hendrich sagte: «Diese Entwicklung ist besorgniserregend und verstörend.»
Fast 90 Prozent der von der Menschenrechtsorganisation registrierten Hinrichtungen entfallen auf den Iran, Pakistan und Saudi-Arabien. Laut dem aktuellen Jahresbericht liess der Iran 2015 mindestens 977 Menschen hinrichten (2014: mindestens 743), die meisten von ihnen wegen Drogenkriminalität. Im Iran werden auch Todesurteile gegen Minderjährige vollstreckt.
In Pakistan gab es mehr als 320 Hinrichtungen – die höchste Zahl, die Amnesty jemals für dieses Land dokumentierte. Saudi-Arabien richtete mindestens 158 Menschen hin (2014: mindestens 90). Bei den meisten Hinrichtungen in dem Land handelte es sich um Enthauptungen.
Das Land mit den meisten Hinrichtungen ist jedoch weiterhin China. Die genaue Zahl wird von der Volksrepublik als Staatsgeheimnis behandelt. Amnesty schätzt aber, dass die Zahl der Exekutionen weiterhin «in die Tausende» geht.
«Wir vermuten, dass China wieder mehr Hinrichtungen ausführen liess als der gesamte Rest der Welt zusammen», sagte Hendrich. Dies würde bedeuten, dass es im vergangenen Jahr weltweit mehr als 3200 Exekutionen gab. Andere Experten gehen von schätzungsweise 2400 Hinrichtungen im Reich der Mitte aus. Dies würde eine Mindestzahl von weltweit 4000 Hinrichtungen bedeuten.
Es gebe aber auch eine positive Entwicklung: Mit Fidschi, Madagaskar, der Republik Kongo und Suriname schafften 2015 vier weitere Staaten die Todesstrafe vollständig ab. Erstmals seien damit die Staaten, die die Todesstrafe noch verhängen, weltweit in der Minderheit. Für die USA registrierte Amnesty 28 Hinrichtungen, die niedrigste Zahl seit 1991.
Insgesamt wurde die Todesstrafe 2015 noch in 25 Staaten vollstreckt. In Europa vollstreckt als letztes Land nur noch Weissrussland die Todesstrafe. Im vergangenen Jahr gab es dort aber keine Hinrichtungen. 102 Staaten haben die Todesstrafe endgültig abgeschafft. (cma/sda/afp/dpa)