Nach dem Ende grossangelegter Militärmanöver der USA mit Südkorea hat Nordkorea erneut mit einem potenziellen Angriff mit Atomwaffen gedroht. Die selbst ernannte Atommacht bestätigte am Sonntag, einen Tag zuvor zwei militärische Lenkflugkörper abgefeuert zu haben. Zweck der Übung sei es gewesen, einen «taktischen Atomangriff» zu simulieren, berichteten die Staatsmedien. Nordkoreas Feinde sollten dadurch gewarnt werden. Unter Feinden versteht Pjöngjangs autokratische Führung vor allem die USA und Südkorea.
Die Starts von zwei Marschflugkörpern in Nordkorea, das wegen seines Atomwaffenprogramms international weitgehen isoliert ist, waren Samstagfrüh (Ortszeit) durch das Militär in Südkorea erfasst worden. Sie wurden demnach in das Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und China abgeschossen. Es wurden zunächst keine weiteren Details bekannt.
Den nordkoreanischen Medien zufolge wurde die Übung auf einen schriftlichen Befehl der zentralen Militärkommission der Arbeiterpartei hin ausgeführt. Dabei seien zwei «strategische Langstrecken-Marschflugkörper» mit Attrappen für nukleare Gefechtsköpfe abgefeuert worden. Sie seien 1500 Kilometer weit geflogen und dann über einem anvisierten Ziel im Gelben Meer zur Explosion gebracht worden.
Zu den Angaben gab es zunächst keine offizielle Reaktion aus Südkorea. Die nationale Nachrichtenagentur Yonhap zitierte jedoch am Sonntag einen Vertreter des Generalstabs in Seoul, wonach die Beschreibungen Nordkoreas offensichtlich übertrieben seien.
Nordkorea hatte zuletzt in der Nacht vom vergangenen Mittwoch auf Donnerstag zwei ballistische Kurzstreckenraketen abgefeuert. Später sprach es ebenfalls von einem simulierten «taktischen Nuklearangriff».
Erst am Donnerstag hatten Südkorea und die USA ihr elftägiges Militärmanöver «Ulchi Freedom Shield» in der Region beendet, zu dem neben Kampfjets auch strategische US-Bomber eingesetzt wurden. Pjöngjang wirft den USA und Südkorea regelmässig vor, mit ihren Militärübungen einen Angriff vorzubereiten - was von beiden Ländern bestritten wird.
Das Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas wird von den USA und ihren Verbündeten Südkorea und Japan als direkte Bedrohung gesehen. Nordkorea ist durch UN-Beschlüsse die Erprobung von ballistischen Raketen verboten, die – je nach Bauart – auch atomare Sprengköpfe tragen können. Tests von Marschflugkörpern unterliegen nicht den Sanktionen gegen Pjöngjang. Solche Waffen können aber ebenfalls für den Einsatz nuklearer Gefechtsköpfe genutzt werden. (sda/dpa)